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1.
Erscheinungsdatum:
24.11.2001
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ganzseitige
Fotoreportage
über
den
Hasefriedhof.
Überschrift:
Die Grabstellen der Neureichen machen am meisten Arbeit
Der Tod und das Leben
Ein Buch der Stadtgeschichte
Zwischenüberschrift:
Der Hasefriedhof wird zum Landschaftspark - Denkmalpflege ist gefordert
Artikel:
Originaltext:
Die
Grabstellen
der
Neureichen
machen
am
meisten
Arbeit
Der
Hasefriedhof
wird
zum
Landschaftspark
-
Denkmalpflege
ist
gefordert
Von
Frank
Henrichvark
(Text)
und
Klaus
Lindemann
(Fotos)
Im
Tode,
so
sagt
man,
sind
alle
Menschen
gleich.
Welche
Wertschätzung
sie
sich
aber
im
Leben
erworben
haben,
ist
meistens
an
ihrer
Grabstätte
noch
abzulesen.
So
ist
es
auch
auf
dem
Hasefriedhof.
Dessen
Konzept
beruhte
von
Anfang
an
auf
einer
Zweiklassen-
Gesellschaft:
Rings
herum
lagen
die
Erbbegräbnisse
der
begüterten
Schichten.
Wer
es
sich
leisten
konnte,
kaufte
diese
Grabstellen
für
40
oder
für
99
Jahre
oder
sogar
"
auf
ewig"
für
die
gesamte
Laufzelt
des
Friedhofes.
Der
Mittelteil
dagegen
war
im
19.
Jahrhundert
als
Freiraum
deklariert,
als
eine
"
Verwesungsfläche"
mit
Wiesencharakter
-
weshalb
die
Einnahme
aus
dem
Grasschnitt
dem
Friedhofsgärtner
sogar
als
Nebenerwerb
zugestanden
war.
Schrittweise
wird
sich
der
Hasefriedhof
in
den
kommenden
Jahren
diesem
Bild
einer
parkartigen
Grünfläche
wieder
annähern.
"
Wir
frieren
den
jetzigen
Zustand
langfristig
ein"
,
so
beschreibt
Wolfgang
Pfeiffer
von
der
Friedhofsabteilung
im
Fachbereich
Grün
das
Konzept:
"
Ausgelaufene
Grabstellen
werden
abgeräumt,
wenn
sie
nicht
kulturgeschichtlich
wertvoll
sind."
Diese
Grabsteine
und
die
Einfassungen
verbleiben
dann
in
der
Fläche.
Es
soll
sich
eine
Mischform
aus
Totengedenken
und
Landschaftspark
entwickeln,
mit
weiten
Rasenflächen,
markanten
Einzelbäumen
und
eben
den
eingesprengten
Grabsteinen.
Ausgenommen
von
dieser
Regelung
sind
allein
die
Wandgräber
rings
um
die
sechs
Friedhofsabteilungen.
Diese
Friedhofsmauern
mit
den
vorgesetzten
Grabplatten
haben
für
die
Denkmalpflege
höchste
Prioriät:
"
Wir
sichern
das
Mauerwerk,
befestigen
die
Denkmale
und
setzen
sie
wenn
nötig
auch
komplett
wieder
neu
auf"
,
so
berichtet
Wolfgang
Pfeiffer,
"
denn
so
ein
Friedhof
kommt
nie
zur
Ruhe."
130
000
Mark
hat
er
für
diese
Arbeiten
jährlich
in
seinem
Etat.
Gut
80
Meter
können
damit
pro
Jahr
bearbeitet
werden
Angesichts
der
rund
2
200
Meter
Bruchsteinmauern,
die
den
Hasefriedhof
umschließen
und
unterteilen,
nur
ein
Tropfen
auf
den
heißen
Stein.
Denn
die
Handwerker
können
mit
dem
laufenden
Verfall
kaum
Schritt
halten.
Ein
Blick
auf
die
derzeitige
Baustelle
zwischen
der
vierten
und
fünften
Abteilung
beweist
es,
wo
der
Maurer
Thomas
Kühl
und
die
beiden
Steinmetzen
Ralf
Willmann
und
Andreas
Laukert
gerade
tätig
sind.
Diese
Grabstellen
wurden
angelegt
in
der
Gründerzeit,
zwischen
1870
und
1900.
Als
es
aufwärts
ging
mit
Deutschland
und
der
plötzliche
Reichtum
auch
sichtbar
gemacht
werden
musste.
Der
Protz
der
Neureichen
ist
bis
heute
ablesbar,
nicht
nur
an
ihren
Häusern,
auch
an
den
Gräbern:
Statt
sich
an
der
vorgegebenen
Mauerhöhe
zu
orientieren,
sollten
die
Simse
und
Bekrönungen
der
meist
antiken
Tempeln
nachempfundenen
Grabstellen
ihre
Nachbarn
immer
noch
übertreffen
-
so
wie
Majestät
Wilhelm
II.
für
sich
und
sein
Reich
den
"
Platz
an
der
Sonne"
reklamierte.
Das
Ergebnis
war
verhängnisvoll:
Statt
einer
einheitlichen
Mauerkrone
gibt
es
ein
Nebeneinander
von
ungleichen
Abschlüssen.
"
Das
Wasser
läuft
nicht
ab,
sondern
sickert
ins
Mauenverk.
Feuchtigkeit
und
Frost
sprengen
dann
alles
auseinander"
,
erläutert
Steinmetzmeister
Volker
Voigt,
"
deshalb
müssen
wir
ganze
Denkmale
heute
neu
aufsetzen."
Das
geschieht
nach
handwerksgerechten
Regeln.
Westerberger
Bruchsteine
"
aus
Abbruchmaterial,
weil
er
ja
nicht
mehr
geschlagen
wird"
,
wie
Thomas
Kühl
erleutert,
setzt
der
Maurer
mit
Trassmörtel
'
neu
auf.
Dann
greifen
die
Steinmetz-
Arbeiter
zu
Hammer
und
Meißel,
Bohrmaschine
und
Portalkran:
Hier
und
da
muss
ein
Stück
Zierrat
ergänzt
werden,
frei
stehende
Säulen
und
große
Platten
bekommen
ein
neues
Fundament,
Tafeln
aus
Marmor
oder
Granit
werden
mit
Edelstahl-
Dübeln
gesichert.
Er
habe
"
große
Hochachtung"
vor
der
qualitätvollen
Arbeit
seiner
Kollegen
aus
grauer
Vorzeit,
sagt
Meister
Voigt
heute:
"
Granitsteine
mit
handpolierten
Kanten,
sowas
macht
heute
keiner
mehr."
Auch
freihändig
aus
dem
Stein
geschlagene
Kreuze,
Urnen
oder
Reliefs
mit
den
Sinnbildern
von
Tod,
Vergänglichkeit
und
Auferstehung,
wie
man
sie
auf
diesem
alten
Friedhof
finden
kann,
zeugen
nicht
nur
von
handwerklichem
Können.
Sondern
sie
verraten
auch
etwas
davon,
wie
frühere
Generationen
dem
Tod
begegnet
sind
-
als
selbstverständlicher
Teil
des
Lebens.
Und
diese
Botschaft
soll
der
Hasefriedhof
auch
in
Zukunft
verkünden,
wenn
er
zum
Landschaftspark
wird
-
als
Teil
eines
Grüngürtels
von
der
Nette
über
den
Turmhügel
mit
dem
Bürgerpark
bis
zur
Innenstadt.
Ein
Buch
der
Stadtgeschichte
Als
die
Franzosen
kamen,
zog
ein
neuer,
ein
rationaler
Geist
in
Osnabrück
ein:
Mit
einem
Dekret
verordnete
König
Jerome
im
Jahr
1808
die
Aufhebung
der
innerstädtischen
Kirchhöfe
-
nicht
zuletzt
aus
hygienischen
Gründen,
waren
die
Toten
der
Stadt
doch
jahrhundertlang
rings
um
die
mittelalterlichen
Kirchen
bestattet
worden.
Das
geschah
übereinander
im
wahrsten
Sinne
des
Wortes,
so
dass
sich
vor
dem
Dom
ein
regelrechter
Hügel
gebildet
hatte.
Damit
sollte
nun
ein
Ende
gemacht
werden:
Vor
den
Toren
Osnabrücks
wurden
1808
der
"
Hase-
Todtenfriedhof"
und
der
Johannisfriedhof
abgesteckt.
Fast
200
Jahre
lang
haben
die
Osnabrücker
hier
ihre
Angehörigen
beigesetzt,
bis
1995.
Dann
begann
eine
Phase
des
Übergangs,
ab
2005
gelten
beide
Begräbnisplätze
nicht
mehr
als
Friedhöfe,
sondern
sie
werden
zu
innerstädtischen
Grünflächen.
Allerdings
mit
einem
besonderen
Charakter:
.
Weil
hier
auf
engstem
Raum
so
viel
Stadtgeschichte
versammelt
ist,
dass
man
darin
wie
in
einem
Buch
lesen
kann"
,
hat
der
städtische
Denkmalpfleger
Bruno
Switalla
sich
schon
frühzeitig
für
einen
behutsamen
Umgang
mit
dem
Areal
eingesetzt.
Seitdem
sind
beide
Friedhöfe
als
Flächendenkmale
eingestuft.
Der
Tod
und
das
Leben
Till
hat
die
Erfahrung
gemacht,
dass
die
Art
und
Weise,
wie
wir
mit
Tod
und
Trauer
umgehen,
auch
etwas
über
den
Zustand
der
Gesellschaft
aussagt:
Als
die
Menschen
noch
in
der
Geborgenheit
der
Großfamilielebten
und
starben,
war
der
Tod
wohl
selbstverständlicher.
Heute
dagegen
wird
zumeist
im
Krankenhaus
gestorben
und
alles,
was
mit
dem
Tod
zusammenhängt,
auch
weit
weggeschoben
und
verdrängt.
Die
anonyme
Beerdigung
und
die
Seebestattung
sind
dann
die
nahe
liegende
Folge
dieser
Verdrängung.
Psychologen
beobachten
aber,
dass
viele
Menschen
anschließend
ihre
Trauer
nicht
bewältigen
können,
dass
die
ungeweinten
Tränen
tiefe
Depressionen
auslösen
können.
Frühere
Generationen
haben
da
anders
gedacht:
Für
die
Angehörigen
waren
der
Abschied
von
den
Toten
und
die
Erinnerung
selbstverständlicher
Teil
des
Lebens
Davon
künden
auch
die
alten
Friedhöfe
mit
ihrer
sprechenden
Symbolik.
Wer
über
den
Hasefriedhof
geht,
findet
unzählige
Beispiele:
Verloschende
Fackeln
und
den
gebrochenen
Baum
als
Zeichen
des
Todes,
die
sich
windende
Schlange
und
den
aufstrebenden
Schmetterling
als
Symbole
des
ewigen
Lebens.
Till
vergleicht
diese
alten
Friedhöfe
deshalb
gern
mit
dem
Buch
des
Lebens
-
nicht
nur,
weil
in
ihm
die
Namen
der
Vergangenen
eingeschrieben
sind,
sondern
auch,
weil
daraus
etwas
für
die
Zukunft
zu
lernen
ist.
Bismontag
DIE
MAUERGRÄBER
entlang
der
Einfassungen
der
sechs
Abteilungen
auf
dem
Hasefriedhof
sollen
für
alle
Zeiten
erhalten
bleiben,
auch
wenn
die
Anlage
nun
zum
Landschaftspark
wird.
So
sieht
es
das
Konzept
der
Denkmalpfleger
vor
EIN
VATER
nimmt
Abschied
von
seiner
Familie:
Sinnbilder
für
Tod
und
Auferstehung
finden
sich
überall.
NEUER
HALT
für
ein
Grabdenkmal
aus
schwedischem
Granit:
Steinmetz-
Lehrling
Andreas
Laukert
setzt
einen
Dübel
ein.
STÜCKWEISE
AUFSETZEN
müssen
die
Arbeiter
die
zumeist
vor
hundert
Jahren
aufgestellten
Platten.
Ralf
Willmann
(links)
und
Andreas
Laukert
mühen
sich
mit
einem
zentnerschweren
Marmor-
Fries.
EINE
BRUCHSTEINMAUER
aufsetzen,
das
verlangt
Gefühl
für
das
Material:
Thomas
Kühl
richtet
eine
geborstene
Mauerkrone.
Autor:
Frank Henrichvark, Till