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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Die "Osnabrücker Ratte" stellte sich als Mär heraus
 
Ratte kann "totschreien"
Zwischenüberschrift:
Stadt gilt als "befallsarm" - Bekämpfungskonzept greift
Artikel:
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Originaltext:
Um es gleich vorweg zu sagen: Die sagenhafte " Osnabrücker Ratte", die angeblich in den vergangenen Jahren resistent gegen alle herkömmlichen Gifte geworden ist, gibt es nicht. Sie ist eine Mär von Boulevardzeitungen und inzwischen von den Experten widerlegt. Dank eines in der Stadt konsequent umgesetzten Konzeptes gilt Osnabrück im norddeutschen Vergleich seit Jahren sogar als " befallsarm".

50 000 Euro jährlich lässt sich die Stadt die Rattenbekämpfung kosten. Das Besondere daran: Die von ihr beauftragte Spezialfirma aus Visselhövede wird im Fall der Fälle kostenlos auch auf Privatgrundstücken tätig, obwohl rechtlich der Grundstücksbesitzer zuständig wäre. " Unsachgemäßes und unkoordiniertes Auslegen von Ködern erzeugt Resistenz, und die wollen wir unter allen Umständen vermeiden", betonte Gesundheitsingenieur Peter Tenhaken. Außerdem verhindere die Stadt mit ihrem Einsatz auch Nachbarschaftsstreitigkeiten, denn Unterschlupf und Fressplatz lägen häufig nicht auf einem Grundstück.

Volker Tesssmann ist staatlich geprüfter Schädlingsbekämpfer und beschickt beinahe wöchentlich die 35 Köderstationen, die im gesamten Stadtgebiet verteilt sind. Schwerpunkte bilden Gewässerläufe und Regenrückhaltebecken, aber auch am Kamp und am Neumarkt sind die abgeschlossenen Kästen an versteckten Stellen aufgestellt. " Jugendliche brechen sie immer wieder auf, reißen sie ab und verstreuen das Gift", ärgert sich Tessmann. Unvernünftige Spaziergänger, die an den Becken Enten fütterten, lockten dort damit auch die grauen Nager an. " Wasser und Brotreste, das lieben sie", meinte er.

Präparierte Haferflocken in den Köderstationen sorgen dafür, dass die Ratten nach der Aufnahme innerhalb der nächsten drei bis fünf Tagen innerlich verbluten. Ein sofort wirkendes Gift wäre sinnlos. " Die Rattenfamilien schicken nämlich männliche Jungtiere als Vorkoster vor und würden die Köder nicht mehr anrühren, wenn die Artgenossen vor ihren Augen sterben", so Tessmann. Erst wenn Tage zwischen Nahrungsaufnahme und Tod lägen, könnten die hochintelligenten Tiere keine Rückschlüsse mehr auf den Köder ziehen.

Einen Stadtteil mit besonders hoher Rattendichte mochten Tenhaken und Tessmann nicht nennen. Oberirdisch hielte sich das die Waage, nur in Bereichen mit alten Kanalsystemen kämen Ratten häufiger vor. " Das war bis zur Kanalsanierung zum Beispiel in der Wüste der Fall", berichtete Tenhaken. Im Gegensatz zur herkömmlichen Meinung sei der Befall an der Zentraldeponie am Piesberg sogar gering. " Seitdem der Müll dort verdichtet wird, fehlen den Ratten die gemütlichen Hohlräume", sagten die Fachleute.

Der Gesundheitsingenieur freut sich, dass das Bekämpfungskonzept der Stadt seit vielen Jahren aufgeht und auch bei Überprüfungen durch Fachbehörden Lob erfährt. " Leider hört es an den Stadtgrenzen auf, denn die einzeln zuständigen Umlandgemeinden handeln sehr unterschiedlich", bedauerte er. Im angrenzenden Nordrhein-Westfalen gebe es noch nicht einmal einheitliche Richtlinien.

Tessmann und Tenhaken! enpfehlen, keine Essensreste auf den Kompost zu schütten oder über die Toilette wegzuspülen. Gelbe Säcke sollten drinnen gelagert oder bis zur Abholung draußen aufgehängt werden. Meldungen über das Auftreten von Ratten gibt das Gesundheitsamt sofort an die Bekämpfer weiter.

Und noch einen ungewöhnlichen Tipp hat Tessmann parat, auch wenn es dabei um Mausefallen geht: " Vergessen Sie Speck oder Käse, die Tiere fliegen auf feine Vollmilchschokolade.'' (fr)

Ratte kann " totschreien"

Alt wird sie nicht, die Wanderratte (Rattus norvegicus). Zwei Jahre beträgt ihre durchschnittliche Lebenszeit, was die Tiere durch hohe Population wieder wettmachen. Sie flüchtete vor einem Erdbeben aus Asien, durchquerte ganz Russland und fiel vor rund 200 Jahren in Skandinavien ein. Daher der lateinische Beiname " norvegicus". Sie verdrängte die mittlerweile vom Aussterben bedrohte heimische Hausratte (Rattus rattus), die sie bei einem Zusammentreffen mit Tönen im Hochfrequenzbereich praktisch zu Tode schreit. Bis zu 800 Meter bewegt sie sich von ihrem Unterschlupf weg, um Nahrung zu suchen. Die Ratte ist eine hoch entwickelte Tierart, besitzt aber seit den Pestzeiten das schlechteste Image aller Vierbeiner.
Autor:
fr


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