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1.
Erscheinungsdatum:
18.05.2001
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
Ganzseitige
Fotoreportage
über
das
Staatsarchiv
in
Osnabrück.
Überschrift:
Die größte Kunst der Archivare besteht im Wegwerfen
Alte Urkunden und neue Medien
Zwischenüberschrift:
Im Staatsarchiv an der Schlossstraße wird das historische Gedächnis verwahrt
Programm zum Tag der Archive
Artikel:
Originaltext:
Die
größte
Kunst
der
Archivare
besteht
im
Wegwerfen
Im
Staatsarchiv
an
der
Schlossstraße
wird
das
historische
Gedächtnis
verwahrt
Von
Frank
Henrichvark
Es
ging
um
Panzer
für
Saudi-
Arabien,
Leuna-
Privatisierung
und
Verkauf
der
Eisenbahner-
Wohnungen:
Aber
wo
sind
die
Akten?
Das
jüngste
Beispiel
aus
dem
Bundeskanzleramt
bietet
dem
Historiker
nicht
unbedingt
eine
Überraschung:
"
Wenn
früher
ein
Kaiser
oder
ein
Bischof
starb,
wurde
sofort
das
Archiv
versiegelt
und
erst
für
den
Nachfolger
wieder
geöffnet"
,
berichtet
"
Dr.
Gerd
Steinwascher.
Und
der
Direktor
des
Niedersächsischen
Staatsarchivs
in
Osnabrück
weiter:
"
Nichts
ist
für
die
historischeÜberlieferung
so
sensibel
wie
ein
Macht
Wechsel."
Steinwascher
und
seine
Kollegen
an
der
Schlossstraße
verwalten
mittelalterliche
Urkunden
und
historische
Karten,
dicke
Rechnungsbücher
und
stapelweise
beschriebenes
Papier:
Alles
Hinterlassenschaften
der
Klöster,
der
Ämter
und
Kommunen,
der
landesherrlichen
Regierung
im
Fürstentum
Osnabrück,
aber
auch
der
ehemaligen
Bezirksregierung.
Dazu
Gutsarchive
derer
von
Hünnenfeld,
von
Barenaue
oder
von
Schele,
die
Urkunden
und
Akten
der
Stadt
Osnabrück
und
sogar
einen
Bestand
der
doch
eben
erst
25
Jahre
alt
gewordenen
Universität
Osnabrück.
"
Wir
übernehmen
das
archivwürdige
Schriftgut
der
Behörden
aus
unserem
Einzugsbereich,
der
dem
früheren
Regierungsbezirk
Osnabrück
einschließlich
Emsland
und
der
Grafschaft
Bemheim
entspricht.
Wir
verwahren
es
sicher
und
erschließen
es
für
die
historische
Forschung"
,
so
umschreibt
der
Archivdirektor
die
Aufgabe.
Und
was
auf
den
ersten
Blick
paradox
erscheint:
"
Unsere
größte
Kunst
liegt
im
Wegwerfen."
Denn
die
moderne
Bürokratie
produziert
heute
mehr
Papier
denn
je,
es
wird
kopiert
und
kopiert
ohne
Ende:
"
Die
Akten
werden
immer
dicker
und
enthalten
immer
weniger."
"
Was
aus
rechtlichem
oder
historisch-
wissenschaftlichem
Interesse
aufgehoben
werden
soll
und
was
getrost
weggeworfen
werden
kann,
diese
Frage
diskutiert
die
Zunft
der
Archivare
auf
Kongressen
und
in
Arbeitsgruppen
theoretisch;
praktisch
aber
wird
es
täglich
vor
Ort
entschieden:
Wenn
eine
Behörde
einen
Aktenbestand
abgeben
will,
kommt
mit
dem
Archivar
gleich
eine
zweite
Kiste
für
die
-
selbstverständlich
datensichere
-
Altpapierverwertung.
Und
auch
im
Keller
des
Staatsarchivs
an
der
Schlossstraße
steht
ein
großer
Papierschredder:
"
Kassieren"
,
so
heisst
die
Arbeit
des
Sichtens
und
Vernichtens,
"
ist
keine
schöne
Arbeit.
Aber
es
muss
sein,
so
die
Archivoberlnspektorin
Sonja
Wahlbrink,
"
sonst
ersticken
wir
im
Papier."
Bei
Temperaturen
von
16
bis
20
Grad
und
einer
Luftfeuchtigkeit
um
die
50
Prozent
hält
sich
Papier
am
besten.
Das
Archiv
in
Osnabrück
verfügt
über
3
600
Quadratmeter
Magazinfläche.
Darin
stehen
Regale
mir
zehn
Kilometern
Stellfläche,
von
denen
acht
Kilometer
belegt
sind.
Unzählige
Seiten
beschriebenes
Papier,
25
600
mittelalterliche
Pergamenturkunden
sowie
30
000
historische
Karten.
Und
jedes
Jahr
kommen
etwa
100
Meter
Akten
hinzu.
Alles
wird
verwahrt
in
stabilen
Kartons
und
mit
Signaturen
versehen,
damit
man
es
auch
wiederfindet.
Denn
Büroklammern,
Schnellhefter
und
Stehordner
müssen
verschwinden:
"
Rost
und
das
säurehaltige
Papier,
wie
es
seit
1850
produziert
wurde,
machen
uns
die
größten
konservatorischen
Probleme"
,
so
berichtet
Dr.
Gerd
Steinwascher,
"
100
Jahre
alte
Unterlagen
zerbröseln
uns
heute
unter
den
Fingern."
Zumindest
die
alten
Karten
werden
in
der
Werkstatt
des
Staatsarchivs
Osnabrück
restauriert,
für
die
Entsäuerung
der
Aktenstapel
dagegen
sind
,
die
Kollegen
in
Bückeburg
zuständig.
Heinrich
Kampmeyer,
Restaurator
und
gelernter
Buchbinder,
badet
derzeit
in
der
Werkstatt
an
der
Schlosstraße
großformatig
Karten
aus
einem
Gutsarchiv
aus
dem
18.
Jahrhundert
in
einem
Fixierbad,
reinigt
und
entsäuert
die
Blätter
anschließend
mit
Magnesiumcarbonat:
"
Keine
Angst.
Die
Tinte
zerfließt
nicht"
,
sagt
er,
"
nach
dieser
Prozedur
sind
die
Blätter
schöner
als
vorher."
Anschließend
müssen
die
Archivalien
für
die
historische
Forschung
zugänglich
gemacht
werden.
Früher
legten
die
Archivare
dafür
eigene
"
Findbücher"
genannte
Register
an,
verzeichneten
und
beschrieben
darin
die
Konvolute.
Heute
benutzen
sie
dafür
den
Computer.
Und
manchmal
machen
sie
beim
Durchmustern
der
Papierstapel
auch
kuriose
Funde:
So
präsentiert
Dr.
Gerd
Steinwascher
gern
einen
abgenagten
Federkiel,
der
sich
in
einer
Gerichtsakte
aus
dem
Jahr
1775
befunden
hat:
"
Daran
hat
damals
wohl
ein
gelangweilier
Gerichtsschreiber
gekaut
und
ihn
schließlich
vergessen."
Weniger
skurril,
eher
einen
makabren
Treppenwitz
der
Archivgeschichte
enthält
dagegen
der
Bestand
der
Gestapo
Osnabrück:
Diese
Kartei
mit
40
000
Namensblättern
wurde
von
der
Politischen
Polizei
noch
in
der
Endphase
der
Weimarer
Republik
angelegt
und
dann
penibel
fortgeführt:
"
Enthalten
sind
deshalb
nicht
nur
Sozialdemokraten
und
Kommunisten,
sondern
auch
die
Namen
der
,
Alten
Kämpfer'
",
so
berichtet
Steinwascher,
der
vor
einigen
Jahren
auch
diesen
Bestand
in
einem
Buch
aufgearbeitet
hat.
Denn
neben
der
reinen
Archiv-
Verwaltung
liefern
die
Archivare
regelmäßig
fundierte
Forschungsarbeiten
aus
ihrem
Tätigkeitsfeld
ab:
Darunter
Urkundeneditionen
und
historische
Darstellungen,
vom
Mittelalter
bis
zur
Zeitgeschichte.
"
Unser
Beitrag
zur
historischen
Forschung'
',
sagt
Steinwascher
dazu,
der
sich
im
Übrigen
als
Dienstleister
für
die
Historiker-
Zunft
versteht:
Immerhin
rund
800
Benutzer
verzeichnet
das
Osnabrücker
Staatsarchiv
im
Jahr,
Studenten
und
Wissenschaftler,
aber
auch
Ahnenforscher
und
Hobby-
Historiker.
"
Nach
Ablauf
der
gesetzlichen
Schutzfrist
von
meist
30
Jahren
stehen
alle
Akten
für
die
Forschung
zur
Verfügung"
,
so
der
Archivdirektor,
"
im
Prinzip
für
jedermann,
der
ein
berechtigtes
Interesse
nachweist
und
die
Benutzerordnung
einhalt."
Auch
das
eine
Errungenschaft
der
demokratischen
Gesellschaft,
die
ihr
historisches
Gedächtnis
nicht
mehr
in
Geheimarchiven
verschließt,
so
wie
es
nach
dem
Prinzip
"
Wissen
ist
Macht"
früher
einmal
praktiziert
wurde.
Alte
Urkunden
und
neue
Medien
Programm
zum
Tag
der
Archive
Der
kommende
Sonnabend
ist
der
"
Tag
der
Archive"
:
In
ganz
Deutschland
lassen
sich
an
diesem
Tag
die
Bewahrer
des
historischen
Gedächtnisses
über
die
Schulter
schauen.
So
auch
in
Osnabrück,
wo
das
Histumsarchiv
an
der
Großen
Domsfreiheit
10
und
das
Niedersächsische
Staatsarchiv
an
der
Schlossstraße
29
von
10
bis
17
Uhr
für
Besucher
geöffnet
sind.
Unterschiedliche
Führungen,
Ausstellungen
und
Einblicke
in
die
PC-
Datenbänke
haben
beide
Archive
vorbereitet.
Das
bischöfliche
Archiv
präsentiert
mit
dem
Codex
Gisle
eine
mit
prächtigen
Buchmalereien
ausgestattete
mittelalterliche
Handschrift.
Der
Arbeitskreis
Famlienforschung
erläutert,
was
der
Ahnenforscher
aus
alten
Kirchenbüchern
über
Taufen,
Hochzeiten
und
Beerdigungen
seiner
Vorfahren
ablesen
kann.
Außerdem
ist
eine
Zwischenbilanz
zu
den
Nachforschungen
über
"
Zwangsarbeit
und
das
katholische
Bistum
Osnabrück"
vorgesehen.
Das
Staatsarchiv
bietet
im
Stundentakt
kurze
Vorträge
zu
mittelalterlichen
Urkunden,
genealogischen
Quellen
oder
der
Geschichte
des
Nationalsozialismus
an.
In
der
Werkstatt
wird
das
Restaurieren
vergilbter
Karten
und
Papiere
erläutert,
und
in
einem
Workshop
können
die
Besucher
Siegel
aus
Wachs
nachbilden.
Außerdem
gibt
es
die
schönsten
historischen
Karten
zu
sehen,
und
der
Historische
Verein
bietet
Informationen
und
Bücher
aus
dem
Selbstverlag
an.
DIE
HOHE
KUNST
DES
WEGWERFENS;
Sonja
Wahlbrink
füttert
den
Papierschredder
im
Keller,
wenn
überflüssiges
Archivgut
vernichtet
werden
soll.
FUNDSACHE
FEDERKIEL:
Dr.
Gerd
Steinwascher
präsentiert
ein
200
Jahre
altes
Schreibuntensil.
DIE
RICHTIGE
CHEMIE
RETTET
GEFÄHRDETE
PAPIERE:
Restaurator
Heinrich
Kampmeyer
entsäuert
und
fixiert
historische
Karten
in
der
Werkstatt.
IM
KELLER
EIN
LABYRINTH
VON
REGALEN
VOLLER
PAPIER:
Im
Magazin
des
Staatsarchivs
ist
Oskar
Reese
mit
seinem
Wägelchen
unterwegs,
um
die
bestellten
Archivalien
ein-
und
auszulagern.
VON
ADLIGER
GEBURT
musste
sein,
wer
Mitglied
des
Domkapitels
werden
wollte:
Diese
Ahnenprobe
des
Ernst-
August
von
dem
Bussche-
Hünnefeld
listet
seine
Vorfahren
über
vier
Generationen
auf.
Fotos:
Klaus
Lindemann
Autor:
Frank Henrichvark