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Westumgehung statt Grünkohl: Nord-West kocht
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Beim Bürgerverein wurde es turbulent
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Originaltext:
Westumgehung statt Grünkohl: Nord-West kocht

Beim Bürgerverein wurde es turbulent

Von Rainer Lahmann-Lammert

Der Bürgerverein Nord-West hat auf einen Schlag 90 neue Mitglieder bekommen. Was andere Vereine zu Begeisterungsstürmenhinreißen ließe, quittiert der Nord-West-Vorstand mit Zähneknirschen. Bei den Neuaufnahmen handelt es sich um rigorose Befürworter der Westumgehung. Sie wollen den Bürgerverein auf ihren Kurs trimmen.

51 stimmberechtigte Mitglieder hatten sich zur Jahreshauptversammlung mit Grünkohlessen angemeldet und sich auf einen kurzen formalen Teil mit Rechenschaftsbericht und Vorstandswahl eingestellt. Doch dann drängten ganz unerwartet 90 Bewerber um eine Mitgliedschaft in den viel zu kleinen Saal des Park-Hotels und legten ihre Aufnahmeanträge auf den Vorstandstisch. Jedes eingetragene Mitglied hatte nun fast zwei " Neue" im Rücken, doch die durften nach Auffassung des Vorstands nicht mitstimmen. Während die einen an langen Tischen sitzend auf ihren Grünkohl warteten, standen die anderen hinter ihnen und lieferten sich mit dem Vorstand einen Schlagabtausch über die Geschäftsordnung.

Zielscheibe der Kritik war vor allem der Vorsitzende Thomas Haarmann,

Mehr Verkehr durch die neue Straße?

der sich auch in der Versammlung kritisch zur Westumgehung äußerte. Er prophezeite, der Autoverkehr werde weiter zunehmen und die Wohngebiete durchschneiden, die Lebensqualität sei bedroht. Mit dem Bau der Westumgehung würden noch mehr Autos und Lastwagen angezogen, vor allem Verkehr von außerhalb. " Wollen wir unser Quartier für Pendler, die hier keine Steuern zahlen, kaputt machen lassen?", fragte Haarmann. Im Saal wurde es unruhig, ein Zwischenrufer warf dem Vorsitzenden " Polemik" vor. Als Haarmann die Anwesenden zur Diskussion aufforderte, regte sich keine Hand. Dafür wurde es umso turbulenter, als über das weitere Prozedere gesprochen wurde. Die 90 Aufnahmeanträge seien ein " wunderbarer Beweis für einen lebendigen Stadtteil", erklärte Haarmann,

Der Grünkohl kam erst mit Verspätung

doch die " Neuen" dürften nun einmal nicht mitstimmen, weil der Vorstand erst über die Neuaufnahmen zu entscheiden habe. Prompt wurde beantragt, der Vorstand solle doch kurzerband zusammentreten und seinen Segen geben. Das sei satzungswidrig, erklärte der Kassenprüfer Wolfgang Hardt, der hauptberuflich Richter am Landgericht ist.

Doch die Rebellen ließen nicht locker und fragten, was denn gegen die Neueintritte spreche. Die 2. Vorsitzende Elisabeth Michel monierte, dass einige der " Neuen" ihre Adresse außerhalb des nordwestlichen Stadtteils hätten und deshalb nicht aufgenommen werden könnten. Ein gewitzter Insider entgegnete, es nehme doch auch niemand Anstoß daran, dass Carl Möller, Alt-Oberbürgermeister und Vereinsmitglied, in Nahne wohne. Einige der Versammelten fühlten sich unter Druck gesetzt, andere sympathisierten offen mit der Invasion der Westumgehungs-Befürworter.

In einer konfusen Abstimmung, an der sich auch Neu-Mitglieder beteiligten, wurde der Vorstand mit 29 zu 12 Stimmen entlastet. Dann mussten die " Neuen" den Saal verlassen und von draußen mit ansehen, wie der alte Vorstand im Amt bestätigt wurde. Der Grünkohl kam erst mit zweistündiger Verspätung auf den Tisch.
Autor:
Rainer Lahmann-Lammert


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