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1
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1.
Erscheinungsdatum:
27.04.2002
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Eine
ganzseitige
Fotoreportage
zum
Thema
"
Wie
entstehen
die
Straßennamen?
".
Historischer
Rückblick.
Überschrift:
Wer gibt den Straßen eigentlich die Namen?
Zwischenüberschrift:
Im Osnabrücker Stadtplan stehen 1426 Straßenname, und fast jedem lässt sich eine Geschichte erzählen
Artikel:
Originaltext:
Von
Rainer
Lahmann-
Lammert
Sechs
Wörter,
fünf
Bindestriche,
33
Anschläge:
Den
Anwohnern
der
Hedwig-
Ostman-
von-
der-
Leye-
Straße
wird
einiges
abverlangt,
wenn
sie
Formulare
ausfüllen
müssen.
Ganz
unbemerkt
ist
der
Neubausiedlung
oberhalb
der
Fachhochschule
in
Haste
der
längste
Straßenname
der
Stadt
in
den
Schoß
gefallen.
Nebenan
in
Evershurg
geraten
die
Anwohner
der
Pastor-
Goudefroy-
Straße
ins
Stottern,
wenn
sie
nach
ihrer
Adresse
gefragt
werden.
"
Ich
würde
Pastor
Gaudefreu
sagen"
,
rät
Gert
Heit
vom
Fachdienst
Geodaten.
Es
ist
Aufgabe
der
Stadt,
Straßen
einen
Namen
zu
gehen.
Und
es
ist
Aufgabe
von
Gerd
Heit,
sich
darüber
den
Kopf
zu
zerbrechen.
Manchmal
nimmt
der
Kulturausschuss
seine
Vorschläge
an,
manchmal
auch
nicht.
1
426
Straßen
und
Plätze
listet
der
aktuelle
Stadtplan
von
Osnabrück
auf.
Schon
im
Mittelalter
haben
sich
die
ersten
Bezeichnungen
durchgesetzt,
zum
Beispiel
Große
Straße
und
Markt.
Als
der
Generalfeldmarschall
Dodo
von
Knyphausen
1633
für
die
Schweden
ein
Straßenverzeichnis
anfertigte,
gab
es
bereits
die
"
Lohestraß"
(Lohstraße)
,
die
"
Lütke
gilfert"
(Kleine
Gildewart)
und
"
Auffm
Klingelberg"
(Klingensberg)
,
die
"
Bierstraß"
und
den
"
Claußort"
(Nikolaiort)
.
Nicht
immer
lässt
sich
zweifelsfrei
zurückverfolgen,
was
sich
unsere
Vorfahren
bei
dieser
oder
jener
Straßenbenennung
gedacht
haben.
Das
fällt
dann
unter
die
Tradition,
undl
die
ist
geschützt,
sogar
mit
juristischem
Segen.
Als
das
Verwaltungsgericht
Mannheim
1981
über
die
Klage
eines
Bürgers
zu
befinden
hatte,
wurde
das
Selbstverständlichste
der
Welt
endlich
einmal
zu
Papier
gebracht:
Zweck
der
Benennung
ist
es
in
erster
Linie,
im
Verkehr
der
Bürger
untereinander
und
zwischen
Bürgern
und
Behörden
das
Auffinden
von
Wohngebäuden,
Betrieben,
öffentlichen
Einrichtungen
und
Amtsgebäuden
zu
ermöglichen
bzw.
zu
erleichtern."
Zugleich
stellten
die
Richter
ein
für
allemal
fest,
dass
"
auch
die
Pflege
örtlicher
Traditionen
und
die
Ehrung
verdienter
Bürger
legitime
Zwecke
der
Straßenbenennung
sein"
können.
Für
Gerd
Heit
vom
Fachdienst
Geodaten
(früher
sprach
man
vom
Vermessungsamt)
gibt
es
noch
weit
mehr
Kriterien
zu
berücksichtigen.
Flurbezeichnungen
oder
regionale
Bezüge
haben
;
einen
hohen
Stellenwert,
lokale
Größen
natürlich
auch.
Doch
so
verdienstvoll
potenzielle
Namenspatrone
sein
mögen
-
sie
müssen
schon
ein
paar
Jahre
unter
der
Erde
sein,
.
damit
sich
nicht
gleich
die
erste
Betroffenheitswelle
auf
einem
neuen
Straßenschild
austobt.
Wichtig
ist
zugleich,
dass
ihre
Namen
leicht
merkbar,
unterscheidbar
und
nicht
zu
lang
sind.
Vorschläge
kann
jeder
Bürger
und
jede
Bürgerin
einreichen,
allerdings
sind
es
meist
die
Parteien,
gelegentlich
auch
die
Bürgervereine,
die
einen
der
ihren
unsterblich
machen
wollen.
Und
fast
immer
sind
es
Männer,
die
nach
ihrem
Ableben
als
straßentauglich
erachtet
werden.
Unter
den
1
426
Einträgen
finden
Nur
auf
34
Schildern
sind
Frauen
sich
402
Herren
der
Schöpfung,
nur
34
Mal
ist
das
zarte
Geschlecht
vertreten.
Mehr
Frauen
in
den
öffentlichen
Raum!
In
seiner
grenzenlosen
Weitsicht
sind
dem
Kulturausschuss
gerade
mal
zwölf
weibliche
Namen
eingefallen,
die
jetzt
nach
und
nach
auf
Schilder
gedruckt
werden
können.
Die
Schriftstellerin
Marieluise
Fleißer,
deren
Bücher
von
den
Nazis
verbrannt
wurden,
steht
ganz
oben
auf
der
Liste.
Straßenwürdig
sind
laut
Beschluss
auch
die
Lyrikerin
Nelly
Sachs,
die
schwedische
Königin
Christina
und
die
Stadthistorikerin
Ilsetraut
Lindemann
(sie
verfasste
für
unsere
Zeltung
u.a.
die
Kleine
Osnabrücker
Straßenkunde"
,
sic!
).
Den
Stempel
"
erledigt"
kann
Straßenkundler
Heit
auf
die
Akte
"
Sophie
Charlotte"
setzen.
Der
in
Iburg
geborenen
Frau
vom
Preußenkönig
Friedrich
I.
wird
die
späte
Ehre
zuteil,
einer
Sackgasse
in
bester
Wohnlage
majestätischen
Glanz
zu
spenden.
Beinahe
hätte
die
Straße
oberhalb
der
Caprivilkaserne
den
Namen
"
Auf
dem
Westerberg"
bekommen.
Ein
geografischer
Bezug,
der
vor
allem
auf
dem
Immobillenmarkt
besondere
Zugkraft
versprochen
hatte.
Warum
also
Sophie
Charlotte?
Weil
sie
die
Wissenschaft
und
die
Kunst
gefördert
hat"
,
lächelt
Gerd
Heit
mit
Blick
auf
die
Fachhochschule.
Und
weil
ihr
der
preußische
General
Caprivi
in
der
nach
ihm
benannten
Kaserne
dann
buchstäblich
zu
Füßen
liege.
Wenn
es
um
Frauenförderung
geht,
nimmt
die
Stadt
selbst
eine
Schilderlange
von
100
Zentimetern
billigend
in
Kauf,
obwohl
ein
Vermerk
des
Tiefbauamts
vom
7.
Juni
1988
hier
das
Ende
der
Fahnenstange
erreicht
sieht.
Aus
statischen
Gründen
übrigens.
Der
Malerin
Hedwig
Ostman
von
der
Leye
wurden
deshalb
vier
Buchstaben
aus
Ihrem
Namensanhängsel
ambulant
entfernt.
Hatte
es
"
Ostman-
von-
der-
Leye-
Straße"
nicht
auch
getan?
Wohl
kaum,
denn
dann
könnte
sich
Baron
Clemens
Ostman
von
der
Leye
gebauchpinselt
fühlen,
und
das
ist
sicherlich
nicht
gewollt.
War
es
gewollt,
dass
Osnabrücks
größter
Schriftsteller
Federn
lassen
musste?
Als
Erich
Maria
Remarque
vor
Jahrzehnten
ein
Teil
des
Rings
gewidmet
wurde,
hinterließ
der
damals
grassierende
Abkürrungsfimmel
von
seinem
Vornamen
nur
ein
kümmerliches
"
E.M."
.
Jetzt
soll
ein
Zusatzschild
darüber
aufklären,
wer
"
Erich
Maria
R."
war.
Das
ist
kein
Witz,
weitere
Buchstaben
passten
nicht
auf
die
Tafel.
Warum
wird
der
E.-
M.-
R.-
Ring
nicht
gleich
umbenannt
in
Erich-
Maria-
Remarque-
Ring?
Straßenumbenennungen
sind
selten,
weil
sich
die
Anwohner
fast
regelmäßig
mit
Händen
und
Füßen
dagegen
sperren.
Nach
dem
Krieg
war
es
zwar
unumgänglich,
mit
der
Entnazifizierung
auch
Bezeichnungen
wie
Adolf-
Hitler-
Platz
(Neumarkt)
,
Braunauer
Wall
(Heger-
Tor-
Wall)
oder
Litzmannstraße
(Schoeller-
Straße;
aus
dem
Stadtplan
zu
tilgen.
Doch
auf
den
Sportfunktionär
Carl
Diem,
der
im
März
1945
unbedarfte
Jugendliche
zum
finalen
Opfergang
für
den
Führer
und
das
Vaterland"
in
den
Tod
schickte,
wurde
erst
in
unseren
Tagen
mit
dem
Finger
gezeigt.
Nach
dem
Willen
des
Rates
soll
er
nicht
länger
Namenspatron
sein.
Vielleicht
reißt
er
ja
Turnvater
Jahn
gleich
mit
in
den
Strudel.
Ihm
könnte
antisemitische
und
patriotisch
verblendete
Hetze
zum
Verhängnis
werden.
Dann
müssten
eigentlich
auch
die
Namen
von
Feldherren
wie
Noltke,
Roon
und
Caprivi
auf
den
Prüfstand.
Gestern
noch
auf
stolzen
Rossen,
heute
durch
die
Brust
geschossen?
Entscheidungen,
die
seit
100
Jahren
Bestand
haben,
gelten
als
historisch
und
damit
als
unantastbar.
Doch
die
Frage
nach
der
Halbwertzeit
"
Am
Lustgarten"
-
klingt
das
anstößig?
einer
untadeligen
Biografie
stellt
sich
damit
immer
wieder
aufs
Neue.
Unzeitgemäß
erscheinen
aber
nicht
nur
große
Männer.
Ende
des
19.
Jahrhunderts
wollten
Osnabrücks
Stadtväter
endgültig
das
Ackerbürgerimage
abstreifen
und
machten
aus
der
Schweinestraße
die
Marienstraße.
Als
anstößig
wurde
vor
einigen
Jahren
der
Vorschlag
der
Stadt
empfunden,
eine
Straße
nach
dem
früheren
Ausflugslokal
"
Lust
garten"
zu
benennen.
Anwohner
setzten
durch,
dass
das
Baugebiet
der
guten
alten
Gutenbergstraße
zugeschlagen
wurde.
Höhere
Wellen
schlug
kürzlich
ein
Namensstreit
in
Sutthausen.
Gerd
Heit
hätte
in
der
neuen
Siedlung
unterhalb
der
Talstraße
gern
einige
Schriftstellerinnen
untergebracht,
doch
aus
dem
Ortsrat
kam
ein
knallhartes
"
Njet.
Um
ein
Haar
wäre
die
Talstraße
ebenso
verlängert
worden
wie
seinerzeit
die
Gutenbergstraße.
Wie
einfallslos,
dachte
Heit
und
ließ
Blumen
sprechen:
Fuchsienweg,
Ritterspornweg,
Lilienweg,
Akeleiweg.
In
der
Nähe
der
Siedlung
befindet
sich
eine
Gärtnerei,
das
überzeugte.
Der
Geodatenspezialist
hat
Ehrgeiz.
Er
will
weitere
Namen
von
seiner
Liste
abarbeiten.
Zu
seinen
ewigen
Favoriten
gehört
Varus,
der
Verlierer
von
Kalkriese.
Wie
gern
hätte
Heit
ihm
die
neue
Stichstraße
gewidmet,
genau
gegenüber
vom
Cheruskerweg.
Doch
die
Sozis,
die
damals
noch
am
Ruder
waren,
drückten
einen
sozialdemokratischen
Lokomotivführer
durch.
Heit
gibt
nicht
auf.
Spätestens
2009,
meint
er
ist
Varus
an
der
Reihe.
2000
Jahre
nach
seiner
Niederlage.
Die
Schilder
verwechselt?
Till,
immer
auf
der
Suche
nach
Osnabrück-
spezifischen
Besonderheiten,
hat
sich
schon
immer
gefragt,
warum
die
Atterstraße
Atterstraße
und
die
Wersener
Straße
Wersener
Straße
heißt.
Eigentlich,
das
sagt
doch
der
gesunde
Menschenverstand,
müssten
ihre
Namen
vertauscht
werden,
denn
die
Atterstraße
führt
nach
Wersen
und
die
Wersener
Straße
nach
Atter.
Wahrscheinlich
sind
die
Namen
tatsächlich
irgendwann
einmal
verwechselt
worden.
Vielleicht
auch
nur
die
Schilder.
Das
glaubt
auch
Gerd
Heit
vom
Fachdienst
Geodaten
im
Dominikanerkloster
der
Stadt
am
Rißmüllerplatz.
Heit
kann
zu
fast
jeder
Straße
eine
Erklärung
abgeben.
Wer
zum
Beispiel
etwas
über
die
Herkunft
seines
Straßennamens
erfahren
möchte,
bekommt
im
Fachdienst
Geodaten
eine
Antwort.
Hier
ist
die
Telefonnummer:
323-
2585.
Bismontag.
WENN'
S
DRAUF
ANKOMMT,
lässt
er
Blumen
sprechen:
Bei
Gerd
Heit
bleibt
nichts
dem
Zufall
überlassen.
Jede
Straßenbenennung
läuft
bei
ihm
von
Amts
wegen
über
den
Tisch.
Fotos:
Jörn
Martens
VERSTÜMMELT:
Hätte
Erich
Maria
Remarque
nicht
die
vollständige
Schreibweise
seines
Vornamens
erdient?
ACKERBÜRGER-
IMAGE
abgestreift:
Vor
über
100
Jahren
wurde
die
Schweinestraße
in
Marienstraße
umbenannt
-
eine
Fotomontage.
REKORDVERDÄCHTIG:
Hedwig
Ostman
von
der
Leye
ist
das
längste
Straßenschild
gewidmet.
KÖNIGLICHEN
GLANZ
wird
Sopie-
Carlotte
demnächst
auf
dem
Westerberg
spenden.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert
Themenlisten:
L.05.22HT. Heger-Tor-Wall « L.05.22K. Katharinenviertel allgemein