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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Junge Eisvögel erkunden Umfeld
Zwischenüberschrift:
Flüge erfolgten am Sonntag morgen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Von Dr. Gerhard Kooiker
Der Eisvogel (Alcedo atthis) hat es sehr leicht, ein Sympathieträger zu sein. Man braucht nur als farbenprächtiger, funkelnder, grünblauer Blitz über ein Bächlein zu sausen und nicht zu sehr in Konflikt mit menschlichen, ökonomischen Interessen zu kommen, dann öffnen sich (fast) alle Herzen.

Das war nicht immer so: Deutschlands herrlichster Vogel wurde sowohl wegen seiner schönen Federn als auch wegen seiner Nahrung zu Hunderttausenden getötet. Teichbesitzer fingen die " Fischereischädlinge" mit winzigen Tellereisen, die sie auf Pfähle banden, worauf sich die Vögel setzten. Die elend Umgekommenen wurden an Ausstopfer verhökert, die wiederum verkauften die Bälge als staubfangenden Zimmerschmuck oder als Dekoration für die Mode: Eisvogelbälge zierten im 19. Jahrhundert sogar Damenhüte.

Von Ende Februar bis Anfang April beginnen bei uns in Osnabrück die Eisvögel zu balzen. Sie verhalten sich dann auffällig, rufen viel und jagen sich gegenseitig über das Wasser. Anders aber, wenn das Brutgeschäft begonnen hat: Dann sind sie nahezu unsichtbar. Die Brutröhren werden bevorzugt an unzugänglichen Steilwänden gegraben. Die Eingänge sind oft von Blättern verdeckt.
Die meisten Weibchen beginnen mit der Eiablage im April. Manche Paare starten aber auch erst im Juni oder sogar noch später mit der ersten Jahresbrut. Üblicherweise brüten sie zweimal im Jahr. Die Jungvögel der zweiten Brut, in der Regel fünf bis sieben, fliegen dann Mitte Juli bis Anfang August aus. Für die meisten Eisvögel endet dann das Brutgeschäft. Einige allerdings starten noch mit einer dritten Jahresbrut. Ja, sogar vier Brüten im Jahr sind ausnahmsweise möglich.
An der Herrenteichsstraße schwirrten die jungen Eisvögel am frühen Sonntag morgen, dem 11. Juli, aus ihrer Brutröhre - einem stillgelegten Abflußrohr (wir berichteten). Der erste Flug ist, solange es geradeaus geht, kein Problem. Sie landen irgendwo auf einem überhängenden Ast, prallen auch schon einmal dagegen und purzeln dann ins Wasser. Sie schwimmen ans Ufer und beäugen von dort neugierig die Umgebung. Nach erstaunlich kurzer Zeit und ohne Anleitung der Eltern meistern sie die Technik der Tauchstöße. Das müssen sie auch, denn nach wenigen Tagen ist Schluß mit der Elternliebe. Die Eltern, die eben noch leckere Fische heranbrachten, wenden sich plötzlich gegen ihren Nachwuchs und vertreiben ihn aus dem Revier.

Fünf bis zehn Brutpaare in der Stadt

Der Eisvogel ist in " normalen" Jahren häufiger als zumeist angenommen wird. Auf dem Gebiet der Stadt dürfen wir durchaus mit fünf, wenn nicht sogar mit zehn Brutpaaren rechnen, die hier und dort versteckt in den Abbruchkanten von Hase, Nette und Düte, aber auch in einem Graben, einer Sandgrube oder einem Wurzelteller mitunter weitab von Gewässern brüten. Normale Jahre deshalb, weil Eisvogel in strengen Wintern starke Verluste erleiden. Ihre Bestände brechen dann zusammen. Wegen ihrer hohen Fortpflanzungsrate können sie das bei guten Lebensbedingungen - geringe Störung durch Angler und Bootsfahrer, klares, sauberes Wasser, reichlich Kleinfische und eine geeignete Steilwand - wieder ausgleichen.
Autor:
Dr. Gerhard Kooiker


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