24.02.1877

Osnabrücker Volkszeitung/ OVZ

Osnabrück als Stadt der Alltäglichkeit und des Mittelmaßes - schon 1877!

Local- und Provinzial-Nachrichten

Osnabrück, 24. Februar.
Unsere Stadt hat in den letzten Wochen ein sehr ruhiges Bild, und unsere Local-Berichterstatter kamen sehr häufig mit der Meinung " Nichts Neues vor Paris!". Es schien fast, als ob das Prädicat " angehende Großstadt" verloren gehen sollte, denn schlechtes Pflaster, weniger Verkehr, verdienstlose Zeit, unbeständiges Wetter, bilden das Hauptthema der Unterhaltung des ruhigen Bürgers hinter dem Schoppen Bier. In den letzten Tagen bot nun die nochmals bevorstehende Rischstagewohl erwünschten Stoff zur Unterhaltung und der Philister machte seine Combinationen über die Candidaturen, wovon jedoch bis heute noch nichts Bestimmtes zu Tage getreten. Daß in der gestrigen Nacht in der Goldstraße wiederum Wäsche gestohlen und auch gestern Nachmittag ein Canalarbeiter, der des " Guten" zu viel gethan hatte, neben der Catharinrnkirche sein " Räuschchen" in gerade nicht gebührender Weise abwerfen wollte, worauf ein Dienstmannskarren ihn nach der Polizei führte, sind alltägliche Sachen und es kann deshalb mit Recht und Fug behauptet werden: Osnabrück ist gegenwärtig sehr ruhig.