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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Einstürzende Neubauten im Gewitter
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Juni 1901: Vom Unwetter, Schützenfest und den "Amazonen aus Dahomey
Artikel:
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Originaltext:
Einstürzende Neubauten im Gewitter

Juni 1901: Vom Unwetter, Schützenfest und den " Amazonen aus Dahomey"

Von Christiana Keller

Starke Gewitter bestimmten am Anfang des Monats Juni die Schlagzeilen der Osnabrücker Zeitungen. Aus dem ganzen Landkreis wurden schwere Schäden gemeldet, Rinder wurden vom Blitz getroffen und Dächer gingen in Flammen auf, Bäume entwurzelten und Windmühlenflügel barsten, auch in die nagelneuen Telefonmasten schlug es ein. Am Blumenhaller Weg stürzte ein Neubau in sich zusammen, wenige Stunden zuvor hatten die Dachdecker die letzten Pfannen eingedeckt. Eine solch zerstörerische Gewitterfront hatte es lange nicht gegeben.

Der Juni stand wie alle Jahre in Osnabrück im Zeichen der Schützenfeste. Erst feierten die Stadtteile und Dörfer im Umkreis, näher und näher kam dann das große Vergnügen. Nach dem Schinkeler Fest folgte das Neustädter Schützenfest, dann schoss man in Hellern / Hörne und Hasbergen auf den hölzernen Vogel. Nach dem Altstädter Schützenverein feierten die Kameraden vom Verein Lustgarten und zuletzt, auch noch im Juni, folgte das allgemeine Osnabrücker Schützenfest.

Wen hielt es da noch zu Hause? Viele Menschen folgten den Festzügen bei strahlendem Sonnenschein. Es gab Paraden und Umzüge der Schützen, die abendlichen Sitzungen und das Wettschießen, dann die bunten Nachmittage für alle: Männer, Frauen und ungezählt viele Kinder aller Altersstufen. Abends wurde kräftig getanzt und erst lange nach Mitternacht kehrte Ruhe ein, einzig zu Gottesdienstzeiten durfte nicht gefeiert werden. Wer denkt, damit wäre der Alltag wieder eingezogen, irrt: Nach jedem Schützenfest gab es auch noch eine feuchte Nachfeier.

Der Drei-Kronen-Wirt sorgte ganzjährig für Abwechslung und war sehr kreativ in der Ideenfindung. In diesem Monat hatte er eine besondere Sensation für das Publikum bereit, die es in der Hasestadt noch nie gegeben hatte. So exotisch und knisternd war die Show, dass die Künstlerinnen für eine Anschlusswoche verpflichtet werden mussten.

" 25 Amazonen aus Dahomey" (" ebenmäßig gebaut", berichtete der Reporter), führten zwei Mal täglich im Drei-Kronen-Garten " Kriegstänze" auf. " Der Besuch dieser seltenen und eigenartigen Produktionen sei bestens empfohlen", hieß es dazu in der Zeitung.

Glücklich waren die Schülerinnen und Schüler: Am 27. 6. begannen vier herrliche Wochen Sommerferien. In diesem Jahr war es kühl, wohl denen, die verreisen konnten. Bürgermeister Rißmüller, so berichtete die Osnabrücker Zeitung, leistete sich zwei Wochen " Sommerfrische" in einem Nordseebad.

Wie immer, gab es auch Menschen, die arbeiten mussten, zum Beispiel der Unternehmer der neuen Rasenbleiche in der Wüstenstraße. Er annoncierte seinen Betrieb in der Zeitung: " Empfehle den geehrten Herrschaften und Waschfrauen meine neue Bleiche. Schöne freie Lage und Rasenbleiche, geräumige Waschküche mit Kesseln, Mangelstube, große Spülbassins mit klarem fließenden Wasser."

" Auch das noch" vor 100 Jahren: " Auf der Fahrt von Vehrte nach Osnabrück fiel der Heizer Meier, der auf einer Probefahrt-Lokomotive arbeitete, vom Zug und zog sich erhebliche Kopfverletzungen zu. Es ist als Glück zu bezeichnen, das M. nicht unter die Räder gekommen ist."

SCHÜTZENFEST IN DER ALTSTADT: Um die Jahrhundertwende entstand dieses Foto am Domhof mit Blick in die Hasestraße.

Foto: Wilhelm Piepmeyer
Autor:
Christiana Keller


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