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1.
Erscheinungsdatum:
18.02.2002
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ganzseitige
Reportage
über
einen
schweren
Chemieunfall
am
Güterbahnhof.
Überschrift:
Chemieunfall: Flammen über dem Güterbahnhof
Beunruhigend
Acrylnitrin
Zwischenüberschrift:
Explosive Mischung: Propangas und Acrylnitrit - nur um Haar konnte die Katastrophe vermieden werden
Artikel:
Originaltext:
Chemieunfall:
Flammen
über
dem
Güterbahnhof
Explosive
Mischung:
Propangas
und
Acrylnitril
-
Nur
um
ein
Haar
konnte
die
Katastrophe
vermieden
werden
Von
Frank
Henrichvark
(Text)
und
Klaus
Lindemann
(Fotos)
Feuerwehrleute
wirft
so
schnell
nichts
um,
aber
auch
am
Tag
danach
war
dem
Einsatzleiter
Heiko
Schnitker
von
der
Osnabrücker
Berufsfeuerwehr
die
Anspannung
noch
am
Gesicht
abzulesen:
Um
ein
Haar
sind
der
Zugführer
und
seine
Leute
bei
dem
Brand
eines
Kesselwagens
in
der
Nacht
zu
Sonnabend
auf
dem
Güterbahnhofs
Gelände
wohl
an
einer
Katastrophe
vorbeigeschlittert.
Gegen
1.30
Uhr
am
Sonnabendmorgen
ist
auf
dem
Güterbahnhof
hinter
der
Schellenbergbrücke
ein
Zug
mit
insgesamt
26
Waggons
vermutlich
in
einer
Weiche
entgleist.
Die
Lok
und
acht
Waggons
sprangen
aus
den
Schienen,
einige
Wagen
stürzten
um.
Zwei
Waggons
wurden
beschädigt
und
fingen
Feuer:
Ein
mit
60
Tonnen
der
hochgiftigen
und
brennbaren
Chemikalie
Acrylnitril
beladener
Tankwagen
sowie
ein
nahezu
leerer
Propangas-
Tanker,
in
dem
sich
noch
Restmengen
befanden.
Beide
Waggons
brannten
aus:
Bis
gegen
7.40
Uhr
stand
ein
riesiger
Feuerball
über
der
Brandstelle.
"
Acrylnitril
brennt
wie
Superbenzin,
es
ist
nur
noch
giftiger"
,
sagte
Jürgen
Knabenschuh,
der
Chef
der
Osnabrücker
Berufsfeuerwehr.
Neben
der
Explosionsgefahr
herrschte
denn
auch
Giftgasalarm:
Acrylnitril
gilt
als
krebserregend,
bei
seiner
Verbrennung
kann
zudem
Blausäuregas
entstehen.
Die
ganze
Nacht
wurde
an
der
Brandstelle
hektisch
gearbeitet:
Neben
der
Osnabrücker
Berufsfeuerwehr
und
sämtlichen
freiwilligen
Löschzügen
waren
auch
die
Berufsfeuerwehr
Münster,
die
Flughafenfeuerwehr
aus
Greven
sowie
Wehren
aus
dem
Landkreis
Osnabrück
und
Lingen
im
Einsatz.
Später
wurden
die
Werksfeuerwehren
der
BASF
aus
Düssseldorf,
der
Faserwerke
Lingen
-
für
die
das
Acrylnitril
bestimmt
war
-
sowie
des
Chemieherstellers
DMS
aus
den
Niederlanden
hinzugezogen.
Auch
das
Technische
Hilfswerk
war
im
Einsatz:
Insgesamt
über
200
Mann.
Drei
Polizisten
erlitten
Atemwegsreizungen,
ein
Beamter
wurde
deshalb
zur
Beobachtung
ins
Krankenhaus
gebracht.
Die
Feuerwehr
beschränkte
sich
zunächst
darauf,
die
brennenden
Wagons
zu
kühlen,
um
die
Explosionsgefahr
zu
bannen.
"
Acrylnitril
lässt
sich
mit
Wasser
nicht
löschen"
,
berichtete
Heiko
Schnitker,
"
erst
gegen
Morgen
konnten
wir
mit
den
großen
Schaumkanonen
den
Brand
ersticken."
Immer
wieder
hatte
der
Brand
aus
dem
leckgeschlagenen
Propangastank
neue
Nahrung
erhalten:
Dieser
Waggon
wirkte
wie
ein
riesiges
Einweg-
Feuerzeug,
weil
die
darin
enthaltene
Restmenge
verdampfte
und
abfackelte.
Am
Sonnabend
und
Sonntag
liefen
dann
die
Sicherungs-
und
Aufräumungsarbeiten
auf
dem
Gelände
im
Fledder
an.
Zunächst
mussten
die
umgestürzten
Waggons
gesichert
werden:
Neben
drei
Autotransportern
die
vier
Tankwagen,
beladen
mit
jeweils
60
Tonnen
Acrylnltril,
sowie
die
beiden
Propangastanker.
Anschließend
konnte
die
giftige
Chemikalie
umgepumpt
werden:
"
Die
beiden
Werksfeuerwehren
aus
Düsseldorf
und
den
Niederlanden
haben
dabei
sehr
professionell
und
wirkungsvoll
gearbeitet"
,
sagte
Löschzugführer
Ernst
Rüdiger
von
der
Osnabrücker
Berufsfeuerwehr,
der
gestern
vor
Ort
war:
"
Aber
noch
sind
die
Waggons
ineinander
verkeilt"
,
so
berichtete
er,
"
die
herangeführten
Autokräne
werden
erst
dann
mit
ihrer
Arbeit
beginnen
können,
wenn
die
akute
Gefahr
behoben
ist."
Nach
seinen
Angaben
werden
die
Aufräumungsarbeiten
mindestens
bis
heute
andauern.
Der
Güterbahnhof
Osnabrück
bleibt
so
lange
gesperrt.
Der
Personenverkehr
im
Osnabrücker
Hauptbahnhof
konnte
allerdings
am
Sonnabend
wieder
ungehindert
laufen,
nachdem
es
in
den
ersten
Stunden
noch
zu
Behinderungen
im
Zugverkehr
gekommen
war.
Während
des
Großbrandes
waren
die
Anwohner
in
Schinkel
und
Fledder
aufgefordert
worden,
Fenster
und
Türen
zu
schließen.
"
Schadstoffe
in
der
Luft
haben
unsere
Messtrupps
jedoch
nicht
gefunden"
,
sagte
Ernst
Rüdiger
gestern,
"
im
Wesentlichen
brannte
wohl
nur
das
Propangas."
Wie
viel
der
giftigen
Chemikalie
Acrylnitril
tatsächlich
ausgelaufen
und
verbrannt
ist,
konnte
der
Löschzugführer
gestern
nicht
sagen,
dazu
müsse
zunächst
die
abgepumpte
Menge
aus
dem
ausgebrannten
Waggon
gernessen
und
auf
ihren
Wasseranteil
untersucht
werden.
Die
Schadenshöhe
stand
auch
gestern
noch
nicht
fest,
dürfte
aber
in
die
Millionenhöhe
gehen.
Feuerwehr-
Chef
Jürgen
Knabenschuh
sprach
von
"
Glück
im
Unglück"
,
weil
einerseits
die
beiden
Propangastankwagen
leer
fuhren
und
nicht
explodierten.
Andererseits
habe
die
Feuerwehr
auf
dem
direkt
benachbarten
Gelände
des
Autoherstellers
Karmann
nahezu
ideale
Arbeitsbedingungen
gehabt:
"
Noch
vor
zwei
Wochen
haben
wir
mit
den
Verantwortlichen
bei
der
Bahn
AG
über
die
Löschwasserversorgung
bei
einem
solchen
Szenario
gesprochen"
,
sagte
Knabenschuh.
Beunruhigend
Till
brauchte
lange,
um
die
ganze
Dimension
dessen
zu
begreifen,
was
in
der
Nacht
zum
Samstag
auf
dem
Güterbahnhof
geschehen
war.
Ganz
offensichtlich
ist
die
Stadt
haarscharf
an
einer
echten
Katastrophe
vorbeigeschrammt.
Das
spektakuläre
Unglück
macht
erschreckend
deutlich,
wie
unterschiedlich
die
Sicherheitsmaßnahmen
offenkundig
sind.
Die
vielzitierten
Atomtransporte
werden
unter
strengsten
Auflagen
durch
die
Republik
bewegt
und
zudem
in
Behältern,
die
für
hohe
Beanspruchungen
ausgelegt
sind.
Chemlkalien
hingegen
rollen
in
vergleichsweise
dünnwandigen
und
entsprechend
empfindlicheren
Waggons
durch
die
Gegend
-
mit
möglicherweise
schlimmen
Folgen,
wie
der
noch
einigermaßen
glimpflich
abgelaufene
Unfall
auf
dem
Güterbahnhof
ahnen
lässt.
Dass
diesmal
Feuerwehren
und
Helfer
sogar
von
weit
her
schnell
am
Ort
des
Geschehens
waren
und
dazu
beitrugen.
Schlimmeres
zu
verhindern,
ist
zwar
sehr
erfreulich,
wirkt
aber
nur
begrenzt
beruhigend.
Bismorgen
Zur
Sache
Acrylnitril
Acrylnltril
hat
die
chemische
Formel
C³H³N.
Es
ist
eine
farblose,
schwach
stechend
nach
Senföl
riechende
Flüssigkeit,
die
sich
mit
Wasser
nur
schwer
mischt,
aber
leicht
entzündlich
ist.
Die
Chemikalie
wird
als
Grundstoff
für
viele
Produkte
in
der
Kunststoffindustrie
verwendet.
Pro
Jahr
werden
in
Deutschland
etwa
360
000
Tonnen
produziert,
unter
anderem
als
Monomere
und
Mischpolymere
wie
zum
Beispiel
Kautschuk,
dazu
als
Lackrohstoff,
Textilhilfsmittel
und
für
Kleber
und
Dispersionen.
Unter
Lichteinfluss
oder
mit
anderen
Stoffen
kann
Acrylnitril
explosionsartig
reagieren.
Gemische
mit
Luft
sind
zudem
zündfähig.
Bei
der
Verbrennung
kann
Blausäure
entstehen.
Der
Stoff
reizt
die
Augen
und
die
Haut,
er
soll
deshalb
auch
nicht
eingeatmet
werden.
Bei
höheren
Konzentrationen
gilt
er
als
krebserregend.
EIN
RIESIGER
FEUERBALL
stand
über
den
brennenden
Waggons
auf
dem
Güterbahnhof
im
Fledder.
Bis
gegen
Morgen
versuchte
die
Feuerwehr
vom
benachbarten
Karmann-
Gelände
aus,
die
Flammen
einzudämmen.
Dieses
Bild
enstand
gegen
3
Uhr
von
der
Schellenbergbrücke
aus.
SPEZIALISTEN
DER
BASF-
WERKSFEUERWEHR
aus
Düsseldorf
untersuchten
die
unbeschädigten
Waggons
und
überwachten
das
Abpumpen
der
Chemikalie.
GESPANNTES
WARTEN
prägte
das
Bild
am
Sonnabend:
Unter
Atemschutzmasken
und
in
Bergen
von
Löschschaum
hielten
die
Feuerwehrmänner
die
Brandwache,
um
ein
Wiederaufflackern
der
Flammen
zu
verhindern.
FABRIKNEUE
AUTOS
AUF
DEN
SCHIENEN:
Neben
den
Tankwagen
hatten
sich
auch
drei
Autotransporter
ineinander
verkeilt
und
zum
Teil
die
Ladung
verloren.
Die
Aufräumarbeiten
werden
auch
heute
noch
andauern.
Autor:
Frank Henrichvark, Till