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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Computer wird bald kompostierbar
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"Unrath, Abfall, Müll" - Museum Industriekultur eröffnet neue Ausstellung
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SAUBER, SAUBER: Mitte der 20er Jahre war der städtische Fuhrpark schon teilweise motorisiert, aber auch das Pferd gehörte noch ganz selbstverständlich zur Straßenreinigung und zur Müllabfuhr.

Computer wird bald kompostiert

" Unrath, Abfall, Müll" - Museum Industriekultur eröffnet neue Ausstellung

Wer immer schon mal einen Blick ins Innere der Mülldeponie auf dem Piesberg werfen wollte, bekommt jetzt zumindest virtuell Gelegenheit dazu: Das Museum Industriekultur eröffnet am Sonntag die Ausstellung " Unrath, Abfall, Müll. Von der Städtereinigung zum modernen Müllmanagement". Wer nicht sofort die Nase rümpft, darf sich auch jenseits des Fürstenauer Weges hautnah informieren.

1864 bot ein französischer Tüftler der Stadt Osnabrück eine " Maschine Balayeuse" an, eine Kehrmaschine, die von einem Pferd gezogen werden musste. Kein Bedarf, sagten sich die Stadtväter. Es musste erst die Cholera ausbrechcn, bis in Osnabrück das Bewusstsein für die hygienischen Notwendigkeiten erwachte. Auf dieses Thema ist Dr. Michael Haverkamp vom Museum Industriekultur spezialisiert. Er hat die Ausstellung zusammen mit seinem Historikerkollegen Jens Volbert aufgebaut.

Von der " Maschine Balayeuse" existieren noch Zeichnungen. Sie sind so präzise, dass der Modellbauer Paul Hahn für das Museum eine verkleinerte Ausführung der Kehrmaschine bauen konnte. Sie steht für den Aufbruch ins Zeitalter der Reinlichkeit, der Osnabrück später erfasste als andere Städte. Seit 1898 gibt es eine geordnete Müllabfuhr. In den ersten Jahren wurden deutlich weniger als 2000 Tonnen entsorgt. Heute sind es über 200000 Tonnen.

Das kostet natürlich Energie. Nur um den Inhalt der Biotonnen in Osnabrück einzusammeln, legt die städtische Müllabfuhr Jahr für Jahr 78000 km zurück und verbraucht dabei 62000 Liter Diesel. Ein sparsamer Flitzer wie der Smart könnte mit soviel Sprit 45 Mal die Erde umrunden.

Es gibt ja auch noch den gelben Sack, der die Leute glauben lässt, sie produzierten weniger Müll. Dabei nimmt die Pro-Kopf-Menge sogar zu, wie Michael Haverkamp in der Ausstellung deutlich macht. Und was geschieht mit den gelben Säcken? Auf der Expo wird mit der Sortec 3.0 ein innovatives System angepriesen, das den Inhalt vollautomatisch sortiert. Hier kommt die große Stunde für das Museum Industriekultur, um einmal mit Lokalstolz zu glänzen: Bei der Firma Kerium in Hilter läuft die vollautomatische Sortierung schon seit fünf Jahren, und das Endprodukt eignet sich im Gegensatz zum Expo-Schlager sogar als sortenreiner Rohstoff, zum Beispiel für die Fensterherstellung.

Werden die Rohstoffe eines Tages wieder ausgebuddelt?

Nicht alles, was sich Recycling nennt, verdient diesen Namen. Die Ausstellung zeigt allerlei bunte Plastikgegenstände, die aus den Überbleibseln der Tetra-Paks zusammengepresst sind. Ob das einer schön findet? Über kurz oder lang, da sind sich Jens Volbert und Michael Haverkamp sicher, wird dieser Schnickschnack im Müll landen. Und zwar im Restmüll.

Bessere Noten bekommt das biologisch abbaubare Essbesteck aus Maismehl. Der Clou ist ein Computerbildschirm, der nach Gebrauch auf dem Kompost entsorgt werden kann. Jedenfalls das Gehäuse.

Aber auch bei den Elektronik-Komponenten bahnen sich neue Wege an. I.eiterplatinen wurden bisher als Sondermüll entsorgt. In Zukunft sollen ihre Bestandteile getrennt und wiederverwertet werden. Mit Hilfe der Deutschen Bundesstiftung Umwelt arbeitet die Firma Würth an einem solchen Verfahren.

Die Umweltstiftung hat auch fast die Hälfte der Ausstellungskosten übernommen. Unterstützung bekam das Museum auch vom Abfallwirtschaftsbetrieb der Stadt Osnabrück und vom Emsland-Museum / Papenburg, das die Ausstellung im Frühjahr 2001 zeigen wird.

" Unrath, Abfall, Müll" beschränkt sich nicht auf die Exponate im Haseschachtgebäude. Für Schulklassen bietet das Museum Industriekultur ab sofort eine Unterrichtseinheit an, zu der auch ein Besuch der Mülldeponie Piesberg gehört (Kontakt: Dr. Ulrich Winzer, Telefon 0541/ 9127846). Auf dem Müllberg wurde eigens ein Container aufgebaut, mit einer Computeranimation, die genau erkennen lässt, wie der ehemalige Steinbruch nach und nach mit Abfällen zugeschüttet wurde. Michael Haverkamp ist übrigens davon überzeugt, dass der Müll eines Tages wieder ausgegraben wird. Wegen der kostbaren Rohstoffe.( rll)

SOFORT ZUR STELLE : Jens Vofbert, der zusammen mit Dr. Michael Haverkamp die Müll-Ausstellung aufgebaut hat, demonstriert eine mobile Tonne mit Moped-Antrieb.

KOMPOSTIERBAR: Das Gehäuse des Computerbildschirms besteht aus Flachs und ist damit biologisch abbaubar. Das kann man von dem Zettelkasten aus Tetra-Pak-Bestandteilen allerdings nicht sagen. Er wird früher oder später auf dem Müll landen.

Fotos: Detlef Heese
Autor:
rll


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