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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Glücklose Rückkehrer aus Amerika
Zwischenüberschrift:
Osnabrück im Mai 1900: Von Festen, Feiern und einem großen Bauprojekt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Von Christiana Keller
Das Osnabrücker Stadt- und Konzertorchester, ein im Vorjahr gegründetes Ensemble, spielte jetzt unter neuer Leitung. Der bisherige Direktor und " kaiserlich russischer Kammermusiker" Ferdinant Küttner übergab die Führung an Musikdirektor Erkenbölling, " eine jüngere Kraft", wie die Osnabrücker Zeitung vorstellte. Dieser hatte in den vergangenen Jahren in Südtirol gearbeitet, dort zwei wohlbeachtete Opern geschrieben, die " Freunde" und " Schuld und Irrlicht" hießen, bei Opernaufführungen in Verona, Bologna und Venedig mitgewirkt und wechselte nun in die Hasestadt.

Das Stadt- und Konzertorchester war " bedeutend verstärkt" worden und sollte nun " in die Bahnen größerer Orchester geführt werden". Geplant wurden regelmäßige Aufführungen von populären und symphonischen Konzerten zur Freude des Osnabrücker Publikums.

Vom beliebten Humoristen Otto Reutter berichtete die Zeitung Anfang Mai. Für einen Tag, sprich eine Aufführung, wurde auch in Osnabrück mit dem berühmten Künstler gerechnet. Reutter war zu einer Tournee verpflichtet worden, die ihm 9000 Mark pro Monat einbringen sollte. Solch hohe Gagen waren sehr unüblich, normalerweise verdiente selbst ein Spitzenverdiener wie Reutter " nur" 4000 bis 6000 Mark im Monat.

Großstädtisches Flair vermittelten die drei neuen Droschken des Fuhrhalters Gräve. Seit Anfang Mai fuhren diese Kutschen mit Taxamentern, die am Kutschbock befestigt waren. Erkennen konnten die Kunden die neuen Droschken am Zylinder des Fahrers, er war mit weißem Wachstuch überzogen. " Billiger wurde das Fahren dadurch allerdings nicht", berichtete der Reporter. Es galt der übliche Tarif: Der erste Kilometer kostete 60 Pfennig, bei jedem weiteren Kilometer kamen 20 Pfennige dazu.

" Grober Unfug" bei einer Kahnpartie

" Grober Unfug" war ein Begriff, mit dem sich die Polizei und auch die Leser der Tageszeitungen beinahe täglich konfrontiert sahen. Strenger als heute wurde damals verfahren, die Gendarmen waren schnell bei der Hand und die meist angetrunkenen Täter wurden sofort auf die Wache gebracht, nicht ohne zuvor dem Publikum, das sich schnell ansammelte, etwas geboten zu haben.

Im Wonnemonat Mai bildete eine Kahnpartie auf der Hase das spektakulärste Ereignis dieser Art. Ein trunkener junger Mann ruderte auf der Hase in Nähe der Neumarktbrücke, entkleidete sich im Boot und nahm wiederholt ein Bad - sehr zum Spaß oderÄrgernis einer " großen Anzahl Neugieriger". Nach einiger Zeit kleidete er sich wieder an und ruderte unter Beifall davon. Die Polizei erwartet ihn am Bootssteg.

In einer Randnotiz berichtete die Osnabrücker Zeitung von einer außergewöhnlichen Situation, nämlich von einer " großen Zahl" Rückwanderer, die durch Osnabrück fuhren und hier im Bahnhof Station machten. Die Gruppe kehrte aus Amerika in ihre Heimat Galizien zurück, denn " sie hatten drüben das erhoffte Glück nicht gefunden", berichtete die Zeitung. Eine Marktlücke entdeckte ein reger Postkartenfabrikant in der Herstellung von Pfingstkarten, die pünktlich zum Fest in Osnabrück verkauft wurden. War es Ostern der traditionelle Hase, der als Motiv diente, so tummelte sich auf den Pfingstkarten nicht etwa Taube oder Ochse, sondern " reizende Eichhörnchen" als Postillion d' amour und " Blumenspender".

An der Hakenstraße 10/ 11, auf dem Grundstück des Stadthauses, in dem Justus Möser im Hause seiner Tochter Jenny von Voigts gelebt hatte, entstand vor 100 Jahren der Neubau der " Städtischen Bürgerschule". Im Mai konnte man schon die erste Etage sehen, und der Reporter des Osnabrücker Tageblattes berichtete von den beiden Rundbogenportalen, an deren bereits zu erkennen war, wo die Mädchen und Buben das Haus zu betreten hatten. Streng getrennt nach Geschlecht, mussten die Mädchen den südlichen, die Knaben dagegen den nördlichen Eingang benutzen.

Kurioseste Nachricht im Mai 1900: " Ein nachlässiger Fuhrknecht überfuhr heute früh an der Karlstraße den Handwagen des Arbeiters van Os. Dieser rettete sich durch einen Seitensprung. Der Handwagen erlitt aber starke Beschädigungen."

Fotountertitel:

DIE KÖPFE AN DER MÖSER-MITTELSCHULE, die noch immer an dem Gebäude an der Hakenstraße zu sehen sind, auch wenn das Haus völlig verändert ist. Von links Mädchen und Jungenkopf, dann (mit abgeschlagenen Nasen) der gestrenge Schulmeister und die Lehrerin.Fotos: Archiv Lindemann
Autor:
Christiana Keller


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