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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Fachwerk vom Geist der Neuzeit bedroht
Zwischenüberschrift:
Juni 1902: Von Moorrauch, Schützenfesten und der Kinderwagenplage
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
von Chnstiana Keller

Nach der Kälte der Vormonate erfreute der Juni schon in seinen ersten Tagen mit Hitzefrei für die Schulen. Pünktlich wie vorhergesagt, stellte sich der Moorrauch aus dem fernen Emsland - wo die Moore abgebrannt wurden, um in die Asche Buchweizen säen zu können - seit Monatsanfang ein und beeinträchtigte besonders den Aufenthalt im Freien erheblich. Abendliches geselliges Beisammensein geriet zur hustenreizenden Angelegenheit.

Für die sechste Apotheke der Stadt Osnabrück waren Konzessionsverhandlungen im Gange. Seit alten Zeiten bemaß sich die Anzahl der Apotheken nach der Einwohnerzahl der Stadt, 6 000 bis 7 000 Seelen rechnete man pro Apotheke. Seit 1536 bestand die Hirschapotheke, es folgte 1601 die Löwenapotheke am Markt, 1666 kam die Mohrenapotheke an der Johannisstraße dazu, an der Lotterstraße folgte die Einhornapotheke 1893, Osnabrück zählte damals ca. 41 500 Personen. 1894 schon eröffnete die Adlerapotheke an der Schillerstraße. 1902 erforderte die auf 53 558 gestiegene Einwohnerzahl eine weitere Niederlassung.

Das große Turnerfest des Osnabrücker Gaues fand Anfang Juni in Quakenbrück statt. Wieder holten sich die Turner verschiedener Vereine der Stadt Osnabrück die ersten Preise aller Kategorien. Neben Kommersen und Festessen bildete das " Wett-Turnen nach volkstümlichen Uebungen" das Herzstück der Versammlung. " Weitspringen, Steinstoßen und Stabhochsprung", waren die Hauptdisziplinen, in denen sich alle Turnvereine der Region eifrig maßen.

" Die Unsitte des Nebeneinanderfahrens auf den Fußwegen nimmt immer mehr zu", formulierte ein Reporter der Osnabrücker Zeitung erboste Beschwerden von Passanten.

Was da so ungehörig nebeneinander fuhr, waren Kinderwagen. Auf den engen Gehwegen der Großen Straße waren sie generell verboten, ebenso auf der Krahnstraße. Der Durchgangsverkehr der Kutschen, Motorwagen, Fahrräder und Lastkutschen drängte sich so bedrohlich, dass ein Ausweichen oder Überholen auf den schmalen Wegen unmöglich wurde. Die Polizei verhängte Ordnungsstrafen gegen die rücksichts- oder gedankenlosen Kinderwagenfahrerinnen.

Die Voigt-Rheetz-Straße und die Moltkestraße bekamen im Juni 1902 die ersehnte Kopfsteinpflasterung, wodurch der Straßburger Platz ein deutlich freundlicheres Aussehen erhielt. " Nur schade", schrieb der Lokalreporter und erlaubt uns hundert Jahre später eine Ahnung, wie viele Kinder damals auf den Straßen spielten, " dass der ohnehin nur primitiv angelegte Platz so sehr durch Kinder ruiniert wird."

Es war offensichtlich immer von Interesse, wenn die alten Osnabrücker Häuser nicht abgerissen, sondern gepflegt wurden. Auch das betagte Fachwerkhaus an der Großen Hamkenstraße Nr. 10 lebte auf durch einen neuen Anstrich, bei dem seine Verzierungen und geschnitzter Schmuck in neuer Farbe erstrahlten. " Also hat goot de werlt gelewet Dat he sinen Einigen Sohn gaff Dp dat alle de An en gelouen Nicht Verloaren werden Sunder dat ewige lebendt hebben. Joh. am 3 capitel." Der plattdeutsche Hausspruch, mit Blattgold hervorgehoben, wurde mit allen Eigenheiten in den Lokalblättern zitiert.

Wie immer im Juni gab es Schützenfeste in allen Ecken des Osnabrücker Landes. Die Neustädter Schützen wählten im Gasthaus Tivoli an der Iburger Straße einen neuen Vorstand und nahmen neue Mitglieder auf, im Schinkel saß man zur gleichen Zeit bereits bei der Nachfeier feuchtfröhlich zusammen.

Aus dem Hof eines Hauses an der Marienstraße verschwand ein " Motorwagen". Der Verdacht fiel auf einen jungen Mann, der im Haus gewohnt hatte und plötzlich unauffindbar war. Das Gefährt hatte unglaubliche 4 000 Mark gekostet. Wo konnte es sein, ohne aufzufallen? Das Automobil entdeckte man einen Tag darauf an einem Baum in Ostercappeln. Drei Freunde des Besitzers hatten es sich ausgeliehen und einen Unfall verursacht. Der junge Mann fand sich auch wieder ein, er war kurzfristig verreist gewesen.

FACHWERKHÄUSER PRÄGTEN DAS BILD DER STRASSEN: Im Jahr 1902 wurde das Haus Große Hamkenstraße 10 restauriert. Hier ist der Giebel auf der rechten Seite zu sehen, der Blick des Fotografen Rudolf Lichtenberg ging Richtung Grüner Brink.

Verlag Wenner, Bildarchiv Band 1
Autor:
Christiana Keller


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