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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Wenn die Planken schwanken - die Hasestadt einmal anders erleben
Zwischenüberschrift:
Der "Wasserweg" ist das Ziel - Ökologische Erläuterungen vom Fachmann
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Wasserturbine als Fleischwolf
Till wohnt nun auch schon einige Jahre in Osnabrück und war daher um so erstaunter, wie wenig er die Hase und ihr abwechslungsreiches Gesicht kennt.Über die Idee des Umweltamtes, den Fluß einmal hautnah erleben zu können, war Till daher sehr erfreut. Hoffentlich entsteht hier ein festes Angebot, das viele Bürger dazu nutzen, um mehr über die Hase zu erfahren. Wer weiß denn schon, daß beispielsweise kleine Wasserturbinen an den Wehren, mit denen sich - ohne die Umwelt zu belasten - Strom erzeugen läßt, auch für Ökologen gar nicht so unbedenklich sind? Till mußte nämlich erfahren, daß die Turbinen für kleine Fische gefährlich wie ein Fleischwolf sind. Am Wehr am alten Lokschuppen hat Till verwundert in die schäumenden Wassermassen gestarrt: So viel Schaum - und dann auch noch dieser " Nicht-nur sauber-sondern-rein-Geruch"? Der Ökologe klärte Till auf: An den Schaumbergen in der Hase könne man immer genau erkennen, wann wieder Waschtag ist, in Osnabrück: Dienstags und freitags ist die Waschmittelkonzentration in der Hase am höchsten. - Die armen Fische... Neben den Informationen über Gewässerökologie, über Pflanzen und Tiere, die an der Hase leben und die Belastung durch Industrie und Landwirtschaft hat Till aber vor allem der Blick vom Wasser In die Stadt beeindruckt. Und seit Till durch den Tunnel in Höhe " Öwer de Hase" gepaddelt ist, kann er es kaum erwarten, daß der Deckel dieser Gruft endlich geöffnet wird und die Hase wieder das Tageslicht erblicken darf.
Bisübermorgen

Wenn die Planken schwanken - die Hasestadt einmal anders erleben
Der " Wasserweg" ist das Ziel - Ökologische Erläuterungen vom Fachmann

Von Ulrike Havermeier (Text) und Michael Hehmann (Fotos)
" Beidrehen? Was heißt denn beidrehen?" Um den Geheimnissen des korrekten Paddelschwungs auf die Spur zu kommen, bedarf es für die 16 Naturfreunde, die wild entschlossen in Ihren Booten rackern, zunächst einmal etlicher Meter Uferböschung. Doch ein paar innige Begegnungen mit der Vegetation genügen, da schippert die Karawane bereits - hübsch diszipliniert: Heck an Bug - die Hase entlang.
" Total faszinierend", staunt Stefan, " sonst fahre ich ja Immer nur mit dem Fahrrad durch Osnabrück oder gehe zu Fuß." Neugierig lugen die Kanuten aus Ihren Bötchen heraus und suchen die Uferlinle nach bekannten Objekten ab. Keine Frage - der Blick aus der Froschperspektive eröffnet die Sicht auf eine bis dahin unbekannte Seite der Stadt: Das ehemalige Klöcknergelande zieht vorbei, der Bahnhofsvorplatz, die Domgärten. Für die Teilnehmer der Paddeltour, die jetzt erstmals vom Umweltamt angeboten wurde, war der " Wasserweg" das Ziel iher schweißtreibenden Mühen: Die sieben Kilometer des Haselaufs zwischen dem Freibad Wellmannsbrücke im Fledder und der Römereschstraße, im Osnabrücker Hafen.
Mit an Bord kletterten natürlich auch die Fachleute In Sachen Umweltschutz, schließlich sollte die Tour nicht nur eine vergnügliche Reise mit Lokalbezug, sondern vor allem eine Informationsfahrt mit ökologischen Erläuterungen werden. Ulrich Greiten vom Umweltamt hatte sich daher genauso auf die schwankenden Planken begeben wie Ökologe und Landschaftsplaner Achibert Goll.
" Wir wollen die Hase, die mitten durch unsere Stadt fließt, die aber kaum jemand kennt, durch diese Fahrten attraktiver machen", erklärt Ulrich Greiten vom Umweltamt. Denn nur wer ein Gewässer einmal selbst aus nächster Nähe erlebt habe, könne eine Beziehung zu ihm aufbauen. Achibert Goll sieht In der Fahrt die Chance, daß die Teilnehmer der Infotour ein Verständnis für die Probleme der Hase entwickeln. " An vielen Stellen lassen sich die Konflikte zwischen Stadtentwicklung und Umweltschutz verdeutlichen", erläutert Goll mit Blick auf die begradigten und renaturierten Abschnitte der Hase. Doch vor der erhofften Erkenntnis steht für die 16 Paddelwllllgen erst einmal das Naturerlebnis " Hase". Und vor der Hase steht Ulli Vogel von Natours, dessen Aufgabe darin besteht, die Landratten sicher durch die Fluten zu lotsen. Bevor die Kanus geentert werden dürfen, sind daher erstmal Trockenübungen am Startpunkt im Schutze der Autobahnbrücke angesagt: Gleichgewicht halten, keine überraschenden Bewegungen und die richtige Paddeltechnik. Wer will, bekommt eine Schwimmweste. Felix (8) und Tim (5) haben besonderes Glück - sie sind die jüngsten Crewmitglieder und brauchen sich nicht in die Kiemen zu legen - das macht Mutter Iris für sie. Ihre Motivation: " Wir sind erst vor einem Jahr nach Osnabrück gezogen und wollen unser neues Zuhause auch mal vom Wasser aus kennenlernen."
Gleich nach der ersten sanft geschwungenen Kurve der Hase recken sich von der Steuerbordseite her grazile Schilfhalme von der Uferböschung in den Himmel - das größte Schilfgebiet der Stadt. Hier hat sich Im Laufe vieler Jahre durch den Rückstau des Flusses ein Niedermoor entwickelt. " Die Fläche hat den Status eines besonders geschützten Biotops", erläutert Ökologe Goll und zieht die Augenbrauen zusammen: Eine Ausnahmegenehmigung für eine beabsichtigte Teilbebauung habe die Stadt bereits erteilt.
Wo der Huxmühlenbach in die Hase mündet, hat sich ein Rentner samt Schäferhund gute zwei Meter über der Wasserlinie auf einer kleinen Brücke postiert. Amüsiert beobachtet der Mann die winzigen Boote, während sein Vierbeiner ob der herannahenden Miniaturarmada aufgeregt Witterung aufzunehmen versucht.
" Hier links ist eine Teichrose", macht Achibert Goll die Teilnehmer ungeachtet der Bedrohung, die da von der Landseite her auf die Abenteurer herankläfft auf die sattgelben Blütenstände aufmerksam. Zwischen Sumpfverglßmeinncht, Hahnenfuß und Laichkraut schimmert grün eine Spätlese in der Strömung. Eine alte Autofelge und etliche Bierdosen sind an einer Insel Schwertlilien gestrandet.Die Gewässergüte der Hase liegt zwischen zwei und drei", berlchtet Goll. Das sei zwar nicht mehr so schlimm wle vor Jahren, aber vor allem durch die intensive Landwlrtschaft werden vlele Stoffe In die Hase geschwemmt".
Während Im südlichen Abschnitt der Hase die ländlich geprägten Abschnltte schon bald in elne industrielle Kulisse münden, wlrd das starre Bett des Flusses im Stadtgeblet noch enger und verwandelt sich vorübergehend sogar in eine Gruft: 410 Meter dümpelt die Hase unerreichbar für jegliches Sonnenlicht derzeit noch unter dem Stadtberelch " Öwer de Hase". " lh gibt' s hier etwa Ratten?" ruft eln Kanut, und das Echo hallt über das düstere Wasser.
Den Herrenteichswall entlang, vorbel an den Domgärten mit Kurs auf die Wachsbleiche werden die eben noch schaudernden Rattenverächter für ihre Strapazen reíchlich entschädigt: Wem die herabhängenden Zweige der Weiden beim Paddeln durchs Gesicht streifen, der kann es kaum glauben, daß er das Bildungszentrum der Hasestadt erreicht hat. Allenfalls die Motorengeräusche, die vom Wall aus herüberdröhnen, erinnern die 16 - inzwischen perfekt paddelnden Teilnehmer der Infotour an lhren Standort.
Bis zum Anleger an der Römereschstraße sind es nun nur noch wenige hundert Meter. Achibert Goll und Ulrlch Greiten weisen, soweit es ihre Balance zuläßt, mlt ausholenden Gesten ein letztes Mal auf Zimbelkraut und Gebirgsstelze hln.
" Das war wlrklich sehr beeindruckend", beflndet Stefan. " Wenn sich das mlt dem Umweltschutz verelnbaren läßt, sollte das Umweltamt solche Fahrten ruhlg öfter anbieten." Denn trotz Muskelkaters würden die meisten Teilnehmer " ihre" Hase gern noch einmal aus dieser Perspektive erleben. Schließlich steigt auch eln Osnabrücker nle zweimal in den selben Fluß.
Zur Sache
Von Ihrem Quellbereich bei Melle bis zu ihrer Mündung in Meppen schlängelt sich die Hase auf 168 Kilometern durchs Osnabürkcer Land. Die beschriebene Infotour des Umweltamtes von der Wellmannsbrücke bis zur Wesereschstraße umfaßt eine Strecke von 7 Kilometern und dauert ca. 4 Stunden (mit Pause). Bei normalem Wasserstand mißt die Hase an irer tiefsten Stelle 2, 50 Meter, an ihrer flachsten 50 Zentimeter. Drei Wehre sind zwischen Start- und Endpunkt der Fahrt zu überwinden, wobei die Kanus aus dem Wasser gehoben und hinter dem Wehr wieder eingesetzt werden müssen. 1. Wehr am alten Lokschuppen, 2. Wehr an der Neuen Mühle, 3. Wehr an der Pernickelmühle. Die Fahrten, die das Umweltamt im Rahmen des Projekts " Wasser im Fluß" in diesem Jahr erstmals organisiert hat, sollen künftig ein fester ProgrammpunktiIm Angebot der Stadt werden: Gemeinsam mit dem Amt für Stadtmarketlng plant dasUmweltamt weitere Infotouren über die Hase, um das Verständnis der Osnabrücker für ihren Fluß zu wecken. Weitere Informationen erteilt Ulrich Greiten (Umweltamt) unter Telefon O5 41/ 3 23 31 64.

Bilduntertitel
AUS DER FROSCHPERSPEKTIVE erlebten die Teilnehmer der Infotour das Stadtgebiet. Mit Kurs aufs Zentrum passierten sie auch die Schellenbergbrücke (im Hintergrund).

STÜRMISCHE BEGEGNUNG: Der einzige, der an der Paddeltour etwas auszusetzen hatte - ein männlicher Höckerschwan.
Bilduntertitel

AM WEHR WIRD' S SCHWER: Dreimal mufiten die Kanus aus dem Wasser gehoben werden.

DER LETZTE MOHIKANER? Ein Besuch bei seiner Freundin Claudia in Osnabrück endete für Ron aus Bonn im Kanu.

IDYLLE IN DER INNENSTADT: Die Kanuten in Höhe der " Neuen Mühle" an der Heinrich-Heine-Straße (inm Hintergrund das Pottgrabenbad).

WAS HEIßT HIER BEIDREHEN? Kaum beim Güterbahnhof (links) angekommen, beherrschten die Naturfreunde das Paddel.
Autor:
Ulrike Havermeyer, Till


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