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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Neumarkt: Lauter Nachteile oder "schönes Leben"?
Zwischenüberschrift:
Lob und Tadel für Bürgergutachten

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Originaltext:
Neumarkt: Lauter Nachteile oder " schönes Leben"?

Lob und Tadel für Bürgergutachten

Der Neumarkt soll autofrei werden? Diese Empfehlung der Planungszellen war gestern das beherrschende Thema in Osnabrück. Aus dem politischen Raum gab es breite Zustimmung (siehe Kasten), auch die Geschäftsleute aus der südlichen Innenstadt begrüßten den Vorschlag. Bedenken kamen hingegen von der Industrie- und Handelskammer, und die Kaufleute aus dem Neumarkttunnel äußerten ihre Enttäuschung.

Nach Ansicht der IHK ist das Bürgergutachten kein Gesamtkonzept, " wenngleich es interessante und kreative Vorschläge" enthalte. Fraglich sei, ob sich eine gute Aufenthaltsqualltät herstellen lasse, wenn täglich mehr als 1 000 Busse den Platz passieren. Die Sperrung des Neumarkts für den Autoverkehr erfordere ein " klares Bekenntnis zu einem dreistufigen Ringsystem", bestehend aus dem Wall, einem äußeren Cityring und dem Autobahnring mit dem Lückenschluss der A 33 Nord, schreibt die IHK, Sie regt zugleich einen städtebaulichen Wettbewerb für die gesamte Achse zwischen Berliner Platz und Schlosswall an.

Skeptisch steht auch Horst Dreyer, der Vorsitzende des Unternehmerverbandes Einzelhandel, dem Bürgergutachten gegenüber. Derzeit sei die Erreichbarkeit der Innenstadt gut, erklärte er gestern gegenüber unserer Zeitung. Eine Sperrung des Neumarkts lasse aber eine Überlastung der Wälle befürchten. Negative Auswirkungen für die gesamte City könnten die Folge sein.

" Sehr enttäuscht" äußerte sich Reinhold Coppenrath als Sprecher der Geschäftsleute in der Neumarkt-Passage. Im Tunnel seien überwiegend kleine Läden, viele von ihnen könnten sich die " horrenden Mieten" nicht leisten, die in anderen Lagen verlangt wurden. Die Stadt sei gefordert, diese Kleinunternehmer zu unterstützen, die durch den Fußgängerüberweg einen Teil ihrer Laufkundschaft eingebüßt hatten.

Ganz anders bewertet Michael Opperrnann der Sprecher der Interessengemeinschaft Südliche Innenstadt, die Empfehlurvgen aus den Planungszellen. Wenn der Neumarkt zu einem schönen Platz umgebaut werde, komme mehr Kundschaft in die Johannisstraße. Von der Belebung werde die ganze Stadt profitieren. Bestechend sei auch, dass die vorgeschlagene Lösung wenig Geld koste.

" Viele positive Auswirkungen" erwartet auch Wöhrl-Geschaftsführer Markus Wobbe: Wöhrl habe es im Augenblick nur mit Kunden zu tun, die gezielt kämen. Eine Belebung des Neumarkts würde dagegen viel Laufkundschaft ins Haus bringen. Ähnlich positiväußert sich SinnLeffers-Geschaftsführer Joachim Zander. Bisher habe sich das " schöne Leben" in der Altstadt abgespielt. Jetzt werde auch die Neustadt attraktiver und die Johannisstraße bekomme eine reelle Chance.

" Sehr froh und glücklich" äußerte sich auch der Immobilienkaufmann Di. Theodor Bergmann, der in der Vergangenheit mehrere Initiativen zur Belebung des Neumarkts gestartet hat. Die Empfehlungen des Bürgergutachtens sollten möglichst schnell umgesetzt werden. Davon werde die ganze Stadt profitieren.

Stadtbaurat Jörg Elitnghaus sieht im Votum der Planungszellen eine Handlungsgrundlage für die weitere Arbeit. Nach seiner Vorstellung sollte die Stadt im kommenden Jahr einen Ideen- und Gestaltungswettbewerb ausschreiben, um den Neumarkt zu einem urbanen Platz umzubauen.

Franz Schürings, der Leiter des Fachbereichs Städtebau, kündigte neue Untersuchungen an, um herauszufinden, wie das Verkehrsnetz einen autofreien Neumarkt am besten verkraften kann. Ein Knackpunkt seien dabei die " Schleichwege". Schürings äußerte sich aber zuversichtlich, dass sich auch dieses Problem lösen lasst. (rll)

Parteien zur Wahl: Welche Erkenntnisse bringt das Bürgegutachten?

Am Neumarkt soll es jetzt zügig vorangehen

von Rainer Lahmann-Lammert

Breite Zustimmung zur Empfehlung der Planungszellen

CDU

PROF. DR. RAINER TENFELDE

Machbarkeit entscheidend

" Das sind hochinteressante Ergebnisse, die natürlich Hausaufgaben für die Verwaltung und den Rat bedeuten", erklarte CDU-Fraktionschef Prof. Dr. Rainer Tenfelde zum Bürgergutachten. Einige der Empfehlungen deckten sich mit Aussagen aus dem CDU-Wahlprogramm, etwa die oberirdische Überquerung für Fußgänger und eine attraktivere Randbebauung. Auch die Notwendigkeit, die Attraktivität der Passage zu erhöhen, werde von der CDU seit langem gesehen. Das Bürgergutachten müsse ernst genommen werden, es komme aber auch auf die Machbarkeit an. Jetzt müsse geprüft werden, ob sich eine Verlagerung der Buszentrale realisieren lasse und ob die Sperrung für den Autoverkehr zu einer Überlastung des Walls führe. Wenn sich die Experten dagegen aussprächen, müsse man nach Kompromissen suchen.

SPD

ALICE GRASCHTAT

Große Chance für die Stadt

Eine " ganz große Chance für die Stadtentwicklung" sieht die SPD-Fraktionsvorsitzende Alice Graschtat in den Empfehlungen der Planungszellen. Die Bürgerbeteiligung mache es möglich, trotz der unterschiedlichen Interessenlagen eine politische Entscheidung für gravierende Veränderungen zu treffen. Jetzt komme es darauf an. die Empfehlungen zügig und transparent umzusetzen. Noch in diesem Jahr solle versucht werden, die offenen Fragen zu klären, etwa zum Verkehr. Den Geschäftsleuten im Neumarkttunnel verspricht Alice Graschtat, dass auch für sie eine vernünftige Lösung gefunden werde. Nach Ansicht der SPD-Politikerin ist ein Bürgergutachten gut geeignet, um stadtentwicklungspolitisch zentrale Fragen zu beantworten. Es sei denkbar, dieses Mittel auch in den nächsten Jahren anzuwenden.

Die Grünen

SABINE BARTNIK

Empfehlungen bald umsetzen

" Die Grünen sind seit langem dafür, den Neumarkt für den Individudlverkehr zu sperren", betont Ratsfrau Sabine Bartnik. Sie freue sich, dass diese Auffassung von den Bürgergutachtern geteilt werde. Es reiche jedoch nicht aus, den Neumarkt für Autos zu sperren, er müsse auch attraktiver gestaltet werden. Als gute Idee bezeichnet die Grünen-Polltlkerin die Empfehlung, den Busbahnhof zu verlagern. Interessant sei auch die Anregung, dem Platz vor dem Gericht mehr Aufenthaltsqualität zu geben. Die verkehrlichen Auswirkungen einer Sperrung seien zwar noch nicht im Detail untersucht, ließen sich aber bewältigen, meint Sabine Bartnik. Sie tritt dafür ein die Empfehlungen des Bürgergutachtens baldmöglichst umzusetzen und einen Ideenwettbewerb auszuschreiben, der auch Aussagen zum Neumarkttunnel macht.

FDP

THOMAS HAARMANN

Bürger öfter um Rat bitten

" In jeder Hinsicht eindrucksvoll und großartig" findet der FDP-Politiker Thomas Haarmann die Ergebnisse des Bürgergutachtens zum Neumarkt. Die Sperrung für den Autoverkehr wird nach seiner Einschätzung keine großen Schwierigkeiten bereiten. Bisherige Berechnungen, auch zur Leistungsfähigkeit des Wallrings, gingen von statischen Annahmen aus. Mit dem veränderten Bürgerwillen werde aber eine neue Dynamik entfacht. So habe das verbesserte Busangebot die Fahrgastzahlen erhöht. Die FDP sehe sich durch das Bürgergutachten bestätigt. " Wir hätten es aber auch ertragen und als Auftrag verstanden, wenn etwas anderes herausgekommen wäre", betont Haarmann. Nach seiner Ansicht wurde sich ein Bürgergutachten auch für die Sanierung der städtischen Finanzen anbieten.

ES KOMMT LEBEN auf den Neumarkt: Der Fußgängerweg wird gut angenommen. Und nun soll der Autoverkehr von diesem zentralen Platz verbannt werden.Foto: Gert Westdörp
Autor:
rll


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