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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wellmannsbrücke: Zeitplan für das Parkdeck kaum noch zu halten - Ein schöner Traum
Zwischenüberschrift:
WFO verhandelt über Allkauf-Gelände - Naturschutzverbände erwägen Klage - Aufatmen?
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die Planungen an der Wellmannsbrücke gehen nicht so reibungslos voran, wie es die Stadt noch im Sommer gehofft hat. Währenddessen verhandelt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFO) nun doch über einen möglichen Kauf des Allkauf-Geländes durch die Autospedition Egerland. Seniorchefin Felicitas Egerland erklärte jedoch gestern, das sei keine Abkehr von der Wellmannsbrücke.
,, Sehr geehrter Herr Christiansen..."," schrieb WTO-Geschäftsführer Dr. Alexander Fischer am 15. Septmber an den Eigentümer der Allkauf-Fläche, und fragt an, " ob Sie bereit wären, zu wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen das Gelände oder Teilflächen zwecks Nutzung an die Fa. Egerland zu veräußern." Zwei Wochen später kam die Antwort der Johannes Christiansen Grundstücksverwaltung: " Da Ihnen und den umliegenden Anliegern das Objekt ja hinlänglich bekannt ist, steht es Interessenten selbstverständlich frei, sich mit uns wegen der weiteren Verwertung der Liegenschaft in Verbindung zu setzen."
Ob es schon erste Gespräche gegeben hat, war gestern von der WFO nicht zu erfahren. Felicitas Egerland, die Seniorchefin der gleichnamigen Spedition, sieht im Allkauf-Gelände keine Alternative zur Fläche an der Wellmannsbrücke. Christiansen behaupte zwar in der Öffentlichkeit, das Allkauf stehe zur Verfügung, zugleich lasse er den Pachtvertrag mit der Spedition über eine Teilfläche von 8000 Quadratmetern zum Jahresende auslaufen. Es sei offensichtlich, daß er nicht nur das Gelände, sondern auch das Allkauf-Gebäude verkaufen wolle.
Das Stadtplanungsamt arbeitet einstweilen weiter an den Plänen für die Wellmannsbrücke. In der kommenden Woche soll ein Gespräch mit allen Beteiligten stattfinden. Es wird erwartet, daß die Spedition Egerland eine neue Variante ins Spiel bringt, nach der das geplante Parkdeck komplett aufgeständert wird. Das Bauvorhaben, liegt nämlich im Überschwemmungsgebiet der Hase. Geht dafür Stauraum verloren, muß an anderer Stelle für Ersatz gesorgt werden.
In unregelmäßigen Abständen tritt der Fluß über seine Ufer. Das dokumentieren auch Fotos, zum Beispiel aus dem Dezember 1988: Damals stand nicht nur die Liegewiese vom Freibad Wellmannsbrücke komplett unter Wasser, das ganze Areal, das die Firma Egerland jetzt bebauen will, war nur mit Gummistiefeln passierbar.
Für den Fall, daß die Autostellflächen von Egerland doch nicht aufgeständert, sondern zu ebener Erde entstehen sollen, muß haseaufwärts für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gesorgt werden. Mit großflächigen Erdbewegungen, so hoffen die Planer, lasse sich zusätzlicher Stauraum in der Größenordnung von 35000 Kubikmetern schaffen.
Auf geeignete Felder und Wiesen hat die Stadt schon ein Auge geworfen, doch die befinden sich im Eigentum von Landwirten. Es soll betretene Gesichter gegeben haben, als die ihre Preisvorstellungen offenbarten. Aber nicht nur die Bauern, auch die Naturschützer gehen aufs ganze. Vier Verbände, der Bund für Umwelt-und Naturschutz, die Biologische Schutzgemeinschaft
Rinne könnte sich als Hemmschuh erweisen

Hunte-Weser-Ems (BSH), der Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (LBU) und der Naturschutzbund (NABU) erwägen eine Klage, weil sie verschiedene Mängel am Planungsverfahren geltend machen.
Eine Reihe von strittigen Rechtsfragen werden die Anwälte voraussichtlich über Monate, vielleicht auch über Jahre beschäftigen. Da geht es nicht nur um Egerland, sondern auch um die Erweiterungspläne der Kleiderspedition Meyer & Meyer, um Beteiligungsrechte, Eingriffsregelungen und Standortalternativen. Zu einem Thema werden manchmal gleich mehrere Gesetze herangezogen. Schon jetzt sei der Zeitplan der Stadt nicht mehr zu halten, sagt Achibert Goll als Sprecher der Verbände.
Das bestätigt indirekt auch Baudezernent Jörg Ellinghaus: Wenn der Satzungsbeschluß im März 1998 stehen solle, werde es schon knapp. Aber der Stadt gehe es nicht allein um das Tempo, sondern vor allem um eine rechtssichere Planung.
Goll hat jedoch nicht nur das Bebauungsplanverfahren im Blick, über das es schon genug Streit gibt. Nach seiner Auffassung wird die Stadt nicht um ein Planfeststellungsverfahren durch die Bezirksregierung in Oldenburg herumkommen, das noch viel mehr Zeit in Anspruch nehmen dürfte.

Auf dem Gelände an der Wellmannsbrücke befindet sich nämlich ein kleiner Bach, der durch eine Betonrinne fließt. Dieser Bach gilt immerhin als Gewässer dritter Ordnung. Veränderungen an seinem Lauf erfordern nach allgemeiner Rechtsauffassung ein Planfeststellungsverfahren. Umweltamtsleiter Burkhard Tietz findet das überzogen, denn die Rinne sei alles andere als naturnah und entwässere lediglich einen Parkplatz.
Was sagt die Bezirksregierung dazu? Die Antwort aus Oldenburg klingt salomonisch: Wenn es sich um eine ökologische Veränderung des Wasserablaufs handle, könne auf ein Planfeststellungsverfahren verzichtet werden. Werde das Gewässer aber überbaut, dann sei das Verfahren unerläßlich.

Aufatmen
Ein schöner Traum
Von R. Lahmann-Lammert
Hoppla, ganz so schnell, wie es die Planer hofften, läßt sich ein wertvolles Biotop nicht zu einem Gewerbegebiet umkrempeln. Das Verfahren für die Parkpalette von Egerland zieht sich in die Länge. Gleichzeitig streckt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft ihre Fühler nach dem Allkauf-Gelände aus. Ist Allkauf vielleicht doch die Alternative zur Wellmannsbrücke?
Die Jugendlichen aus Voxtrup, Schinkel und Lüstringen würden aufatmen, die Naturschützer sicher noch mehr. Auf dem ohnehin schon versiegelten Supermarktgelände am Huxmühlenbach könnte der riesige Parkplatz ohne die befürchteten Nebenwirkungen gebaut werden. Arbeitsplätze, Natur und Freizeitspaß müßten nicht gegeneinander ausgespielt werden, ein mächtiger Konflikt wäre auf einen Schlag gelöst.
Allkauf statt Wellmannsbrücke - alles nur ein schöner Traum. In der Realität ist das in die Jahre gekommene Kaufhaus teurer zu erstehen als das in die Jahre gekommene Schwimmbad mit dem schon etwas angeknabberten Naturschutzgebiet drumherum. Entscheidend ist nur der Preis. Das ist traurig, aber wahr.

Fotountertitel
IM ÜBERSCHWEMMUNGSGEBIET kann man nasse Füße bekommen. Dieses Foto entstand im Dezember 1988, als die Hase über Ufer trat. Es zeigt den Eingangsbereich des Freibades Wellmannsbrücke. Wenn hier ein Parkdeck gebaut wird, muß womöflich an anderer Stelle Stauraum für die Hase geschaffen werden. Foto: Elmar Schneider
Autor:
R. Lahmann-Lammert


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