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Da glaubt man gar nicht, dass das ein Tier ist
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Etwas für die Ohren: Die Ausstellung "Tiere als Musikanten" im Museum am Schölerberg
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Originaltext:
Da glaubt man gar nicht, dass das ein Tier ist

Etwas für die Ohren: Die Ausstellung " Tiere als Musikanten" im Museum am Schölerberg

Von Rainer Lahmann-Lammert

" Das hört sich so an, als wenn einer leise die Treppen runtergeht." Marco (9) rüttelt an seinem Kopfhörer und verdreht die Augen: " Das klackert, da glaubt man gar nicht, dass das ein Tier ist!" Der Grundschüler aus der vierten Klasse ist einem Gecko begegnet. Nicht in freier Wildbahn, sondern rein akustisch, in der Ausstellung " Tiere als Musikanten", die noch bis zum 10. August im Museum am Schölerberg - Natur und Umwelt - gezeigt wird.

Vögel zwitschern, Mücken summen, Hunde bellen und Frösche quaken. Was Menschen erheitert, belästigt oder sogar Angst einflößt, hat für die Tiere eine ganz andere Bedeutung. Sie erzeugen Laute, um ihresgleichen Botschaften zu übermitteln. Dabei geht es in erster Linie um Revierabgrenzung, Partnerfindung, Abwehr oder Drohgebärden, wie das Naturkundemuseum Leipzig vermerkt, das die Wanderausstellung konzipiert hat.

An 15 Stationen können die Museumsbesucher horchen, wie Insekten, Amphibien und Reptilien, Säugetiere, Fische und Vögel klingen. Auf den ersten Blick wenig spektakulär, weil eben nicht das Auge, sondern das Ohr angegesprochen wird. Der Aha-Effekt stellt sich erst ein, wenn man sich den Kopfhörer aufsetzt und ein wenig Zeit nimmt. Dr. Dietmar Grote vom Museum am Schölerberg ist aufgefallen, dass sich eher die ganz jungen und die etwas reiferen Museumsbesucher diesem Hörerlebnis hingeben, aber nicht die in der Altersgruppe zwischen 15 und 45.

Beeindruckt hat ihn die Begegnung mit einem Angler, der seit 30 Jahren Fische fängt, aber zum ersten Mal erfahren hat, welche Laute sie unter Wasser ausstoßen. In der Ausstellung ist es der Knurrhahn, der im Schlamm südamerika-

" Der Igel hört sich an wie ein Schwein"

nischer Tropengewässer nach Würmern und Schnecken sucht. Das dumpfe, knurrende Geräusch erzeugt er mit seiner Schwimmblase.

Aber auch in der heimischen Fauna gibt es manches Geräusch zu entdecken, das den meisten Zweibeinern fremd erscheint. Selbst das Brummen der Stubenfliege löst manche Irritation aus: " Ich dachte, da kommt ein Flugzeug", malt die zehnjährige Hanna von der Grundschule Lohe aus Bad Oeynhausen aus. Immerhin: Der satte Sound von 330 Flügelschlägen pro Minute könnte, elektronisch verstärkt, manchem benzingetriebenen Brummer Respekt einjagen.

Auch andere Zwerge erheben so eindrucksvoll ihre Stimme, dass Verwechslungen drohen: " Der Igel hört sich an wie ein Schwein", wundert sich der neunjährige Patrick aus dem ostfriesischen Berenbur. Sein Klassenkamerad Marcel (10) fühlt sich von der Erdkröte an einen Hund erinnert. Und das helle Kreischen eines Siebenschläfers hätte er wohl eher den Äffchen im Zoo zugetraut. Marco (9) aus Bad

" Wie ein Kurzschluss in der Musikanlage"

Oeynhausen muss dagegen an ein Huhn denken.

Nur wenige Kinder haben schon mal eine Fledermaus gesehen. " Bei uns ist mal eine abends über den Spielplatz geflogen!", erzählt die neunjährige Meike, aber nur die wenigsten wissen das kurze, gestoßene " pock" richtig einzuordnen, das die kleinen Flugsäuger zur akustischen Orientierung aussenden. Marcel (10) findet für das " komische Geräusch" anschauliche Worte: " Das hört sich an, als wenn man ein Band nimmt und daran zupft." Je größer das Tier, desto üppiger der Resonanzkörper. Vom Blauwal, dem Riesen der Ozeane, lässt sich ein dunkles Brummen vernehmen, das bei den Gameboy- und Computerkids die technischen Instinkte weckt: " Das klingt wie ein Kurzschluss in der Musikanlage!", findet Marcel nüchtern.

Sicher, jedes Geräusch ist eine Frage der Technik. Dass Grillen ihre Flügel aneinanderreiben, Klapperschlangen mit den Schuppen rasseln und Krokodile im Kehlkopf ihre Stimme bilden, gehört zu den Erkenntnissen, mit denen aufmerksame Ausstellungsbesucher das Museum verlassen. Aber vielleicht weckt das Hörerlebnis am Schölerberg ja auch die Sinne, um zu Hause in der Frühe bei geöffnetem Schlafzimmerfenster einfach nur mit Hingabe dem Gesang der Stare zu lauschen.

Froschkonzert

Wenn es um die Musik der Tiere geht, denkt Till an die Bremer Stadtmusikanten der Brüder Grimm. Oder an das Froschkonzert, das dem britischen Feldmarschall Montgomery den Schlaf raubte, als er im Frühjahr 1945 sein Quartier im Gut Ostenwalde bei Melle aufschlug. Der Heimatschriftsteller Wilhelm Fredemann hat auf wunderbare Weise beschrieben, wie der General die Dorfbevölkerung in Marsch setzte, um die quakenden Störenfriede mit Eimern und Wannen umzusiedeln. Ohne Erfolg. Nach kurzer Zeit kamen die Frösche wieder. Till ist froh drüber: Nur nicht unterkriegen lassen... Bismontag

FRÖSCHE QUAKEN, aber nicht überall: Pfeiffrösche und Geburtshelferkröten pfeifen, Pfeilgiftfrösche und Wechselkröten können sogar trillern.

DEUTSCHLAND sucht den Superstar, und Marco (rechts) lauscht im Museum am Schölerberg, welche Töne der ganz normale Star von sich gibt. Foto: Detlef Hees

KLEINE URSACHE, große Wirkung: Wenn die Grille ihre Flügel aneinanderreibt, ist das nicht zu überhören.

SEINE STIMME wird im Kehlkopf erzeugt: Der Gecko, ein Reptil aus Asien, kann zirpen, piepsen und miauen.

ZUSTÄNDIG für das Sommerwetter ist der Siebenschläfer natürlich nicht. Aber wer hat ihn schon einmal kreischen gehört?

SEIN SCHNAUFEN hat schon viele irritiert: Der Igel gibt Geräusche von sich, die ihm viele Menschen gar nicht zutrauen. Und die Fledermaus (hier das Große Mausohr) stößt Schallwellen zur Orientierung aus. Fotos: AP - dpa

Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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