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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Carl Diem ist nicht mehr erwünscht
 
A1-Umleitung: Osnabrück gibt nicht nach
Zwischenüberschrift:
Kompromissformel im Rat: Stadt "strebt an", Straßen umbenennen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Aus der Sitzung des Stadtrates

NEUER NAME? Die Carl-Diem-Straße im Stadteil Wüste wird möglicherweise bald Luise-Lütkehoff-Straße heißen.

Foto: Klaus Lindemann

Carl Diem ist nicht mehr erwünscht

Kompromissformel im Rat: Stadt " strebt an", Straße umzubennen

Die Stadt will die nach dem umstrittenen Sportfunktionär Carl Diem benannte Straße in der Wüste in Luise-Lüttkehoff Straße unbenennen.

Carl Diem ist eine Sportlegende mit zwei Seiten. Er hat das Sportabzeichen erfunden, die Bundesjugendspiele, den olympischen Fackellauf, er hat die Kölner Sporthochschule gegründet und ist Träger des Olympischen Ordens des IOC. Er war aber auch Sportfunktionär in der NS-Zeit, lobte den Krieg als den »vornehmsten und ursprünglichsten Sport" und schickte wortgewaltig am 18. März 1945, als die Russen vor den Toren Berlins standen, Kinder und alte Männer vom Reichssportfeld aus in den finalen Opfergang für den Führer und das Vaterland.

Achim Lande und Wolfgang Bausch haben in ihrem Buch " Der Sport-Führer. Die Legende Carl Dirm" auch diese zweite Seite des Sportfunktionärs genauer unter die Lupe genommen. Daraufhin wurden in mehreren deutschen Städten Carl-Diem-Sporthallen und Straßen umbenannt. Der Deutsche

" Finaler Opfergang für den Führer"

Leichtathletik-Verband änderte im vergangenen Jahr den Namen einer besonderen Auszeichnung: Aus dem " Carl-Diem-Schild" wurde das " DLV-Ehrenschild". Der Deutsche Sportbund machte diese Wendung bislang nicht mit und blieb bei seiner»Carl-Diem-Plakette".

Vor diesem Hintergrund beantragte die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen im Stadtrat, die Osnabrücker Carl-Diem-Straße in Luise Lütkehoff-Straße umzubennen. Die SPD unterstützte den Vorstoß uneingeschränkt. Carl Diem sei nicht seine national-konservative Haltung vorzuwerfen, sagte SPD-Ratsfrau Karin Jabs-Kiesler (SPD). " Was wir ihm vorwerfen ist, dass er nicht rechtzeitig erkannt hat, wie verbrecherisch das Hitler-Regime ist."

CDU und FDP halten den Antrag der Opposition " Im Grundsatz für positiv", wie Thomas Thiele (FDP) sagte. Die Sache müsse aber »mit Augenmaß" entschieden werden. Ludwig Lanver (CDU) sagte, die Erkenntnisse über Carl Diem seien " noch zu neu", um auf Anhieb eine Entscheidung treffen zu können. Der Antrag solle im Kulturausschuss tiefer erörtert werden. Boris Pistorius (SPD) gelang der Brückenschlag: " Die Stadt strebt an, die Carl-Diem-Straße in Luise-Lütkehoff-Straße umzubenennen", so sein Kompromissvorschlag, der einstimmig gebilligt wurde.

Alle Straßennamen werden überprüft

Zugleich wurde die Verwaltung beauftragt, die Namen der Osnabrücker Straßen und Plätze zu überprüfen, ob es weitere Namensgeber mit zweifelhafter Biografie gibt. Einzelheiten sollen ebenfalls im Kulturausschuss beraten werden.( hin)

Wer war Luise Lütkehoff ?

Luise Lütkehoff war eine einfache Osnabrückerin, die während des Krieges Zivilcourage bewiesen hat. Der Historiker Volker Issmer fand heraus, dass Luise Lütkehoff einen niederländischen Zwangsarbeiter vor Misshandlungen durch einen Aufseher bewahrt hat. Als der Aufseher den erschöpften Mann, der beim Abladen schwerer Säcke zusammengebrochen war, zu schlagen begann, schritt die mutige Frau ein. Sie wurde noch am selben Tag von der Gestapo vorgeladen und verwarnt. Der Zwangsarbeiter kehrte im vergangenen Jahr nach Osnabrück zurück und sprach mit der Tochter von Luise Lütkehoff, die damals Zeugin des couragierten Einsatzes ihrer Mutter war.

Meinungen von Anliegern

Wir haben gestern zwei der etwa 70 Anlieger der Carl-Diem-Straße befragt. Eine Adressenänderung wäre " lastig und umständlich", sagt Wilhelm Lucas. Er erinerte daran, dass vor 30 Jahren die Straße schon einmal umbenannt worden ist, von " Am Schwanenbach" in " Carl-Diem-Straße". Er wisse um die Vergangenheit Carl Diems, die Namensdiskussion sei trotzdem " unverständlich". " Ich bin Demokrat und würde einen Mehrheitsbeschluss akzeptieren - aber meine Meinung nicht verleugnen", erklärte Günter Flottmann. Namensdiskussionen seien oft nur eine " Modeerscheinung". Carl Diem sei sicherlich " politisch nicht im grünen Bereich", aber gleich den Namen ändern? " Da zögere ich doch etwas", meint er.

Ratsnotizen

Schallschutz

In der Nachbarschaft der Discothek " Netzwerk" an der Lyrastraße gibt es Klagen über die Lärmbelästigung, die jetzt auch den Rat beschäftigten: Auf Anfrage der SPD-Fraktion berichtete die Verwaltung, ein schalltechnisches Gutachten habe zwar keineÜberschreitung der zulässigen Grenzwerte ergeben, dennoch habe der TÜV mäßigend eingegriffen. " Wegen der Gefährdung für Bedienstete und Besucher" sei ein Schallpegel-Begrenzer eingebaut worden. Dessen Siegel werde regelmäßig überprüft. Die ObergrenzeÜegt jetzt bei 95 Dezibel. Die absolute Schmerzgrenze für Schallmissionen liegt bei 125 Dezibel.

Freies Parken

Welche Auswirkungen hat das freie Parken in der Innenstadt für die Einnahmen der OPG? Diese Frage konnte letzt nur " vorläufig" beantwortet werden, so die Antwort von Geschäftsführer Dr. Siegfried Hoffmann, weil eine Statistik immer längere Zeiträume erfassen müsse, immerhin im Januar sank die Zahl der Parkhaus-Nutzer am 3, 5 Prozent insgesamt, in der Innenstadt sogar um 9, 9 Prozent. Wegen der geänderten Tarifstruktur verzeichnete die OPG auf den City-Parkplätzen sogar fast halbierte Einnahmen von nur noch 40 000 Euro. Fazit: Die Einnahmeerwartungen für den Wirtschaftsplan 2002 müssen korrigiert werden.

Gegen Sprayer

Osnabrück soll sich ein Beispiel an Münster nehmen und Hauseigentümer im Kampf gegen Graffiti-Sprayer besser unterstützen. Der Rat beauftragte die Verwaltung, ein Handlungskonzept zur Unterstützung der betroffenen Hauseigentümer zu entwickeln. Münster hat die Aufklärung in den Schulen verstärkt, arbeitet enger mit dem Handwerk zusammen und lässt Graffiti so schnell wie möglich entfernen, um Sprayern den Spaß daran zu nehmen.

Werbetafeln

Die " Sondernutzungserlaubnisse" für den Bereich der Großen Straße sollen verbessert werden, fordern CDU und FDP. Ein " rätselhafter Antrag", so Alice Graschtat (SPD), der einer Erklärung bedurft hätte. Es geht darum, dass immer mehr Werbetafeln und Warenständer auf die Bummelmeile gestellt werden und Fußgänger zum Slalomlaufen zwingen. Nach diesen Erklärungen stimmten alle Ratmitglleder dem Antrag zu.

Sophie-Charlotte

Die neue Straße an der Capivikaserne wird den Namen der ersten preußischen Königin Sophie-Charlotte tragen, die auf der Iburg geboren ist. Der von der SPD favorisierte Vorschlag der Fachhochschule, die Straße, " Westerbergterassen" zu nennen, fiel durch.

Friedenskulturstadt

Die Verwaltung wurde vom Rat beauftragt, ein Konzept zu entwickeln, wie mit Hilfe freier Künstler das Leitmotiv " Friedenskulturstadt Osnabrück" einer breiten Öffentlichkeit bewusst gemacht werden kann. Der Anstoß kam von der SPD.

Güterbahnhof

Für den Güterbahnhof wird ein Bebauungsplan aufgestellt, weil die Fläche bislang ausschließlich für Eisenbahnanlagen vorgesehen ist. Hier könnten Gewerbebetriebe oder Anlagen für kulturelle oder sportliche Zwecke entstehen. Burkhard Jasper (CDU) regte an, dass die Verwaltung den Begriff " Innenstadtrelevante Sortimente" genauer definiert, damit in diesem Bereich kein Einkaufszentrum entstehen kann, das der Innenstadt Konkurrenz machen wurde. (fhv / hin)

A1-Umleitung: Osnabrück

Der Stadtrat bleibt hart, auch wenn der Wiederstand zwecklos ist: Wenn die Autobahn 1 gesperrt werden muss, soll der Verkehr nicht durch das Stadtgebiet umgeleitet werden. Einstimmig wies der Rat einen Kompromissvorschlag der Bezirksregierung zurück, die im Streit Osnabrücks mit den westfälischen Nachbargemeinden zu vermitteln versuchte. Die Bezirksregierung schlägt vor, die Lasten zu teilen. Der Umleitungsverkehr in Richtung Süden von der Anschlussstelle Nord zur Auffahrt Osnabrück-Hafen soll durch Eversburg geführt werden. In Gegenrichtung sollen die Autofahrer wie bisher über Wersen, Halen und Hollage geleitet werden. Der Widerstand wird der Stadt nichts nützen: Die Bezirksregierung Oldenburg hat angekündigt, im Rahmen ihres Weisungsrechtes den Kompromissvorschlag durchzusetzen, wenn eine einvernehmliche Lösung nicht möglich ist. In der vergangenen Woche hatten Vertretern der Bezirksregierungen Oldenburg und Münster, der Gemeinden Lotte, Westerkappeln und Wallenhorst und der Stadt Osnabrück im Rathaus über den Kompromissvorschlag beraten.
Autor:
fhv, hin


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