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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Ein "Bataillon" gegen ECE-Einzelkämpfer
 
800 neue Jobs
 
Chancen sehen
 
"Gewissheit gibt es nicht"
Zwischenüberschrift:
Einzelhandel bleibt skeptisch - Einkaufszentrum am Neumarkt soll Paukenschlag werden
 
Was die Zuhörer von den ECE-Profis wissen wollten
Artikel:
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Originaltext:
Ein " Bataillon" gegen ECE-Einzelkämpfer

Einzelhandel bleibt skeptisch - Einkaufszentrum am Neumarkt soll ein " Paukenschlag" werden

ECE drückt aufs Tempo: Die Grundsatzentscheidung für ein Einkaufszentrum im Justizviertel soll in diesem Frühjahr fallen, das Gericht bis Mitte 2006 ausgezogen sein und das ECE-Center im Sommer 2008 eröffnet werden. Da staunten die über 200 Zuhörer im Parkhotel.

Die Einkaufszentrum-Entwicklungsgesellschaft ECE aus Hamburg legte am Dienstagabend ihre Pläne offen und warb für eine gemeinsame Strategie zur Stärkung der " Handelszentralität" Osnabrücks. Der Osnabrücker Einzelhandel war dazu " in Bataillonsstärke" angerückt, wie der Geschäftsführer des Unternehmerverbandes Einzelhandel, Peter H. Konermann, sagte. Die Frontlinie war schnell klar: der City-Einzelhandel gegen den Großinvestor. Jörg Banzhaf und Jörg Wege, die beiden bei ECE für Osnabrück zuständigen Projektentwickler, kennen solche Gefechte. In fast allen Städten, die das Unternehmen aufs Korn nimmt, gehen Einzelhändler in Stellung oder auf die Barrikaden. Die " Atombombenexplosion" wurde oft zitiert an diesem Abend. Geprägt hatte das Wort L+ T-Chef Dieter Rauschen, der verheerende Folgen für den innenstädtischen Einzelhandel befürchtet, wenn das ECE-Center im und hinter dem Landgericht gebaut würde.

ECE will den Konflikt nicht, sondern im Schulterschluss mit dem City-Einzelhandel den Kern Osnabrücks als Handelszentrum für 800 000 Menschen interessant machen. Das gelinge nur mit einem " Paukenschlag", wie Jörg Banzhaf sagte. Und dieser Schlag muss so laut sein, dass die Menschen zwischen Bremen, Holland und Bielefeld ihn hören können und seinem Ruf nach Osnabrück folgen.

Das neue Zentrum am Kamp sieht Banzhaf nicht als Konkurrenz, sondern als gewünschte " Agglomeration", zu Deutsch: Anhäufung, Ballung. Der Einzelhandel, so seine These, lebe von der " Agglomeration" von Einzelhändlern. " Wir wollen den Einzelhandel dort erweitern und stärken, wo er stattfindet, in den Innenstädten nämlich." Deshalb sei die Zusammenarbeit zwischen Center und City-Marketing so wichtig. Die ECE-Center seien " keine Raumschiffe" ohne Anbindung zur City, so Banzhaf. Kundenbefragungen zeigten, dass 70 bis 80 Prozent der Center-Besucher auch die jeweilige Innenstadt besuchten.

ECE entwickelt und betreibt die Center. Garantiert werden Sauberkeit, Sicherheit, Unabhängigkeit vom Wetter. ECE lockt Massen mit offensiver Werbung, Kultur-und Freizeit-Veranstaltungen. Dafür zahlen die Mieter drei Euro pro Quadratmeter zusätzlich als Werbeumlage. Das macht für das in Osnabrück geplante Center einen Werbetat von einer Million Euro im Jahr.

Peter H. Konermannn bezweifelt, dass die ganze Innenstadt von diesem Werbeimpuls profitieren würde. Der Sprecher des Einzelhandels warnte vor einer " Lageverschiebung" Richtung südliche Innenstadt. Straßen nördlich des Nikolaiortes würden abgehängt. Wäre das ECE-Center nicht " etwas zu viel für Osnabrück?", fragte Konermann. Diese Frage soll ein vom Stadtrat in Auftrag gegebenes Gutachten beantworten, dessen Ergebnisse im Frühjahr vorliegen sollen.

Das würde in den Zeitplan von ECE passen.( hin)

Zur Sache

800 neue Jobs

Investition: 120 Millionen Euro allein durch ECE. Hinzu kommen Investitionen der künftigen Mieter in Ladeneinrichtungen. Mischung: ECE will 50 Prozent an lokale Betriebe und 50 Prozent an Filialisten vermieten. Feste Bestandteile sind ein " Schlemmermarkt", Restaurants (im Landgerichtsgebäude), so genannte Magnete, die hohe Kundenfrequenz erzeugen. Mieten: Die Mieten werden gestaffelt, um alle Branchen bedienen zu können. Der Lebensmittelhandel zahlt deutlich weniger als etwa die Bekleidungs- oder Kosmetikbranche.

Gebäude: Geplant ist ein dreistöckiges Gebäude hinter dem Landgericht. Die denkmalgeschützten Teile des Landgerichts bleiben erhalten. Der Haupteingang wird dem Entwurf zufolge an der Johannisstraße sein. Weitere Eingänge sind im heutigen Hauptportal des Landgerichts, am Kollegienwall und an der Straße " Am Landgericht". Von der südlichen Johannisstraße soll es einen direkten Fußweg geben. Die Galerie wird im Innern von Tageslicht erhellt.

Parken: Zwei Decks mit 800 Stellplätzen. Arbeitsplätze: ECE geht von 1 000 Arbeitsplätzen aus, die in der Bau- und Planungsphase durch das Projekt unmittelbar neu entstehen. Für den Betrieb des Centers sollen 800 Stellen dauerhaft geschaffen werden.

ECE: von Werner Otto (Otto-Versand) gegründet. 8, 4 Milliarden Eurojahresumsatz. Internet: www.ece.de

ECE-Galerie

Chancen sehen

Von Wilfrled Hinrichs

Keine Frage: Eine Einkaufsgalerie, wie sie ECE am Landgericht plant, würde unsere Stadt verändern. Die Schwerpunkte würden verschoben, neue Magnete die Wege der Kunden umlenken, heutige 1 a-Lagen ihren Rang verlieren. Die Angst des Einzelhandels ist nachvollziehbar.

Doch betrachten wir die Pläne auch aus der Sicht der Kunden. Wo bummeln wir am liebsten? Dort, wo es viele Geschäfte gibt, wo es belebt ist, wo eine Stadt Atmosphäre hat, wo es günstig ist, wo sich Pflicht- und Lusteinkauf verbinden lassen. Die Fachleute nennen das " Handelszentralität". Eine Stadt, die ihre Funktion als Handelszentrum nicht offensiv verteidigt, hat im Konkurrenzkampf der Regionen bald verloren. Wenn Münster, Bielefeld oder Cloppenburg große Center bauen, die bis ins Osnabrücker Land ausstrahlen, dann wird der städtische Einzelhandel tatsächlich Grund zum jammern haben. ECE birgt ein Risiko wie jede Veränderung, aber auch die Chance, einen entscheidenden Vorsprung zu gewinnen. Die Kamp-Promenade ist zu klein, um allein diese Wirkung zu entfalten.

Wirklich Sorgen machen müssen sich die Handeltreibenden in den kleinen Zentren der Umlandgemeinden, die nicht nur auf Nahversorgung ausgerichtet sind. Ihnen ist es in den vergangenen Jahren gelungen, Kunden aus der Stadt zu gewinnen. Wie lange noch?

DIE DISKUSSSION ist eröffnet: ECE-Projektentwickler stellten auf Einladung von CDU und FDP das Konzept für eine Einkaufsgalerie vor. Von links: Jörg Wege (ECE), Thomas Thiele (FDP), Moderator Reinhard Alscher (Mittelstandsvereinigung), Irene Thiel (CDU) und Jörg Banzhaf (ECE). Foto: Klaus Lindemann

Fragen und Antworten

" Gewissheit gibt es nicht"

Was die Zuhörer von den ECE-Profis wissen wollten

Die ECE-Projektentwickler Jörg Banzhaf und Jörg Wege wurden während der Veranstaltung am Dienstagabend im Parkhotel mit kritischen Fragen konfrontiert. Hier eine Auswahl der Fragen und die Antworten.

" Wer profitiert von einem Einkaufscenter? Es sind doch nur jene Einzelhändler, die in unmittelbarer Nähe liegen, also an der Johannisstraße, am Neumarkt, an der Großen Straße bis zum Nikolaiort."

Es komme darauf an, die Einzelhändler zu begeistern. " Machen Sie mit", so Jörg Banzhaf. Neue Kunden aus dem weiteren Umland seien nur zu erreichen, wenn ein Projekt eine gewisse Größenordnung überschreite., " Wenn man zu klein rangeht, macht man sich gegenseitig Konkurrenz", so Banzhaf. Dann werde der vorhandene Kuchen nur neu aufgeteilt. ECE wolle den Kuchen vergrößern.

" Was geschieht mit dem Busverkehr?"

Der soll in der Johannisstraße bleiben, damit Kunden vor der Tür des ECE-Centers aussteigen können.

" Wie stellt sich ECE den Neumarkt künftig vor?"

Banzhaf und Wege sprechen sich gegen eine Sperrung für den Autoverkehr aus. Die Trennung der Verkehrsträger sei ein Fehler, so Banzhaf. Autos und Fußgänger könnten eine Zone gemeinsam nutzen. Wichtig sei, dass das Tempo gedrosselt je, um den Durchgangsverkehr unattraktiv zu machen. Quell- und Zielverkehr sei dagegen erwünscht. Über die weitere Gestaltung des Neumarktes müsse mit allen Beteiligten noch gesprochen werden.

" Wie erklärt ECE die Situation in Hamm?" (Dort stehen im Bahnhofsviertel in der Nachbarschaft des Centers Geschäfte leer)

Banzhaf: " Ich möchte heute Abend eigentlich nicht über andere Städte sprechen" (Zwischenruf: " Feige"). Die Integration eines Centers gelinge nicht überall gleich gut. Entscheidend seien die Lage und die Bindung zum bestehenden Einzelhandel. " Man muss gemeinsam agieren."

" Nach der Stellplatzsatzung der Stadt müsste ECE 1 000 Parkplätze anbieten. Sie haben nur 800 eingeplant."

Banzhaf: " Darüber ist noch nicht zu Ende diskutiert."

" Wie wollen Sie sicherstellen, dass die Filialisten, die jetzt in der Großen Straße sind, nicht allesamt in das neue Center einziehen und Billigläden in die Fußgängerzone nachziehen?"

Banzhaf ist überzeugt, dass die meisten bleiben werden". Eine Gewissheit gebe es allerdings nicht. Eine Verlagerung sei nicht auszuschließen. " Wichtig ist, dass die Stadt stark ist. Dann ist es auch leicht, freie Ladenflächen neu zu vermieten."

" Es gibt schon genug freie Läden. Woher wollen Sie die Mieter nehmen?"

Einzelhandel lebe von der Ballung von Geschäften. " Denn die Kunden gehen dorthin, wo Angebot und die Aufenthaltsqualität groß sind." Kurzum: Wo viel ist, kann noch mehr kommen.

" Gibt es ECE-Center, die geschlossen wurden?"

Nein.

" Welchen Umsatz erwarten sie in Osnabrück?"

ECE geht aus von einem Umsatz von 3 500 Euro pro Quadratmeter Ladenfläche. Das macht bei der für Osnabrück geplanten Größe einen Umsatz von 80 Millionen Euro im Jahr.

" Wie ermittelt ECE die Größe eines Centers? Konkret: Warum 25 000 Quadratmeter in Osnabrück?"

Es gebe keine Faustformel, so Banzhaf. Fest stehe, dass der Flächenbedarf steige, weil die Ladeninhaber größere Lager vorhalten müssten. Beispiel: " Wenn ein Kunde einen Schuh im Schaufenster sieht, will er den in seiner Größe auch kaufen können sonst geht er in den nächsten Laden." Osnabrück habe ein " unglaublich großes Einzugsgebiet", so der Projcktentwickler weiter. Deshalb sei die Größe angemessen. (hin)
Autor:
hin


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