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1.
Erscheinungsdatum:
23.02.2002
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ganzseitige
Fotoreportage
zum
Thema
Sprengungen
im
Steinbruch
am
Piesberg.
Überschrift:
Wenn der Piesberg bebt
Schauerlich
Zwischenüberschrift:
Sprengungen erschüttern Häuser und Menschen - Was geschieht im Steinbruch eigentlich?
Artikel:
Originaltext:
Wenn
der
Piesberg
bebt
Spengungen
erschüttern
Häuser
und
Menschen
-
Was
geschieht
im
Steinbruch
eigentlich?
Von
Wilfried
Hinrichs
(Text)
und
Gert
Westdörp
(Fotos)
Der
Berg
bebt
wirklich.
Wenn
ihm
mit
brutaler
Gewalt
eine
Scheibe
abgeschnitten
wird,
grollt
und
zittert
er
für
eine
Sekunde.
71
Sprengladungen
mit
Insgesamt
7,
5
Tonnen
Ammoniumnitratsetzen
35
000
Tonnen
Gestein
in
Bewegung.
Wer
einmal
das
Beben
in
den
Beinen
gespürt
hat,
wundert
sich
nicht
mehr,
dass
in
den
Häusern
am
Fuße
des
Piesberges
die
Tassen
im
Schrank
wackeln.
In
Pye
und
Lechtingen
leben
die
Menschen
seit
Generationen
mit
Steinbruch
und
Bergbau.
Die
steinfressenden
Maschinen
haben
sich
in
den
vergangenen
Monaten
weiter
nach
Norden
bewegt
und
sind
in
die
Nähe
der
Häuser
gerückt.
Die
Hausbesitzer
machen
sich
Sorgen:
Wenn
im
Piesberg
gesprengt
wird,
so
sagen
sie,
fallt
Putz
von
der
Decke,
Fernseher
hüpfen,
Tassen
fallen
vom
Tisch
(wir
berichteten)
.
Die
Aufregung
ist
groß.
Deshalb
haben
wir
uns
selbst
einen
Eindruck
verschafft.
Es
ist
Dienstagmittag.
Auf
dem
Plan
steht
die
vorerst
letzte
große
Sprengung
an
der
oberen
der
drei
riesigen
Treppenstufen
(Bänke
nennt
der
Fachmann
sie)
.
Von
der
dritten
Bank
soll
heute
eine
knapp
acht
Meter
breite
und
etwas
über
100
Meter
lange
Scheibe
sauber
abgeschnitten
werden.
Die
Experten
sprechen
von
.
Vorgabe"
.
Das
ist
der
Fels,
der
nach
der
Sprengung
In
verdaulichen
Stücken
am
Fuß
des
Berges
liegen
soll.
Eine
Woche
brauchte
Bohrmeister
Heinz
Freitag,
um
die
71
Sprenglöcher
vertikal
in
den
Felsen
zu
treiben.
Die
Löcher
haben
einen
Durchmesser
von
102
Millimeter
und
sind
20
Meter
tief.
In
jedes
passen
110
Kilo
Sprengstoff
aus
Ammoniumnitrat.
Die
Ladungen,
die
im
Abstand
von
25
Millisekunden
gezündet
werden,
sind
mit
pinkfarbenen
Kabeln
verbunden,
den
Zündschläuchen.
Sie
enthalten
feinen
Sprengstoff
und
funktionleren
wie
die
klassische
Lunte,
die
wir
aus
Westernfilmen
kennen,
nur
dass
das
Feuer
unsichtbar
durch
den
Schlauch
zischt.
Die
Zündschlauche
laufen
in
einem
rostigen
Druckkessel
von
der
Größe
einer
Telefonzelle
zusammen.
Darin
verkriecht
sich
Sprengmeister
Vladimir
Damilov,
bevor
es
knallt.
Die
Elektrizität
für
den
entscheidenden
Funken
produziert
er
selbst,
denn
Stromkabel
gibt
es
in
der
Steinwüste
nicht.
Damilov
kurbelt,
kurbelt,
kurbelt
an
einem
kleinen
Griff,
der
Akku
ist
geladen.
Damilovs
Chef
ist
Werner
Zschemisch,
Geschäftsführer
von
Bohr-
und
Sprengtechnik
aus
Pölzig
(Thüringen)
.
Für
diese
Sprengung
ist
er
extra
angereist.
Er
weist
den
Beobachtern
einen
sicheren
Platz
auf
dem
Trichterrand
zu,
kümmert
sich
um
die
Sicherheit
rundherum
und
gibt
die
Sprengung
frei.
In
diesem
Moment
schüttet
der
Himmel
Schnee
und
Hagel
aus.
Damilov
ist
nur
noch
als
kleiner
roter
Punkt
erkennbar.
Das
Signalhorn,
ein
Mal.
Pause.
Das
Signalhorn,
zwei
Mal.
"
Dann
bis
fünf
zählen"
,
hatte
Werner
Zschemisch
gesagt.
Der
Berg
stößt
eine
Rauchfontane
aus,
ganz
links.
Dann
mehrere.
Eine
Kettenreaktion.
Wie
ein
Reißverschluss.
Kein
Knall,
sondern
Donnergrollen.
Der
Boden
bewegt
sich,
die
Schwingungen
gehen
durch
die
Beine.
Gelber
Rauch
liegt
über
dem
gewaltigen
Trümmerberg.
.
Das
reicht
für
eine
Woche"
,
urteilt
Nico
Steudel,
Geschäftsfüher
der
Piesberger
Steinindustrie.
Die
Produktion
ruht
allerdings
in
diesem
Monat,
weil
die
Brecheranlage
aus
den
30er
Jahren
generalüberholt
wird.
Es
dürfte
die
letzte
Generalinspektion
für
den
Steinknacker
sein,
denn
der
Betrieb,
der
zum
Readymix-
Unternehrnen
gehört,
will
bis
zum
Herbst
neue
Anlagen
im
Innenraum
des
Steinbruches
in
Betrieb
nehmen.
Die
alten
Gebäude
des
Piesberger
Bergbaus
werden
frei
-
für
museale
oder
kulturelle
Zwecke
oder
für
die
Bundesgartenschau
2013.
Gleichzeitig
soll
der
Abbau
nach
Westen
verschoben
werden,
ein
entsprechender
Antrag
läuft.
Das
Genehmigungsverfahren
ist
sehr
aufwendig,
denn
die
Folgen
für
Umwelt
und
Nachbarschaft
wollen
genau
bedacht
werden.
Es
geht
auch
um
so
genannte
geologische
Fenster.
Das
sind
sie
Narben
im
Berg,
die
einen
Blick
auf
die
Erdgeschichte
freigeben
und
geschützt
werden
sollen.
Die
derzeit
in
der
Abbaugenehmigung
festgelegten
geologischen
Fenster
überlagern
mehrere
Millionen
Tonnen
abbaubaren
Karbonquarzit.
Das
Unternehmen
will
lieber
an
anderer
Stelle
neue
Fenster
in
den
Berg
schneiden.
Werden
die
Anträge
genehmigt,
haben
die
Steinbrecher
Zugriff
auf
30
Millionen
Tonnen
Karbonquarzit,
aus
dem
zum
Beispiel
Gehwegplatten
und
Bordsteine
produziert
werden.
Die
Nachbarn
müssten
steh
auf
weitere
30
Jahre
Steinabbau
einstellen.
Allerdings
sollen
die
Belastungen
bald
deutlich
verringert
werden,
verspricht
Nico
Steudel.
Die
nächste
Scheibe
an
der
oberen
Nord-
Bank
wird
schon
mit
einem
kleineren
"
Raster"
abgeschnitten.
Das
hellst:
kleinere
Sprenglöcher
mit
weniger
Sprengstoff
für
eine
schmalere
.
Vorgabe"
.
Das
wird
für
den
Steinbruch
zwar
teurer,
die
Häuser
werden
aber
weniger
wackeln.
Schauerlich
Als
vor
zwei
Jahren
der
letzte
große
Gasometer
in
Georgsmarienhütte
gesprengt
wurde,
hat
Till
erlebt,
wie
ein
Kameramann
vom
Fernsehen
zu
spät
auf
den
Auslöser
drückte.
l
Den
Knall
verpasst,
keine
Bilder.
Das
würde
uns
nicht
passieren,
schworen
sich
Till
und
der
Fotograf.
Doch
dann
passierte
etwas
anderes:
Just
zur
Minute
der
Sprengung
verhängte
ein
Schauer
aus
Schnee
und
Hagel
die
Freilichtbühne
mit
einem
grauen
Schleier.
Wer
fotografiert,
weiß,
dass
in
solchen
Situation
der
Autofocus
verrückt
spielt
und
das
Teleobjektiv
den
Grauschleier
noch
stärker
zusammenrafft.
Pech
gehabt.
Bei
der
Besichtigung
der
Trümmer
schien
übrigens
die
Sonne
wieder.
Bisübermorgen
Zur
Sache
Ein
kleiner
Exkurs
in
die
Physik:
Die
Wirkung
der
Erschütterungen
hängt
von
der
Frequenz
der
Wellen
(gemessen
in
Hertz)
und
deren
Schwinggeschwindigkeit
(gemessen
jn
Millimeter
pro
Sekunde)
ab.
Je
höher
die
Frequenz,
umso
höher
darf
die
Schwingeschwindjgkeit
sein,
ohne
Schaden
anzurichten.
Lange
Wellen
mit
niedriger
Frequenz
greifen
ein
Fundament
an
wenigen
Punkten
an
und
wirken
dadurch
stärker
(Siehe
Grafik)
.
Eine
normale
Piesberg-
Sprengung
löst
bei
zehn
Hertz
eine
Schwinggeschwindigkeit
von
0,
7
mm/
s
aus.
Der
Grenzwert
liegt
bei
3
mm/
s
in
denkmalgeschützten
Gebäuden
und
bei
5
mm/
s
in
Wohnhäusern.
Eine
Unwägbarkeit
bleibt:
Niemand
kennt
alle
Stollen,
die
den
Piesberg
durchlöchern,
keiner
weiß,
ob
die
Schwingungen
alte
Stollen
zum
Einsturz
bringen
können
-
oder
schon
zum
Einsturz
gebracht
haben.
DA
WACKELN
DIE
WÄNDE:
Werner
Zschemisch
(oben
rechts)
legt
die
Lunte,
die
eine
"
Vorgabe"
im
Piesberg
zum
Einsturz
bringt.
Die
Sprengungen
erschüttern
die
Menschen
und
Häuser
in
der
Nachbarschaft,
obwohl
die
Schwingungen
meist
nur
einen
Bruchteil
der
erlaubten
Werte
erreichen.
EIN
ALTER
KESSEL
dient
Sprengmeister
Vladimir
Damilov
als
Schutzraum.
35
000
TONNEN
farbonquarzit,
von
7,
5
Tonnen
Sprengstoff
in
verdauliche
Stücke
zerlegt
Autor:
Wilfried Hinrichs, Till