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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
"Die Hierherkunft des Kaisers ist in sichere Aussicht gestellt"
Zwischenüberschrift:
Im Mai 1898 liefen die Vorbereitungen für das Friedensjubiläum
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Von Christiana Keller
Ein Friedensjubiläum gab es in Osnabrück natürlich schon vor 100 Jahren zu feiern, allerdings ein paar Nummern kleiner als in unseren Tagen. Schon seit geraumer Zeit hatte man sich auf die 250-Jahr-Feier des Westfälischen Friedens vorbereitet. Man konzentrierte sich auf den 24. Oktober, den Tag des Friedensschlusses. Die Stadtväter planten zum Termin u. a. die Enthüllung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals an der Möserstraße.

In den Maitagen wurde bekannt, daß der Kaiser und die Kaiserin eine Einladung der Stadt Münster angenommen hatten, dem dortigen Provinziallandtag beizuwohnen und ebenfalls Anfang September ein Kaisermanöver an der Porta Westfalica zu besuchen. Kritische Stimmen befürchteten nun, der Kaiser werde nicht schon wieder im Oktober nach Osnabrück kommen, um hier das Denkmal einzuweihen. Wenn die Organisatoren allerdings die Enthüllung des Denkmals in den September vorverlegen könnten, dann sei " die Hierherkunft des Kaisers in sichere Aussicht gestellt". Keine Frage, daß man sich nach der Majestät richtete.
Vor 100 Jahren war in Osnabrück die Obstblüte verregnet, aber der Mai zeigte sich von seiner üppigsten grünen Seite. Schließlich wurde es doch warm, und die " Freibadsaison" konnte am 16. Mai beginnen. Besonders lockte das Flußbad in der Hase hinter dem Hauptbahnhof. Die Benutzung war kostenlos, aber es gab eine gravierende Einschränkung: " Der Zutritt ist lediglich männlichen Personen gestattet".
Über ihre ihnen zukommende Stellung inder Gesellschaft erfuhren ; die Frauen einmal mehr aus der Zeitung: Kaplan Brinkrnann von St. Johann empfahl in einer Rede bei der Feier des katholischen Arbeitervereins " besonders den Frauen Frömmigkeit, Häuslichkeit und Sparsamkeit, wenn der Hausstand gedeihen und ein gemütliches Familienleben Platz greifen soll"!
Das 150. Jubilum der " städtischen höheren Mädchenschule" wurde am 16. und 17. Mai 1898 würdig durch ein zweitägiges Fest begangen. Einem Festbankett mit geladenen Gästen und festen Sitzplätzen folgte ein geselliger Tag auf dem Schützenhof, da die Schule am Wall für so viele Besucher damals schon zu eng war. Mit " geradezu gefährlichem Gedränge" rechneten die Veranstalter bei dieser Veranstaltung trotzdem. Im Lokalteil der Zeitung wurden daher die passenden Verhaltensmaßregelnabgedruckt.
So wurde gebeten, " daß beim Betreten des Saales die jüngeren Damen den älteren Damen und die Herren wiederum den jüngeren Damen den Vortritt lassen". Trotz der erhöhten Bühne " ist gute Sicht nur möglich, wenn sich niemand erhebt". Die Karten hatten reißenden Absatz gefunden und schon jetzt wurde klar, daß nicht alle Besucher dem Programm beiwohnen konnten. Daher auch der Hinweis im Tagesblatt: " Während der Aufführungen bleiben die Saaltüren geschlossen."
Noch immer streikten die katholischen Arbeiter am Piesbcrg, je nach politischer Zugehörigkeit berichteten die Zeitungen der Stadt im Wechsel von den " ausständigen" oder den " feiernden" Arbeitern. Eine der vielen vom Gewerkschaftsverein einberufenen Versammlungen zum " Piesberg-Problem" fand Anfang des Monats im Hofhaus statt. Hier zitierte Gewerkschaftssprecher Brust ein nichtoffizielles Gutachten eines Geologieprofessors, von dem es gerüchtehalber hieß, daß die Piesberger Kohle in der Tiefe immer schlechter sei und der Wasserandrang dort immer größer werde.
" Wenn man", so Brust, " den Piesberg wegen dieser Gründe stillegen will, dann kann der Betrieb auch nicht aufrecht gehalten werden, wenn an den sieben strittigen Feiertagen gearbeitet wird." Weitere Redner meldeten ihre Zweifel an dem Gerücht an. Angesichts der Bestellung eines neuen Pumpenwerkes durch die Werksleitung, sei die Schließung der " Bude am Piesberg" doch bestimmt nicht zu vermuten.
Über das erwähnte Gutachten ist aus den Zeitungen nichts weiteres zu erfahren, wohl aber bildete die " Abwässerfrage des Piesberges" in diesem Monat den Hauptgegenstand einer Petition, mit der sich zahlreiche emsländische Gemeinden an die Regierung wandten. Darin heißt es: " namentlich sind es die Grubenwasser, welche durch Vergiften der natürlichen Wasserläufe der Fischerei und den Wiesen schweren Schaden zufügen und deren Entwicklung hemmen ..." Die Abwässer, die aus dem Bergwerk Ibbenbüren in die Ems gelangten, wurden vor der Einleitung entsäuert und boten kaum Anlaß zur Klage; nun stand aber die Zuleitung der stark salzhaltigen Piesberger Wässer in der Planung. Grund genug, im Vorfeld erste Bedenken anzumelden.

Das Werk dagegen hatte bereits für den 8. Juni eine Aktionärsversammlung einberufen mit einem einzigen Tagesordnungspunkt: " Beschlußfassung über Fortführung oder Einstellung des Bergwerkbetriebes am Piesberg". Der Reporter kommentierte: " Mit dieser Möglichkeit ist die Angelegenheit in ein sehr ernstes Stadium getreten. Die Einstellung des Bergwerksbetriebes wäre im Allgemeininteresse unseres ganzen Bezirks sehr zu bedauern." Fotountertitel
BADEVERGNUGEN In der Nette - aber nur für Personen männlichen Geschlechts: Um die Jahrhundertwende war es tabu, daß Jungen und Mädchen zusammen ins Wasser sprangen.Foto: Medienzentrum Osnabrück
Autor:
Christiana Keller


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