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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Christbaum ist nicht gleich Christbaum
 
Ausgetrickst
 
Grüne Zweige sollen Dämonen vertreiben
 
Wissenswertes rund um den Tannenbaum
Zwischenüberschrift:
Die Nordmanntanne ist der absolute Renner - Ökologischer Anbau ohne "chemische Keule"
 
Tradition des Weihnachtsbaumes geht bis ins vierte Jahrhundert zurück- Seit 1900 fester Bestand
Artikel:
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Originaltext:
Die Nordmanntanne ist der absolute Renner - Ökologischer Anbau ohne " chemische Keule"

Von Dirk Meyer (Text) und Gert Westdörp (Fotos)

Noch elf Tage bis Weihnachten. Nicht nur Geschenke für die Lieben müssen besorgt werden, das Wichtigste ist natürlich ein schöner Tannenbaum. Schließlich soll wie in jedem Jahr ein ausgesuchtes Schmuckstück im Wohnzimmer stehen. Vom dritten Adventswochenende bis zum Heiligenabend läuf der Christbaumverkauf in der Stadt und im Landkreis traditionell auf Hochtouren.

Blaufichte oder Rotfichte, Nordmanntanne oder Nobilistanne - die Auswahl im Weihnachtsbaum-Angebot ist groß. Absolut im Trend ist seit rund acht Jahren die Nordmanntanne. Sie hat besonders zwei Vorteile, die als Kaufargument ziehen: Die Nadeln haften relativ lange und sie sind weich und stechen nicht.

Deshalb entscheidet sich auch Katja Conrads für das edle Exemplar. " Früher hatten wir Blaufichten, aber nach dem Schmücken waren immer die Hände von den harten Nadeln zerstochen", berichtet sie. Am Verkaufsstand an der Dominikanerkirche nahm sie gestern die ersten Wunschexemplare in Augenschein. Gekauft wird später, und die endgültige Wahl soll ihr Ehemann treffen, sagt sie. " Der freut sich schon."

Auch Ingeborg Petersson weiß bereits, wo sie ihren Weihnachtsbaum platzieren wird. " Im Garten, mit einer Lichterkette beleuchtet." Aufgestellt wird er so, dass man ihn vom Wohnzimmer aussehen kann. " Wir brauchen keinen großen Christbaum, denn wir fahren nach den Feiertagen in den Urlaub." Am Stand von Heinz Droste an der Dominikanerkirche ist ihre Wahl schnell auf eine Blaufichte gefallen. Die lässt sie sich vom Verkäufer nach Hause liefern.

Käufer stehen vor der Qual der Wahl

Ingeborg Petersson hat sich frühzeitig um einen Baum für das Weihnachtsfest gekümmert, " aber der Verkauf am Heiligabend nimmt immer mehr zu", erklärt Heinz Droste. Im vergangenen Jahr hat er an der Dominikanerkirche am letzten Tag noch 16 Stück verkauft, am Verkaufsstand an der Hannoverschen Straße waren es sogar 60 Tannenbäume. Der Letzte ging noch um 16 Uhr über den Tresen.

Wer einen passenden Weihnachtsbaum sucht, steht vor einer riesigen Auswahl. Viele Verkäufer sind seit langem im Geschäft. Erst im zweiten Jahr verkauft Änne Witte auf ihrem Hof in Bissendorf-Wulften Tannenbäume. Eigentlich ist sie gelernte Freiraumplanerin und betreibt seit langen Jahren an der Belmer Straße eine Staudengärtnerei. Vor zwei Jahren hat sie eine benachbarte zwei Hektar große Kulturfläche mit Weihnachtsbäumen dazugepachtet.

Änne Witte setzt dabei für die Pflege ihrer Weihnachtsbäume auf ein ganz spezielles Team: auf Ehemann Hubert und vier Shropshire-Schafe. Zusammen mit der Anpachtung der Fläche wurden die Tiere seinerzeit angeschafft.

" Wir verzichten auf die chemische Keule und setzen auf den ökologischen Anbau", erklären Änne und Hubert Witte. Ihre Schafe beweiden die Fläche zwischen den Nadelbäumen und befreien die Kulturfläche von unerwünschtem Unterwuchs. Die spezielle Züchtung aus England ernährt sich nur von krautigen Pflanzen, von Gräsern, aber auch von wilden Laubgehölz-Sämlingen. An den Astspitzen der Koniferen haben die Schafe daher geschmacklich kein Interesse.

Bei Änne Witte gibt es als Weihnachtsbäume vorwiegend Nordmanntannen, Rot-und Blaufichten zu kaufen. Wie ein festlich geschmückter Baum zu Großmutters Zeiten einmal ausgesehen hat, aber auch als pfiffige Idee für das diesjährige Fest zeigt sie heute unter anderem bei einem Adventsmarkt auf ihrem Hof.

DEN DURCHBLICK bewahrt Heinz Droste stets. Seit vielen Jahren verkauft er Tannenbäume und bemüht sich, für jeden Kunden den richtigen Baum bereitzuhalten. An der Dominikanerkirche und der Hannoverschen Straße hat er seine Stände. Immer mehr Kunden kommen zu ihm und kaufen den Baum auf den letzten Drücker.

ALTE TRADITION: Früher wurde der Weihnachtsbaum mit Äpfeln, Lebkuchen und Nüssen dekoriert. Daran hält sich auch heute noch Änne Witte, wenn sie die Kränze zum Fest schmückt.

TIERISCHE UNTERSTÜTZUNG erhält Hubert Witte auf seinem Hof in Bissendorf-Wulften. Die vier Shropshire-Schafe helfen beim ökologischen Anbau der Tannenbäume. Die Tiere beweiden die Fläche zwischen den Nadelbäumen und befreien die Kulturfläche von unerwünschtem Unterwuchs.

Grüne Zweige sollen Dämonen vertreiben

Tradition des Weihnachtsbaumes geht bis ins vierte Jahrhundert zurück- Seit 1900 fester Bestand

Der Weihnachtsbaum erstrahlt jedes Jahr in vielen leuchtenden Farben. Heiligabend ohne Tanne ist wie das Christkind ohne Flügel oder Ostern ohne Hasen. Doch woher stammt der Brauch vom Weihnachtsbaum?

Im Jahr 388 wird die erste Weihnachtspredigt gehalten. In einer sprühenden Rede spricht in Antiochien Chrisostomus von dem Fest als Geburtsstätte aller Feste - der Geburt Jesu Christi. Im vierten Jahrhundert werden die germanischen Kulte fortgesetzt. Immergrüne Zweige sollen Dämonen und Geister vertreiben und das Frühjahr bringen. Im sechsten Jahrhundert erklärt Kaiser Justitian das Weihnachtsfest zum gesetzlichen Feiertag.

Erst ein Jahrhundert später wird der Weihnachtsfestkreis liturgisch festgelegt. Der bayrische Spielmann Sperrvogel singt 1170 von den geweihten Nächten: " Ze wihen Nahten" - Weihnachten. Den ersten Weihnachtsbaum, noch ohne Kerzen und Lichter, aber mit Lebkuchen, Äpfeln, Goldstreifen, gefärbten Nüssen und Papier geschmückt, sollen Bäckerknechte aus Freiburg im Heilig-Geist-Spital aufgestellt haben.

Ein Kupferstich von Lucas Cranach dem Älteren zeigt 1509 den ersten mit Lichtern geschmückten Tannenbaum. Um 1605 sollen dann erste geschmückte, aber kerzenlose Bäume in Straßburg die Stuben verschönert haben. Es dauert weitere 150 Jahre, bis in einer Berliner Zeitschrift ein Bericht vom " neuen Brauch" erscheint, Fichten mit goldenen und roten Kartoffeln geschmückt als Zimmerschmuck zu verwenden. Und 1770 berichtet auch Goethe von mit Kerzen und Schmuck behangenen Weihnachtsbäumen in Straßburg. 1815 wird der Weihnachtsbaum endgültig eleganter Mittelpunkt der Familie, 50 Jahre später wird der Christbaumschmuck industriell hergestellt.

Für großes Aufsehen sorgte 1882 in den USA die weltweit erste mit elektrischem Licht beleuchtete Christtanne. Seit 1900 ist der Weihnachtsbaum schließlich in seiner heutigen Form fester Bestandteil in Städten, Vorgärten und Wohnstuben.

Wissenswertes rund um den Tannenbaum

Durchschnittspreise:

Etwa 13 Euro je laufenden Meter müssen Käufer in Osnabrück und Umgebung für eine Nordmanntanne erster Güte auf den Tisch legen. Der Preis ist damit in den vergangenen Jahren relativ stabil geblieben. In Großstädten in Norddeutschland und dem Ruhrgebiet wird es bei gleicher Qualität teurer. Da kostet die " Abies Nordmannia", wie die Tanne im Fachjargon heißt, als Christbaum rund 17 Euro je Meter. Schlechtere Qualitäten, Nordmanntannen der zweiten oder dritten Wahl bis zwei Meter Größe sind bereits zwischen 7, 50 und 12 Euro zu haben.

Herkunft:

Das Saatgut für die Nordmanntannen kommt weitgehend aus dem Kaukasusgebiet. Der Samen guter Bäume wird dort aus den Zapfen geerntet und weltweit an Aufzuchtbetriebe verkauft. Vier Jahre dauert es, bis aus dem Samen ein verkaufsfertiger Setzling wird. Die regionalen Weihnachtsbaumzüchter sorgen dann mit viel Pflegeaufwand für das richtige Wachstum. Rund zehn Jahre dauert es Insgesamt, bis die Nordmanntanne die richtige Qualität für einen ansehnlichen Weihnachtsbaum erlangt. Mit Beginn der Adventszeit werden die verkaufsreifen Bäume geschlagen, ausgezeichnet und stehen zur Abholung durch Käufer bereit.

Der größte Weihnachtsbaum der Welt...

... steht erneut auf dem Dortmunder Weihnachtsmarkt. Aus 1 700 Fichten wurde auf einer 18 mal 18 Meter großen Grundfläche ein rund 45 Meter hohes Prachtexemplar errichtet. Beleuchtet wird der Dortmunder Weihnachtsbaum des Markthandel-und Schaustellerverbandes mit 13 000 Lämpchen und leuchtenden Ornamenten mit Sternchen und Rentierschiltten. Seit 1998 steht die Fichte als weltweit größter Christbaum regelmäßig im Guinnessbuch der Rekorde.

Digitaler Baum:

Natürlich bietet auch das Internet eine Plattform für Weihnachtsbaum-lnteressenten. Wer nur einen virtuellen Baum auf seinem Computerbildschirm sehen will, kann sich mit dem Weihnachtsbaum-Konfigurationstool zum Beispiel auf der Homepage von Uwe Brinkmann (www.bingo-ev.de) einen Baum mit Kerzen, Lebkuchenherzen und bunten Kugeln zusammenstellen.

Weihnachtsbaum aus dem Internet:

Wer keine Lust hat, sich in den Trubel zu stürzen, um einen Weihnachtsbaum zu kaufen, kann das bequem auch von Zuhause aus am Computer erledigen: " Neckermann macht' s möglich." Das Kaufhaus bietet mit einem Kooperationspartner Nordmanntannen, Nobllistannen und Blaufichten in verschiedenen Größen ab 19, 50 Euro zuzüglich Versandkosten an. Das besondere daran: Jeder Baum ist extra fotografiert und ausgezeichnet. Der eigene Wunschbaum kann somit vorher via internet besichtigt werden. Weihnachtliches Ambiente, die Tasse Glühwein und selbst gebackene Kekse gibt es bei dieser Kaufvariante allerdings nicht dazu.

Ausgetrickst

Ein selbst geschlagener Weihnachtsbaum für die heimische Stube ist für so manchen immer noch das Maß aller Dinge. Und einen besonderen Reiz scheint das " heimliche Schlagen" als Nacht-und-Nebel-Aktion auszuüben. Nur lässt sich in der Dunkelheit die Qualität eines Baumes nur schwerlich abschätzen. Till ist jetzt eine Geschichte zu Ohren gekommen, wie ein Förster aus dem Landkreis einem potenziellen Weihnachtsbaum-Dieb ein Schnippchen geschlagen hat. Der Waldmann sah nämlich auf einem seiner Rundgänge am Rande einer Schonung das Ende einer Wäscheleine im Graben liegen. Die Leine führte ihn zu einer schmucken Tanne, die offenbar schon als heimlicher Christbaum auserkoren war. Spitzfindig löste der Förster die Wäscheleine vom Prachtexemplar, band sie an " den krüppeligsten Tannenbaum weit und breit" und legte das andere Ende der Leine wieder in den Graben. Ob sich der Weihnachtsbaum-Schläger mit des Försters Auswahl zufrieden gab, ist Till bislang leider nicht bekannt. Besser ist es aber allemal, sich seinen Wunschbaum bei einem der zahlreichen Verkaufsstände in und um Osnabrück auszusuchen. Und wenn die ganze Familie dabei Mitspracherecht hat, hat ds doch auch seinen Reiz.

Bisübermorgen
Autor:
Dirk Meyer, Till


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