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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Kolibakterien: Die Quelle ist weiter unbekannt
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Heute werden mit Wasser und Luft die Leitungen gereinigt
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Kolibakterien: Die Quelle ist weiter unbekannt

Heute werden mit Wasser und Luft die Leitungen gereinigt

Von Frank Henrichvark

Auch gestern ging die Suche der Stadtwerke nach der unbekannten Quelle der Trinkwasser-Verschmutzung in der Innenstadt weiter. Der betroffene Leitungsabschnitt wurde isoliert, in der heutigen Nacht sollen die Leitungen unter hohem Druck gespült werden.

Robert Woggon, Sprecher , der Stadtwerke, kündigte gestern Nachmittag weiter an, diese Spülungen mit einem Wasser-Luftgemisch würden in den einzelnen Straßenzügen jeweils etwa zwei Stunden dauern: " Die Bürger sollten in dieser Zeit kein Wasser zapfen." Verwendet werde ein Wasser-Luft-Gemisch, das mit sehr hoher Fließgeschwindigkeit durchlaufe.

Um die Trinkwasserversorgung zu sichern, stellen die Stadtwerke in der kommenden Nacht zwei Tankwagen auf: Hinter der Katharinenkirche sowie an der Ecke Kamp / Jürgensort. Im betroffenen Bereich leben etwa 1 300 Osnabrücker, es gibt 35 Gastronomiebetriebe. Woggon weiter: " Eine aktuelle Gesundheitsgefahr besteht nicht, lediglich zur Vorsorge empfehlen wir das Trinkwasser abzukochen oder Mineralwasser zu verwenden.

Wie Peter Tenhaken, der zuständige Gesundheitsingenieur bei der Stadt Osnabrück, berichtete, wurde der Anfangsverdacht auf eine Trinkwasserverschmutzung schon in der vergangenen Woche entdeckt: Die " routinemäßigen" Proben nach der Verlegung neuer Trinkwasserrohre in der Kanalbaustelle am Heger-Tor-Wall hätten entsprechende Hinweise geliefert. Allerdings erfordert die bakteriologische Untersuchung drei Tage, bis der Befall mit Koli-Bakterien zweifelsfrei bestätigt ist "

Schnell war dagegen aber klar, dass die Quelle weiter oberhalb zu suchen sei: " Durch den Leitungsverlauf und weitere Untersuchungen konnten wir das Gebiet relativeng umschreiben." Es liegt zwischen dem Wall und dem Kamp, Dielinger Straße und Neuem Graben. Dazu auch die obenstehende Karte. Wo allerdings die Ursache für den Bakterien-Befall steckt, war gestern Nachmittag noch nicht bekannt. Es könnte der Zulauf einer nicht ordnungsgemäß installierten Regenwasser-Anlage oder ein Hydrantenschlauch sein, zählte Tenhaken auf. Auch die Brunnenkammer eines Zierbrunnens oder eine Löschwasser-Einspeisung käme theoretisch in Frage: " In stehendem Wasser explodiert bei diesem Wetter die Keimzahl. Ändern sich dann plötzlich die Druckverhältnisse, wird Wasser in das Leitungsnetz zurückgerissen." Ein Effekt, wie er auch bei Wasserstrahlpumpen genutzt wird.

Koliforme Keime gelten deshalb zunächst nur als Hinweis auf eine Verunreinigung. Die sei sogar über eine gewisse Zeit zulässig. Insbesondere das Bakterium Escherichia coli, das auf eine Verschmutzung mit Fäkalien schließen lässt,, dürfe jedoch nicht toleriert werden, so Tenhaken: " Deshalb wurde sofort gehandelt; Vorsorge ist wichtiger als heilen."

Anzeigepflichtige Durchfallerkrankungen aus dem gefährdeten Bereich seien dem Gesundheitsamt jedoch bislang nicht bekannt geworden, erklärte Tenhaken.

Zur Sache: Kolibakterien

Kolibakterien oder speziell das nach seinem Entdecker, dem österreichischen Forscher Theodor Escherich (1857-1911) benannte Bakterium Escherichia coli, leben auch unter Sauerstotf-Abschluss Dies vor allem im Darmtrakt aller Warmblüter. Das Bakterium spaltet dort Zuckermoleküle, dies geht mit einer Gas- und Säurebildung einher und ist Teil des normalen Stoffwechsels. Bestimmte Stämme vom Escherichia coli führen aber außerhalb des Darmtraktes auch zu Harnwegsinfektionen, Blinddarm- und Bauchfellentzündungen oder massiven Durchfällen. Diese treffen vor allem Säuglinge und Kleinkinder. Aber auch Erwachsene können von derlei cholera-ähnlichen und mehrere Tage anhaltenden Durchfällen betroffen sein. Koli-Bakterien werden verbreitet auch an frischen Lebensmitteln, Obst und Gemüse gefunden und sind in aller Regel für einen normalen Organismus unschädlich. So gilt zum Beispiel für vorbereitete Mischsalate, wie sie in der Kühltheke von Lebensmittelmärkten angeboten werden, ein Richtwert von 1000 Koli-Bakterien pro Gramm und bei Schokolade noch ein Richtwert von bis zu 10 Koli-Bakterien pro Gramm als zulässig. Trinkwasser darf dagegen nicht mehr als ein Koli-Bakterium pro 100 Milliliter enthalten und gilt deshalb zu Recht als das am besten überwachte Lebensrnittel. (fhv)

HEUTE NACHT wird das Leitungsnetz in dem betroffenen Bereich durchgespült. Die Karte zeigt Zonen und Zeitplan.

FIEBERHAFTE Suche nach der Quelle der Verunreinigung: Hier Ludger Herkenhoff am Hydranten hinter der Katharinenkirche. Foto: Gert Westdörp
Autor:
Frank Henrichvark
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