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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Die ganze Herrlichkeit für die Gerechtigkeit
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Seit 125 Jahren steht das Landgericht am Neumarkt - Auch andere Behörden wollten unbedingt an diesen Standort
Artikel:
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Originaltext:
Die ganze Herrlichkeit für die Gerechtigkeit

Seit 125 Jahren steht das Landgericht am Neumarkt - Auch andere Behörden wollten unbedingt an diesen Standort

Von Rainer Lahmann-Lammert

Der Neumarkt war schon immer eine gute Adresse für die Staatsgewalt. Seit 125 Jahren steht das Landgericht an diesem zentralen Platz, der Nahtstelle zwischen Altstadt und Neustadt. Aber damals war es keine Selbstverständlichkeit, der Justiz diese 1A-Lage zu überlassen. Auch die Landdrostei - die heutige Bezirksregierung - wollte an den Neumarkt und ließ nicht locker. Doch die Gerichtsbarkeit hatte die älteren Rechte und setzte sich durch. Sie konnte sich auf das alte Zuchthaus berufen, das Johann Conrad Schlaun 1755 bis 1757 an dieser Stelle für das Fürstbistum Osnabrück gebaut hatte.

Nach vierjähriger Bauzeit übernahm das Landgericht am 27. August 1878 ihr neues Domizil. Zuvor waren die Justizbehörden am Eingang zur Domsfreiheit untergebracht, dort wo heute der Löwenpudel steht. Der Neubau am Neumarkt 2 wurde von Karl Grahn entworfen, einem Regierungs- und Baurat der Landdrostei. Ein massiger Repräsentationsbau mit Ziegelfassade war das Ergebnis. Nicht nur die Seiten, auch die Mittelachse wurde durch einen Risaliten hervorgehoben. Dieser hervorstehende Gebäudeteil ging beim Wiederaufbau nach dem Krieg verloren. Seitdem erscheint das Landgericht schlanker und gestreckter. Aber mit seinem markanten Rundbogenstil, der vom Spätklassizismus überlagert ist, behauptet sich das Gebäude noch immer machtvoll gegenüber der gesichtslosen Nachkriegsarchitektur in der Nachbarschaft.

Im Innern setzt sich diese gründerzeiliche Herrlichkeit fort. Neoromanische Ausmalungen geben dem Treppenhaus eine Pracht, die in Osnabrück wohl einzig ist. Die in leutenden Farben gehaltenen Ornamentbänder wurden damals aus Musterbüchern abgemalt, verschwanden aber nach dem Krieg unter Raufasertapeten und diversen Anstrichen. 1994 ließ das Staatshochbauamt das farbenfrohe Dekor aus dem 19. Jahrhundert mit großem Aufwand wieder freilegen und restaurieren. Ob die Angeklagten und Zeugen, die Richter und Staatsanwälte den Wert dieser Arbeit zu schätzen wissen? Ob die Ästhetik des Gebäudes Einfluss auf die Urteile und damit auf die Gerechtigkeit hat?

Vielleicht sind die Tage des Landgerichts am Neumarkt schon gezählt. In Osnabrück gibt es Überlegungen, am Berliner Platz ein neues Justizzentrum anzusiedeln und aus dem alten ein riesiges Einkaufszentrum zu machen. Der Standort war immer schon fürÜberraschungen gut. Bis zur Reformation stand am Neumarkt ein Augustinerkloster, später wurde daraus ein Jesuitenkolleg - ihm verdankt der Kollegienwall seinen Namen. Im 16. Jahrhundert gab es sogar Überlegungen, auf dem Grundstück das fürstbischöfliche Schloss zu errichten. Der Neumarkt, eine gute Adresse.

UNTER RAUFASERTAPETEN und diversen Anstrichen waren diese Ausmalungen im Treppenhaus lange Zeit verborgen. 1994 ließ das Staatshochbauamt sie wiederauferstehen. Fotos: Jörn Martens

REPRÄSENTATIV: Klinker und neoromanische Rundbögen prägen die Landgerichtsfassade.

KLASSISCHE VORBILDER: ein Baustil, der Eindruck macht.

ZU DEN INNEREN WERTEN des Landgerichts gehört das Treppenhaus. Ob Angeklagte und Zeugen, Richter und Staatanwälte diese Werte zu schätzen wissen?
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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