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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Haustiere und Menschen - eine gestörte Gemeinschaft
 
Pinguine im Taubenschlag
Zwischenüberschrift:
Im Museum am Schölerberg wird morgen die Ausstellung "In aller Munde" eröffnet - Im Käfig flattern Zebrafinken
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Pinguine im Taubenschlag

Till ist dienstlich und privat immer wieder im Zoo. Inzwischen kennt er sich mit wilden Tieren recht gut aus. Das geht auch vielen Kindern so. Schon Achtjährige können ohne Probleme Kamele, Dromedare und Trampeltiere voneinander unterscheiden - nicht aber Pinguine von Tauben. Als das Team vom Umweltbildungszentrum die Haustier-Ausstellung aufbaute, stürmte plötzlich eine Grundschulklasse die Galerie U. Die Kinder hatten zuvor einen Zoobesuch absolviert. " Da sind schon wieder Pinguine", rief lauthals ein Junge und zeigte auf den Taubenschlag, den Züchter der Region mit verschiedenen Rassen bestückt haben. Norbert Niedernostheide musste schmunzeln und klärte dann die Schüler auf. Bei den vermeintlichen, zuvor ausgiebig im Zoo studierten Schwimmvögeln handelt es sich um besonders große, schwarz-weiß gefiederte Tauben. Till denkt, die Kinder haben ordentlich etwas gelernt und hofft, dass künftig auch Haustiere bei ihnen eine Chance haben - nicht nur Tiger, Elefanten, Dinosaurier und Pokemons.

Bismontag

Haustiere und Menschen - eine gestörte Gemeinschaft

Im Museum am Schölerberg wird morgen die Ausstellung " In aller Munde" eröffnet- Im Käfig flattern Zebrafinken

Von Holger Jansing (Text) und Michael Hehmann (Fotos)

Sie beschützen uns, sind unser Hobby und machen uns satt. Seitdem wir sesshaft sind, haben wir Haustiere. Zuerst waren es Hunde und Schweine, später kamen Kühe, Katzen und Kanarienvögel hinzu. In den vergangenen Jahren allerdings sind die menschlichen Begleiter durch zahlreiche Krisen und Skandale ins Zwielicht geraten. " In aller Munde" ist der doppeldeutige Titel einer kleinen Sonderausstellung über Haustiere, die morgen im Museum am Schölerberg eröffnet wird.

Es ist eine Schau, die in die Zeit passt. Die einst harmonische Gemeinschaft zwischen Haustieren und Menschen ist nicht mehr. Rinderwahnsinn, Schweinepest und Maulkorbzwang haben das Verhältnis nachhaltig gestört. Die Mastställe auf vielen Bauernhöfen gleichen inzwischen streng gesicherten Industriebetrieben. Landwirte prcxluzieren unsere Nahrungsmittel abgeschottet von der Öffentlichkeit. Wir haben längst den Bezug verloren. Immer mehr Großstadtkinder wissen nicht mehr, wie ein ausgewachsener Eber aussieht. Es ist kein Vorurteil, dass viele von ihnen glauben, Kühe seien lila. Die " Milka-Kids" kennen das bäuerliche Leben allenfalls aus idealisierten Papp-Bilderbüchern.

Genau hier setzt die Sonderausstellung in der Galerie U des Museums an. Texttafeln, Fotos und täuschend echte Präparate informieren über die Anfänge der Haustierzucht und die Entwicklung bis heute. Vor rund 10000 Jahren stellten unsere Vorfahren Ihre Lebensweise vom Jagen und Sammeln auf Ackerbau und Viehzucht um. Sie begannen damit, wilde Tiere zu zähmen und für ihre Zwecke nutzbar zu machen. Der Naturforscher Charles Darwin sprach vor 150 Jahren vom " größten Experiment der Menschheit".

Zum Beispiel das Hausschwein: Es wurde als eines der ersten Haustiere aus dem Wildschwein gezüchtet. Die Steinzeit-Menschen begriffen schnell, dass sie Schweine leicht halten konnten, da diese wie sie als Allesfresser beim Futter nicht wählerisch sind. Moderne Mastschweine sind heute oft Kreuzungen aus verschiedenen Hochleistungsrassen. Sie sind zwar nicht mehr so grimmig wie Wildschweine. An Große und Gewicht haben Hausschweine ihre Vorfahren aber schon längst übertroffen. Ausgestopft stehen sie sich in der Ausstellung gegenüber.

Zum Beispiel das Hausrind: Weltweit gibt es heute 1, 3 Milliarden Exemplare. Fast alle stammen vorn Auerochsen ab, der erst im 17. Jahrhundert in Europa ausgerottet wurde. Aus den Wildtieren entstanden im Laufe der Jahrtausende zahlreiche Rinderrassen, die sich deutlich In ihren Formen, Farben und vor allem in ihren Leistungen unterscheiden. In der Ausstellung verdeutlicht

Der Taubenschlag ist eine Attraktion

das Originalskelett eines mittelalterlichen Rindes, dass die Tiere damals wesentlich kleiner waren als die schwarzbunten Milchkühe auf unseren Wiesen.

Zum Beispiel das Haushuhn: Sein Vorfahre ist das kleine Bankivahuhn, das im Indischen und südchinesischen Urwald lebt. Die Henne legt zwei bis drei Mal jährlich acht bis zwölf Eier. Die modernen Hybridhühner in der heutigen Wirtschaftsgeflügelzucht bringen es auf mehr als 300 Eier pro Jahr. In den Legebatterien bleibt die artgerechte Haltung auf der Strecke. Nach ein bis zwei Jahren sind die Hühner völlig ausgezehrt. Das Team des Umweltbildungszentrums im Museum am Schölerberg hat die vor einem Jahr in Oldenburg gezeigte Sonderausstellung gründlich überarbeitet, neue Schwerpunkte gesetzt und durch lebende Tiere bereichert. In einem Käfig flattern Zebrafinken, daneben tummeln sich Meerschweinchen. Eine Attraktion vor allem für Kinder dürfte der Stall mit gurrenden Haustauben sein. Die warmen Temperaturen in der Galerie U haben die Vögel bereits in Frühlingsstimmung versetzt. Sie haben sich gepaart und damit begonnen, Nester zu bauen. Bald werden sie ihre Eier ablegen, und nach 17- bis 18-tägiger Brutzeit wird der Nachwuchs schlüpfen. Mit etwas Glück werden auch die Meerschweinchen Junge bekommen.

Norbert Niedernostheide, Leiter des Umweltbildungszentrums, hofft, durch die Vielfalt der Ausstellung Junge Leute wieder mit Haustieren und deren Herkunft vertraut machen zu können. Er hat mit seinem Team ein umfangreiches pädagogisches Begleit-Programm vorbereitet (siehe dazu die Box). Aber auch Erwachsene können viel lernen, zumal die Objekte und Informationen zum Nach- und Weiterdenken anregen.

Wer auf dem bequemen Sofa neben dem Aquarium in der Mitte des Raumes Platz nimmt und dem Gesang der Vögel lauscht, sinniert vielleicht über die Frage, was uns eines Tages die Gentechnik bescheren wird. Sicher: Die Haustierzucht, die die Evolution bereits außer Kraft gesetzt hat, bringt den Menschen seit alters viele Vorteile, hat maßgeblich zur Ernährungssicherung beigetragen. Aber besteht nicht die Gefahr, dass wir nur noch Monstertiere züchten? Angesichts der aktuellen Diskussionen ist das eine erschreckende Vorstellung.

Angebote der Ausstellung

Mit einem Vortrag des Experten Dr. Ulf Beichle vom Staatlichen Museum für Naturkunde und Vorgeschichte in Oldenburg wird die Sonderausstellung des Umweltbildungszentrums am morgigen Sonntag um 11 Uhr eröffnet. " In aller Munde: Haustiere" ist bis zum 1. April zu sehen. Das Museum am Schölerberg ist dienstags von 9 bis 20 Uhr, mittwochs bis freitags von 9 bis 18 Uhr, samstags von 14 bis 18 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Zur Sonderausstellung bietet das Umweltbildungszentrum ein umfassendes Begleitprogramm an. Klassen der Grundschule / Orientierungsstufe können im Rahmen einer Führung folgende Angebote buchen: " Mal- und Bastelaktion rund um unsere Haustiere", " Haustiere im Vergleich (eventuell mit Zoobesuch)", " Wo kommen unsere Nahrungsmittel her?", " Wir halten ( und pflegen Haustiere" und " Küken entwickeln sich in Eiern". An ältere Schüler der Sekundarstufe I richten sich diese Angebote: " Vom Wildtier zum Haustier (eventuell mit Zoobesuch)", " Ein Huhn, ein Huhn, das hat nicht viel zu tun" und " Was Ist artgerechte Tierhaltung?". Anmeldungen nimmt das Umweltbildungszentrum unter Telefon 56003-32 entgegen. Dort sind auch nähere Informationen zum Programm erhältlich.

DIE ZWEI POLE DER ENTWICKLUNG: Furcht erregend ist das Wildschwein, nur noch niedlich der hogezüchtete (ebenfalls ausgestopte) Pekinese, den hier Museumsleiter Dr. Dietmar Grote im Fahrradkorb spazieren fährt.

FUTTER FÜR DIE TAUBEN: Norbert Niedernostheide, Leiter des Umweltbildungszentrums, freut sich dass die Vögel sich bereits gepaart haben.

HUNDEVIELFALT: Der 100 Kilogramm schwere Bernhardiner, der australische Dingo und das Skelett eines von den Germanen gezüchteten Vierbeiners sind Beispiele für den ältesten Begleiter des Menschen.

PUTZMUNTER: Die Zebrafinken flattern in ihrem Käfig um die Wette.

IMMER MEHR FLEISCH: Moderne Mastschweine haben ihre wilden Vorfahren längst an Größe und Gewicht übertroffen.

FRÜHER DEUTLICH KLEINER: Sechs Museumsleute wuchten den 300 Kilogramm schweren präparieten Bullen ins Obergeschoss. Das Skelett stammt aus dem Mittelalter.
Autor:
Holger Jansing, Till


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