20.02.1909

Osnabrücker Tageblatt/ OT

Eine kritische Zuschrift über die Abholzung am Kaiserwall (Kritik aus den Reihen der Bürgerschaft).

Zur Beseitigung der Bäume am Kaiserwall....

Zur Beseitigung der Bäume am Kaiserwall bringen wir noch die nachstehende Zuschrift zum Abdruck, womit wir dann diese Artikelserie abschließen möchten. Leider sind die Bäume weg, es ist daran nichts mehr zu ändern. Die Zuschrift lautet:

Zu der Bemerkung, die die Verwüstung am Kaiserwall entschuldigen sollte, dürfte noch gesagt werden, daß es doch sehr verfehlt ist, den Kaiserwall in seinem Aussehen dem Kronprinzenwall anpassen zu wollen. Während der erstere durchaus den Charakter einer Allee trägt, und dessen Schönheit gerade in den Reihen der prachtvollen Ahornbäume zu beiden Seiten der Straße bestand, hat man bei dem letzteren mehr den Eindruck von Gartenanlagen. Und wenn man den Grund gelten lassen wollte, warum denn die Einförmigkeit der Behandlung der durch die Aenderung der Richtung ganz selbständig gewordenen Wallteile? Jeder irgendwie ästhetisch Empfindende ist empört über die Verwüstung, die an einem schönen Stadtbilde vorgenommen ist, und wir Osnabrücker dürfen gespannt sein auf den Ersatz, den man bringen wird. " Die kleinkronigeren Bäume in weiteren Abständen" mögen sich kläglich genug ausnehmen; man wird jedenfalls den Eindruck nicht los werden, daß uns die Anlagen am Kaiserwall durch ein langes und ein kurzes Bein andauernd etwas vorhinken. - Die eifrigen Verbesserer sollten sich vorher fragen, ob sie ihre Unternehmungen verantworten können.