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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Überschrift:
Der Bocksturm zu Osnabrück. Teil 1
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück hat eine von anerkannten Meistern bearbeitete Geschichte; abersie eristirt für viele Leute nur auf dem Papier, und ist völlig unbekannt in einer großen Anzahl von Bürgerhäusern. Die jedenvalls erdichtete und ganz unglaubliche Fabel von dem in Stücken geschnittenen tecklenburger Burgknecht, von der Rose ohne Dornen und den blauen Windhunden wird ohne Widerrede geglaubt; und die Bürger lassen es sich nicht nehmen, auch einen Grafen von Tecklenburg hinzuzufügen, der um dieser Begebenheit willen im Bocksturm gesessen haben soll, ohne daß sie einen eigentlichen Zusammenhang angeben können. Von allen diesen Erdichtungen weiß aber die wahre osnabrückische Geschichte gar nichts. Warum lesen nun die osnabrücker Bürger nicht fleißiger die Meisterwerke ihrer Geschichtsschreiber? Ich weiß es nicht. Möser hat ihnen vielleicht zu viel lateinische Anmerkungen, und die neueste Geschichte von C. Stüve ist fast gar nicht im Mittelstande und beim geringen Mann bekannt geworden; die viel populärere von J. F. Stüve beginnt selten zu werden, und die dreibändige Geschichte der Stadt Osnabrück ist den Leuten zu lang. Da setzen sich den irrige Sagen frst, und bedeutende Merkwürdigkeiten wie der Bocksturm ragen aus dem grauen Altersthum zu uns herüber, ohne bei allen das Interesse zu erregen, das sie verdienen. Man wird es daher wohl der Presse nicht zum Vorwurf machen dürfen, daß sie trotz dem Vorhandensein vortrefflicher Geschichtwerke dennoch zuweilen eine " alte Geschichte" hervorsucht, um die Kunde der Heimat möglichst zu vorbreiten, über die Kreise der schon Kundigen hinaus.
Der Bocksturm, mit dem wir uns heute beschäftigen wollen, hat nicht mehr seine ursprüngliche Gestalt; er war noch vor 80 Jahren etwa 20 Fuß höher als heute, hatte nicht das ihn jetzt verunstaltende Ziegeldach, welches einer Bauernmütze gleicht, und war an der Seite mit einem steinernen Bock versehen, der ihm seinen auffallenden Namen gegeben hat. Das Gebäude soll gegen ende des vorigen Jahrhunderts in seinem obern Theile sehr baufällig gewesen, und daher der Abbruch notwendig geworden sein. Ueber die älteste Geschichte dieses Turmes wissen wir gar nichts. Daß er aber nicht mit den Wällen zugleich entstanden sein kann, sieht man an den deutlichen Spuren eines abgebrochenen Gemäuers, welches hat entfernt werden müssen, als die Wälle im J. 1553 zur Befestigung der Stadt angelegt wurden; er muß demnach bedeutend älter sein, und es kann das wirkliche Alter desselben nur vermuthungsweise angedeutet werden.
Als Karl der große im J. 738 einen Bischof von Osnabrück ernannt hatte, mitten im Lande der heidnischen der erst so eben getauften Sachsen; fand er es nöthig, den mehrlosen Bischof samt seinen Gehilfen durch einen weltlichen Arm beschützen zu lassen, und setzte deshalb den Grafen von Teckenburg zum Schimvogt über das junge Bisthum und den kaum erbauten Dom. Da war es natürlich, daß der neue Schirmvogt einem festen Platz in Osnabrück verlangte, um etwaige feindliche Angriffe zurückschlagen zu können, und es schien der Platz im Westen der Stadt am Fuße des Hügels, den man jetzt Kalkhügel nennt, der ganze Raum, den jetzt der Wolffsche Bauplatz, Daß Theater, der Maisenhos und die Kirchspielsschule einnimmt, dazu ganz passend. Daß dieser Raum einst dem Grafen von Tecklemburg gehört hat, steht fest, namendlich auch, daß die jetzige Schule, an der noch das Schlächterwappen zu sehen, ein den Tecklenburgern gehöriger Fleischscharren gewesen ist, den die Gräfin Anna von Tecklenburg, nachdem er schadhaft geworten, im J. 1573 neu aufbauen ließ, ist gewiß. Der Neubau stand indessen nur 40 Jahre; denn der große Brand von 1613 zerstörte ihn. Darauf ist der ganze tecklenburger Hof im J. 1619 vom Magistrat angekauft und zur wohnung für Arme und Preßhafte eingerichtet worden; zur Zeit des dreißigjährigen Krieges heißt er in den Acten der " Herrenhof."
In der Nähe dieses ohne Zweifel sehr alten und einst befestigt gewesenen tecklenburger Hofes findet sich der alte Bocksturm; hat er zu demselben vielleicht eine Beziehung, oder hat je und jedieser Turm nur zur Befestigung der Stadt gehört?
(Fortsetzung folgt.)


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