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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Das Dach hat es in sich
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Raffinierte Technik lässt die Sonn rein
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Originaltext:
Konferenz - und Ausstellungsgebäude im September fertig: Umweltstiftung rechnet mit 100 Veranstaltungen im Jahr

Das Dach hat es in sich

Raffinierte Technik lässt die Sonne rein

Text: Rainer Lahmann-Lammert Fotos: Michael Hehmann

Kongressveranstalter scheuen die Sonne wie der Teufel das Weihwasser. Da sperren sie die Teilnehmer in künstlich abgedunkelte Räume und werfen die Saalbeleuchtung an. Mit einem Stromverbrauch, der ein kleines Wohngebiet locker in den Schatten stellt. Ganz anders macht es die Deutsche Bundesstiftung Umwelt, die ihr neues Konferenz- und Ausstellungsgebäude Ende September in Betrieb nehmen will. Der Clou daran ist das Dach, das mit einer raffinierten Technik das Sonnenlicht in den Saal lenkt.

Die Idee, sich Konferenzen ins Haus zu holen, kam den Verantwortlichen bei der Arbeit. Wenn sich die Spezialisten der Automobilindustrie über neue Lackierverfahren informieren oder wenn sich Architekten zu einem Work-shop über das ökologische Bauen treffen, wird es regelmäßig eng im Hauptgebäude in der Bornau. Einen eigenen Konferenzsaal gibt es zwar, " aber der ist ständig belegt", sagt Michael Dittrich, der

Die Fußbodenheizung wird im Sommer zur Kühlung umfunktioniert

Büroleiter von Generalsekretär Fritz Brickwedde.

In Zukunft können sich die Mitarbeiter der Stiftung im Zentrum für Umweltkommunikation maßgeschneiderte Tagungsräume für ihre Zwecke reservieren. Mit seinen mobilen Trennwänden bietet sich der Neubau für flexible Nutzungen an, das Spektrum reicht für Konferenzen mit bis zu 200 Teilnehmern. Dittrich rechnet mit etwa 100 Veranstaltungen im Jahr. Daneben steht ein Präsentationsbereich zur Verfügung. Die erste Ausstellung heißt " Faszination Biotechnologie" und wird am 18. November eröffnet.

Der Entwurf für den unkonventionellen Bau stammt von Prof. Thomas Herzog aus München, dem Mann, der mit dem Expo-Dach in Hannover Aufmerksamkeit erregte. Herzog hat es mit dem Holz, und er hat es mit den Dächern. Das ist aber schon das einzige gemeinsame Merkmal der beiden Projekte in Hannover und Osnabrück.

Das Konferenz- und Ausstellungsgebäude der Umweltstiftung wirkt streng und funktionalistisch, zugleich aber leicht und transparent. Die Vorzüge, die der Baustoff Holz bietet, gehören zu den inneren Werten dieses Bauwerks. Wer es nicht weiß, könnte die rot lasierten Stützen auch für Stahlträger halten.

Zu Herzogs Vorgaben gehörten ein extrem niedriger Energieverbrauch, eine optimale Tageslichtnutzung und eine recyclinggerechte Konstruktion. Außerdem durften die Kosten nicht höher sein als bei konventioneller Bauweise. 6, 75 Millionen Euro lässt sich die Umweltstiftung ihren Neubau kosten. Die Folgekosten dürften, wenn richtig kalkuliert wurde, deutlich unter denen vergleichbarer Bauten liegen, weil mit einem Energieverbrauch von 18 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr ein neuer Standard gesetzt werden soll.

Für Wärme sorgt ein Blockheizkraftwerk, das nebenan im Hauptgebäude steht. Die Fußbodenheizung wird im Sommer zur Kühlung umfunktioniert. Dafür stehen Wärmetauscher bereit, die ins kalte Grundwasser reichen.

Frische Luft bläst eine mechanische Belüftungsanlage ins Innere des Gebäudes, natürlich mit Wärmerückgewinnung. Und das Regenwasser fließt nicht in die Kanalisation, sondern in Versickerungsgräben auf dem eigenen Grundstück.

Von oben fällt wie durch ein Sheddach unaufdringlich natürliches Licht in die 6, 50 Meter hohen Räume. Lamellen über der Glasscheibe regulieren die Helligkeit selbsttätig, auf Wunsch kann aber auch im Handbetrieb gesteuert werden. Das Membrandach ist mehr als ein Wetterschutz, es gilt als das herausragende Merkmal des neuen Konferenz- und Ausstellungsgebäudes.

Von oben fällt die Klarsichtfolie auf, die in weiten Bögen über das Dach gespannt ist. Sie fühlt sich ganz unspektakulär wie eine Einkaufstüte an, soll aber wesentlich länger halten.

Die Folie fühlt sich zwar an wie eine Plastiktüte, ist aber unverwüstlich

Der Kunststoff ETFE gilt als umweltneutral und unverwüstlich. Selbst taubeneigroße Hagelkörner sollen der Folie nichts anhaben können.

Damit sich unter dem Membrandach keine Feuchtigkeit sammeln kann, hat sich der Architekt für eine unterlüftete Konstruktion entschieden, die seitlich offen ist. Tauben und Insekten werden durch ein Fliegengitter gehindert, in diesen Luftraum einzudringen. Falls ein Dachdecker mal an die Membran oder an die Lamellen kommen muss, kann er durch einen Reißverschluss einsteigen.

ÖKOLOGISCHES BAUEN mit raffinierter Technik: Im neuen Konferenz- und Ausstellungsgebäude der Deutschen Dundesstiftung Umwelt können bis zu 200 Teilnehmer unter angenehmen Bedingungen tagen.

FLIEGENGITTER mit Reißverstluss: Dachdecker Hans-Jürgen Ogon aus Rosenheim zeigt, wie er an die Lamellen kommt.

STRENG UND FUNKTIONAL: Die Faserzementplatten werden von hinten entwässert, sonst hätten sie schuppenförmig angebracht werden müssen. Aber das wollte der Architekt nicht (links). Von innen wirkt der Bau hell und großzügig.

Biotech: Von wollweich bis alkoholfrei

Die erste Ausstellung " Faszination Biotechnologie" wird ab dem 18. November im Zentrum für Umweltkomimmikation der Deutschen Bundesstiftung Umwelt zu sehen sein. Exponate und Computeranimationen zeigen die Leistungsfähigkeit biotechnologischer Verfahren im produkt- und produktionsintegrierten Umweltschutz. Erläutert wird, wie mit biotechnologischen Methoden Energie und Ressourcen gespart werden können. Besucher können beim Blick durchs Mikroskop erkennen, wie Enzyme Wollfasern wollweich und leicht anfärbbar machen. Dass die Vorstufe von alkoholfreiem Bier durchaus noch hochprozentig ist, dass Enzyme Wolle kuschelweich machen und Bakterien gute Bodensanierer sind, wird ebenfalls thematisiert. Weitere Informationen im Internet unter Termine http:// www.dbu.de.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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