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1.
Erscheinungsdatum:
12.01.2002
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Eine
ganzseitige
Reportage
über
August
Haarmann.
Als
Erfinder,
Generaldirektor
und
Geheimer
Commerzienrat
gehörte
der
Patriarch
vor
100
Jahren
zu
den
bekanntesten
Figuren
der
Stadt.
Überschrift:
"Vatter, das war der Direktor"
Legende um einen Brunnen
Zwischenüberschrift:
Haarmann-Nachlass geht ans Museum
August Haarmann, der Patriarch mit dem Rauchebart: Preußische Sparsamkeit und eiserne Strenge galten als seine Tugenden
Artikel:
Originaltext:
August
Haarmann,
der
Patriarch
mit
dem
Rauschebart:
Preußische
Sparsamkeit
und
eiserne
Strenge
galten
als
seine
Tugenden
"
Vatter,
das
war
der
Direktor"
Haarmann-
Nachlass
geht
ans
Museum
Von
Rainer
Lahmann-
Lammert
Den
Haarmannsbrunnen
kennen
alle,
aber
wer
war
August
Haarmann?
Als
Erfinder,
Generaldirektor
und
Geheimer
Commerzienrat
gehörte
der
Patriarch
mit
dem
Rauschebart
vor
100
Jahren
zu
den
bekanntesten
Figuren
der
Stadt.
Das
Museum
Industriekultur
hat
jetzt
mehrere
Kisten
Interessanter
Dokumente
aus
seinem
Nachlass
erhalten,
mit
Fotos,
Veröffentlichungen
und
skurrilen
Fundstücken.
Bis
zum
31.
März
muss
die
Bremerin
Gertrud
Haarmann
das
Haus
am
Heger-
Tor-
Wall
24
leerräumen.
Es
hat
einmal
ihrem
Großvater
gehört.
August
Haarmann
starb
1913,
sieben
Jahre
vor
der
Geburt
seiner
Enkelin.
Aber
die
81-
Jährige
hat
ein
Bild
von
ihm
im
Kopf,
so
wie
es
früher
an
der
Wand
hing:
"
Er
war
tüchtig
und
von
allen
respektiert"
,
sagt
sie.
Wenn
sie
nach
den
nach
den
markantesten
Tugenden
Ihres
Großvaters
gefragt
wird,
kommen
Gertrud
Haarmann
Humor
und
Strenge
in
den
Sinn.
In
dem
Haus
am
Heger-
Tor-
Wall
lebte
bis
zum
April
2001
ihr
Bruder,
der
Rechtsanwalt
Heino
Haarmann.
Nach
seinem
Tod
hat
die
Gewerbelehrerin
aus
Bremen
zusammen
mit
den
Kanzleiangestellten
vom
Keller
bis
zum
Dach
gründlich
aufgeräumt.
Eine
Fundgrube
für
Rolf
Spilker,
den
Leiter
des
Museums
Industriekultur.
Berge
von
Dokumenten
durfte
er
mitnehmen.
Darunter
viele
Ansichten,
die
das
Osnabrücker
Stahlwerk
in
der
Zeit
August
Haarmanns
zeigen.
Das
war
zwischen
1872
und
1911.
Als
Generaldirektor
des
Georgs-
Marien-
Bergwerks-
und
Hütten-
Vereins
war
August
Maarmann
der
Chef
von
fast
8
000
Arbeitern
und
Angestellten.
Zu
der
Aktiengesellschaft
gehörten
damals
die
Stahlwerke
Osnabrück
und
Georgsmarienhütte,
bis
zu
ihrer
Schließung
1898
auch
die
Kohlezeche
auf
dem
Piesberg.
Als
Ingenieur
und
Erfinder
hatte
August
Haarmann
eine
Reihe
von
Patenten,
die
sich
auf
Eisenbahngleise
bezogen.
Zum
Beispiel
den
Zwlllingsschienen-
Oberbau,
die
zweiteilige
Schwellenschiene
oder
den
Starkstoß-
Oberbau.
Obwohl
das
Bessemer-
Stahlwerk
in
Osnabrück
nach
der
Entwicklung
des
Thomasverfahrens
nicht
mehr
konkurrenzfähig
war,
sicherte
ihm
Haarmann
durch
den
Absatz
seiner
Eisenbahnkomponenten
Beschäftigung.
So
konnte
sich
der
Betrieb
halten,
obgleich
die
Aktionäre
manches
Mal
auf
ihre
Dividende
verzichten
mussten.
Denn
der
Generaldirektor
drängle
darauf,
die
Gewinne
zu
Investieren.
"
Was
sollten
diese
Leute
denn
ohne
mich
und
meine
Patente
anfangen?
",
fragte
der
Patriarch
mit
dem
Rauschebart
selbstgefällig.
In
der
Biografie,
die
die
Handschrift
seines
Sohnes
Allan
trägt,
werden
August
Haarmann
die
Tugenden
Arbeitsamkeit,
Ausdauer,
Ordnung,
Sparsamkeit,
Rechtlichkeit,
Strebsamkeit,
Gemeinsinn,
Vaterlandsliebe
und
Humanität
nachgesagt.
Das
glorifizierende
Werk,
das
in
den
30er
Jahren
erschienen
ist,
preist
ihn
sogar
als
ersten
Nationalsozialisten
im
Geiste.
Eine
zweifelhafte
Ehre,
die
sich
August
Haarmann
nicht
antun
musste,
weil
er
schon
20
Jahre
früher
an
einer
Lungenentzündung
gestorben
war.
Von
der
eisernen
Strenge
die
seine
Enkelin
noch
gespürt
hat,
berichtet
auch
der
wandernde
Bäckergeselle
Carl
Fischer
in
seinen
"
Denkwürdigkeiten
und
Erinnerungen
eines
Arbeiters"
.
Fischer,
der
eine
Zeitlang
im
Osnabrücker
Stahlwerk
gearbeitet
hat,
zitiert
zwei
Ingenieure,
die
über
den
Alten
schimpfen:
"
Ach,
der
hat
ja
kein
bisschen
Bildung!
"
Ein
Gießereiarbeiter
weiß
sofort,
was
Sache
ist:
"
Denen
hat
Vatter
Bescheid
gesagt."
"
Vatter"
,
schreibt
Carl
Fischer,
"
das
war
der
Direktor.
Die
Leute
hatten
ihm
von
Anfang
an
einen
Spitznamen
gegeben
und
nannten
ihn
Vatter
Grausam,
aber
in
den
letzten
Jahren
hörte
man
den
vollen
Namen
nur
noch
selten..."
August
Haarmann
hatte
selbst
einmal
klein
angefangen,
als
eines
von
zehn
Kindern
einer
Bäckersfamilie
in
Blankenhelm
an
der
Ruhr.
Er
wurde
Bergmann
und
sparte
sich
durch
viele
Überstunden
das
Geld
für
ein
Studium
zusammen.
Als
Ingenieur
im
Hüttenwerk
Neuschottland
spezialisierte
er
sich
auf
den
Eisenbahnoberbau,
später
wurde
er
in
Hattingen
Walzwerksdirektor.
1872
ging
der
junge
Mann
nach
Osnabrück,
wo
er
zunächst
dem
Vorstand
des
Eisen-
und
Walzwerks
angehörte
und
1890
zum
Generaldirektor
des
Georgs-
Marien-
Bergwerks-
und
Hüttenvereins
aufstieg.
Als
Fabrikant
besuchte
Haarmann
die
Weltausstellungen
seiner
Zeit
diesseits
und
jenseits
des
Atlantiks,
um
die
neusten
Produkte
der
Schienentechnik
zu
präsentieren.
Über
seine
Reiseeindrücke
verfasste
er
ausführliche
Berichte,
in
denen
immer
wieder
sein
Hang
zur
Sparsamkeit
durchschimmert.
So
mokierte
er
sich
1889
in
Paris
über
sein
Quartier,
"
das
sich
am
treffendsten
mit
einem
Hühnerstall
vergleichen
lässt"
,
aber
dennoch
16,
5
Francs
pro
Nacht
gekostet
habe.
In
Chicago,
vier
Jahre
später,
fiel
dem
knauserigen
Preußen
auf,
wie
unbekümmert
die
Amerikaner
aus
dem
Vollen
schöpften:
Schabernack
mit
dem
Reichskanzler
"
In
dieser
Beziehung
ist
es
bezeichnend,
dass
ein
amerikanischer
Reporter,
welcher
in
Finland
etwas
zu
erkunden
hatte,
der
telegraphischen
Abgabe
seiner
Nachrichten
noch
sieben
ganze
Kapitel
aus
dem
ersten
Buch
Moses
folgen
ließ,
nur
um
zu
verhindern,
dass
in
den
nächsten
Stunden
das
Kabel
von
der
Concurrenz
benutzt
werden
könne."
Kein
Zweifel,
der
Alte
hatte
Humor.
Rolf
Spilker
vom
Museum
Industriekultur
hat
einige
Anekdoten
ausgegraben,
die
vom
Geheimen
Commerzienrat
stammen.
Als
Graf
Caprivi,
der
Nachfolger
Bismarcks
als
Reichskanzler
Osnabrück
besuchte,
besichtigte
er
auch
das
Stahlwerk
und
das
von
Haarmann
aufgebaute
Gleismuseum.
Mit
einem
klappernden
Schachtkorb
inszenierte
der
Generaldirektor
für
seinen
Gast
eine
virtuelle
Reise
in
ein
400
Meter
tiefes
Bergwerk.
Und
freute
sich
diebisch,
als
der
Reichskanzler
auf
seinen
Schabernack
hereingefallen
war.
Das
Stahlwerk
hat
sich
bis
in
die
80er
Jahre
halten
können,
das
Gleismuseum
ging
an
den
preußischen
Staat.
Noch
heute
sind
die
Exponate
im
Deutschen
Technik-
Museum
Berlin
und
im
Verkehrsmuseum
Dresden
zu
sehen.
In
Osnabrück
erinnert
der
Haarmannsbrunnen
an
den
Partiarchen
alter
Schule.
Als
ehrenamtlicher
Senator
der
Stadt
(heute
heißt
es
Beigeordneter)
engagierte
er
sich
in
der
Kommunalpolitik.
Damals
plante
die
Stadt,
den
Herrenteichswall
abzureißen,
Haarmann
war
dafür.
Er
änderte
jedoch
seine
Meinung,
als
sich
der
Hannoversche
Städtetag
für
den
Erhalt
der
mittelalterlichen
Befestigungsanlage
aussprach.
Und
setzte
sich
durch.
Um
der
Sache
einen
repräsentativen
Abschluss
zu
geben,
wurde
1909
der
Jugendstilbrunnen
am
damaligen
Möserplatz
errichtet.
Der
Geheime
Commerzienrat
August
Haarmann
stiftete
dafür
die
Bronzefigur
des
Bergmanns.
So
setzte
er
nicht
nur
seinen
Arbeitern,
sondern
vor
allem
sich
selbst
ein
Denkmal.
Legende
um
einen
Brunnen
Till
weiß,
dass
sich
Legenden
oft
viel
länger
halten
als
die
Anlässe,
auf
die
sie
gemünzt
sind.
Deshalb
will
er
heute
mit
einer
Legende
aufräumen,
die
in
Osnabrück
immer
wieder
gern
verbreitet
wird.
Der
Haarmannsbrunnen,
so
heißt
es,
erinnere
an
das
Bergwerksunglück
im
Piesberg
vom
7.
September
1893.
Damals
kamen
neun
Bergleute
ums
Leben,
weil
sie
bei
einem
Wassereinbruch
erstickten.
Richtig
ist,
dass
August
Haarmann
damals
Generaldirektor
des
Georgs-
Marien-
Bergwerks-
und
Hüttenvereins
war.
Die
von
ihm
gestiftete
und
vom
Bildhauer
Adolf
Graef-
Fürstenau
ausgeführte
Brunnenfigur
zeigt
einen
Bergmann
bei
der
Arbeit.
In
dem
herabstürzenden
Wasser
sehen
manche
Beobachter
den
Bezug
zum
Bergwerksunglück.
Aber
der
Haarmannsbrunnen
sollte
ein
Arbeiterdenkmal
sein,
mehr
nicht.
Das
lassen
sämtliche
Dokumente
aus
seiner
Entstehungszeit
erkennen.
Nirgendwo
findet
sich
ein
Hinweis
auf
die
vermissten
Bergleute.
Till
hat
schon
vor
Jahren
darauf
hingewiesen.
Aber
es
scheint,
dass
es
sich
noch
nicht
überall
herumgesprochen
hat.Bismontag.
Fotountertitel
DIE
ALTE
BESSEMEREI
des
Stahlwerks
auf
einem
Bild
des
Malers
Otto
Bollhagen,
der
sich
auf
Industriemotive
spezialisiert
hatte.
DER
PATRIARCH:
August
Haarmann
(1840
-
1913)
ZUM
70.
GEBURTSTAG
am
4.
August
1910
erhielt
August
Haarmann
diese
Schmuckmappe
vom
Aufsichtsrat.
Seine
Enkelin
Gertrud
Haarmann
hat
sie
jetzt
dem
Museum
Industriekultur
vermacht.
Fotos:
Gert
Westdörp
DER
MENSCH
als
Größenvergleich:
Eine
Schiffsschraube,
poduziert
im
Osnabrücker
Stahlwerk
um
1890.
DAS
ARBEITERDENKMAL:
Haarmann
stiftete
die
Brunnenfigur
und
schuf
sich
selbst
ein
Denkmal.
DAS
STAHLWERK
um
die
Jahrhundertwende:
Links
das
Verwaltungsgebäude,
Haarmanns
Arbeitsplatz.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert, Till