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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Eulen finden eine neue Heimat an alter Scheune
 
Der "Totenvogel" war früher weise
 
Insekten willkommen!
Zwischenüberschrift:
Wegweisender Naturschutz-Projekt-Uhu am Piesberg
 
Aberglaube ruinierte den guten Ruf
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Von Christoph Franken

Der cleveren Idee von Frank Bludau ist es zu verdanken, dass die wenigen Eulen in Osnabrück ein zusätzliches Domizil bekommen haben: Der Mitarbeiter der unteren Naturschutzbehörde bei der Stadtverwaltung sorgte für den Erhalt einer alten Scheune hinter dem Gewerbegebiet Burenkamp, die ursprünglich mit allen Gebäuden eines heruntergekommenen Hofes abgerissen werden sollte.

Das Areal dient zum Ausgleich von Naturzerstörungen, die mit der Einrichtung des Gewerbegebietes Burenkamp unausweichlich waren. " Die Scheune mit ihrem erst 15 Jahre alten Dachstuhl wäre für einen Abriß viel zu schade gewesen", erklärte Bludau. Stattdessen wurde sie von der Lehrlingskoloniie der Stadtverwaltung nach Vorgaben der Fachleute zu einem " Gebäudebiotop" umgewandelt. " Das hat den jungen Kollegen viel Spaß gemacht und sie gingen hochmotiviert zu Werke", berichtete Bludau.

Er und seine Mitstreiter freuen sich ganz besonders über den schnellen Erfolg: " Schleiereulen sind schon drin, wir haben bereits Gewölle gefunden."

Noch sind die Arbeiten aber nicht ganz abgeschlossen. Die Naturschützer wollen noch zusätzliche Nistmöglichkeiten für Eulenvögel an der Außenwand der Scheune anbringen und auch Insekten Brutraum schaffen. " Wir sorgen zusätzlich dafür, dass auch kleine Säugetiere wie beispielsweise Bilche, Marder und Igel in das Innere gelangen", erklärte Bludau. Die Scheune und das angrenzende Areal, das naturnah gestaltet wird, verstehe er als Angebot für die Tierwelt. Jeder, der mag, kann kommen und bleiben", betonte der Experte.

" Jeder, der mag, kann kommen"

Nach Abschluß der Arbeiten brauche das Areal aber vor allen eines: Ruhe. Daher appelliert Bludau ganz dringend an Spaziergänger und Jugendliche aus der Nachbarschaft, die Scheune und das Gelände als Rückzugsraum für heimische Tiere zu respektieren und Störungen zu vermeiden. »Nur dann wird das Vorhaben ein Erfolg." In der Scheune selbst ist übrigens nichts zu holen: " Bis auf ein paar Reserveziegel für das Dach ist sie vollständig leer", betonte Bludau..

Die angrenzende und schon bestehende Obstbaumwiese mit 130 Bäumen wird vergrößert und es sollen Hecken angelegt werden. " Ziel ist es, ein zwar kleines, aber in sich mit seinem weltgehend unzugänglichen Gelände geschlossenes Biotop anzulegen", so Budau.

Wie wichtig solche und ander Schutzmaßnahmen in Osnabrück sind, zeigen die langjährigen Aufzeichnungen und Beobachtungen des bekannten Osnabnlcker Ornithologcn Dr. Gerhard Kooiker. Demnach sind von den in Osnabrück brütenden Eulenarten der Uhu, der Steinkauz und die Schleiereule bereits sehr selten geworden. " Ohne die Hilfe des Menschen wären sie bereits ausgestorben", betonte Kooiker. Die Zerstörung des Lebensraumes und das Fehlen geeigneter Bruthöhlen nennt er als Hauptursachen für den Rückgang.

Wie dramatisch die Situation für den Steinkauz ist, belgt eine erschreckende Zahl. " Es ist in Osnabrück nur ein einziges Brutpaar im Garten von Werner Scholz am Kalkhügel bekannt", berichtete der Ornithologe.

Ganz selten ist der gewaltige Uhu. " Dank des niedersächsischen Auswilderungsprogrammes brütet er seit 1963 unregelmäßig im Piesberger Steinbruch", so Kooiker. Auch Im Steinbruch Voxtrup / Natbergen und auf dem Hasefriedhof sowie am Westerberg taucht der unhörbare Nachtjäger manchmal auf.

Die hübsche Schleiereule kommt auf ruhigen Dachböden einiger Gehöfte, so unter anderem auf dem Hof Kolkmeyer in Atter vor. " Mehr als zehn Paare dürften es In der Stadt aber nicht sein", schätzte Kooiker.

Der" Totenvogel" war früher weise

Aberglaube ruinierte den guten Ruf

Während die Eule bei den alten Griechen als Symbol der Weisheit galt, haftete Ihr in Europa häufig der schlechte Ruf des Totenvogels an. Warum diese unterschiedliche Darstellung?

Der lateinische Name des Steinkauzes " Athene noctua" weist darauf hin, dass dieser kleine Nachtgreif das Lieblingstier von Athene war, der Göttin der Weisheit. Die Griechen bewunderten die Fähigkeit des kleinen Kauzes, bei Dunkelheit zu sehen und schlossen von der Schärfe der Augen auf die Schärfe des Verstandes. Bei ihnen hieß er " Göttervogel".

Gelehrte Im 18. und 19. Jahrhundert verwendeten die Eule häufig als Sinnbild von Gelehrsamkeit und Weisheit. Noch heute Ist die Eule daher das Wappentier vieler Buchhändler.

Ganz anders sah es dagegen jahrhundertelang die Bevölkerung in Deutschland. Dort galten Eulen als Tiere, die sich stets an düsteren und armseligen Orten wie Friedhöfen, dunklen Wäldern und Ruinen aufhalten. Die nächtliche Lebensweise und die unheimlichen Rufe ließen schauriger Phantasie freien Lauf. " Toten-und Galgenvögel" hießen sie Im Volksmund, und der Steinkauz-Ruf " Kuwit" wurde in der Nähe von hell erleuchteten Krankenzimmern schnell als " Komm mit" gedeutet: Mit dem Tod des Kranken war dann bald zu rechnen. Dabei zog lediglich das Licht den Kauz wegen der dort fliegenden Großinsekten an.

Bauern nagelten zudem oft Eulen über Scheunen und Ställen an, um Zauberei und Unglück vom Hof abzuhalten. Nach alter Volksüberzeugung trieben sich nämlich Hexen und Zauberer In Gestalt der Eulen herum.

Glücklicherweise hat die Menschheit umgedacht und heute wird auch in Osnabrück vieles getan, um Eulen Ihre letzten Lebensräume zu sichern. Der " Göttervogel" hat es nach Jahrhunderten des Aberglaubens verdient.

Insekten willkommen!

Die Scheune dient künftig nicht nur Eulen und Säugetieren als Lebensraum, sondern auch Insekten soll hier zu Ihrem Recht verholfen werden. " Wir schaffen Durchlässe, damit beispielsweise Wildbienen im Inneren Ihre Nester bauen können", sagte Frank Bludau. Stroh und Bambusstangen könnten zudem von Solitär-lnsekten zur Eiablage genutzt werden. " Ein Hornissennest In den Dachsparren wäre natürlich auch toll", so der Naturschützer. Insgesamt gelte aber hier ebenfalls die grundsätzliche Faustregel: Angebote schaffen und abwarten, wer sie annimmt.

AUS LUFTIGER HÖHE beobachtet der Steinkauz sein Revier. Scheunen und Dachböden sind wichtige Tagesschlafplätze für diesen

Foto: Bernhard Volmer

AM PIESBERG mit seinem weitgehend unzugänglichen Gelände fühlt sich der Uhu wohl. Foto: Berhard Volmer

EINE GUTE IDEE hatte Frank Bludau. Foto: U. Lewandowski

EIN GEMÜTLICHES PLATZCHEN hat sich diese Schleiereule ausgesucht. Foto: Bernhard Volmer

DAS " GEBÄUDEBIOTOP" hinter dem Gewerbegebiet Burenkamp an der Sutthauser Straße. Foto: Michael Hehmann
Autor:
Christoph Franken


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