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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Inhalt:
Überschrift:
Zur Rauchplage.
Zwischenüberschrift:
Der qualmende Lokomotivenschornstein.
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Mit der Verminderung der Rauchplage sind gelegentlich einige Fortschritte gemacht worden, aber es gehört schon eine ziemlich scharfe Beobachtung dazu, um sie überhaupt wahrzunehmen. Man könnte auch vielleicht sagen, daß sie vorläufig hauptsächlich auf der einen Seite in einer größeren Erregung gegen die Rauchverpestung der Luft, auf die andern Seite in dem guten Willen zur Abhilfe bestehen. Die tätsächlichen Erfolge sind sehr gering geblieben. Vor allem sind die Eisenbahnen mit ihren Versuchen zur Verminderung des Lokomotivenrauchs seit Jahren kaum vom Felck gekommen. Die Güterzüge sündigen meist noch mehr, als die Personenzüge. Wohin der Grund dafür zu suchen ist, entzieht sich einer sicheren Beurteilung. Möglicherweise wird für erstere gewöhnlich eine minderwertige Kohle benutzt oder, was wahrscheinlicher ist, die Lokomotiven werden weniger sorgfältig geheizt.
In England, wo überhaupt mit viel mehr Energie und Planmäßigkeit gegen die Rauchplage vorgegangen wird, ist man auf die Lokomotiven schon ziemlich scharf geworden, und es wird öffentlich verlangt, daß die Eisenbahngesellschaften ihre Züge in dieser Hinsicht schärfer überwachen und das nachlässige Heizen der Lokomotiven bezw. eine übermäßige Rauchentwicklung den betreffenden Beamten zur Last legen sollten.
Bei den deutschen Eisenbahnverwaltungen ist ein ernstes Streben nach möglicher Vermeidung zu starken Rauchentwicklung der Lokomotiven anzuerkennen, aber es muß noch viel mehr geschehen, ehe die Passagiere der Züge und nun gar die Nachbaren von Bahngleisen sich einigermaßen zufrieden geben könnten. Die Lokomotiven mit dem roten Ring um den Schornstein haben sich bisher nicht sonderlich ausgezeichnet, und höchstenskann man sagen, daß bei den andern Maschinen die Rauchplage noch schlimmer ist. Der Schaden, der sichdarüber zu beklagen haben, daß das äußere Gewand der Gebäude, die in der Nähe einer Esenbahn liegen, in wenigen Wochen nach einer Reparatur schon wieder völlig verschmutzt ist.
Im einzelnen geht die Schädigung natürlich viel weiter und ersteckt sich unmenschlich auch auf Passanten auf Wegen, die längs einer Eisenbahn aber über eine solche hinüberführen. Ein Erlebnis in der Umgebung von Berlin mag diese Behauptung veranschaulichen. Auf einem Bladukt über der Mannseebahn ging und stand eine Anzahl von Leuten, als gerade eine einzelne lokomotive unter vorüberfuhr und kurze Zeit an dem dicht bei der Unterführung stehenden Stellwerk Halt machte. Als die Machine wieder losfuhr, gab ihr Schornstein plötzlich eine Salve eines Gemisches von Ruß und Dampf von sich, die in einem Umkreis von etwa 20 Metern alle Personen und Gegenstände mit einem Schmutzregen überschwemmte. Einige Personen, die ihre Stellung gerade unglücklich am Geländer des Viaduktes gewählt hatten, waren von dem ekelhaften Gemisch dermaßen besudelt, daß Hut, Wäsche und Kleider vollkommen verdorben waren.Es ließ sich mit Bestimmtheit annehmen, daß diese eine Episode aus der Lebensgeschichte dieser Lokomotive einen Schaden von mehreren hundert M. zur Folge hatte. Leider schienen gerade die am ärgsten Betroffenen nicht willig zu sein, deswegen eine Beschwerde anhängig zu machen, deren Erfolg gewiß weite Kreise interessiert haben würde. Es kommt immer wieder darauf hinaus, daß der Rauchplage gegenüber eine gewisse direkte oder indirekte Solidarität des Publikums am Platze wäre.
Mich schrecken, so schreibt ein anderer Leser zu dem alle Kreise gleichmäßig interessierenden Kapitel, im Winter keine tagelangen Eisenbahnfahrten, so wie es sich aber um eine sommerliche Reise auch nur von wenigen Stunden handelt, graut mir vor dem Schmutz, den ich in der Eisenbahn und auf Bahnhöfen über mich ergehen lassen muß. Die Berührung der russigen Tür und Handgriffe an den Eisenbahnwagen kann man bei einiger Geschicklichkeit im Ein- und Aussteigen vielleicht vermeiden, aber anders steht es mit der Belästigung durch den Rauch während der Fahrt aus:
Auf Wunscheiner, mehrerer oder auch aller Reisenden werden während der Fahrt in der warmen Jahreszeit die Fenster wenigstens auf einer Seite des Wagens geöffnet. Hat man nun das Glück, daß der Wind den Rauch der Lokomotive fast senkrecht zur Zugrichtung fortweht, dann ist die Sache sehr schön. Wenn aber der Rauch am Zuge entlangreicht, wie es meistens der Fall ist, so kann man von Glück sagen, wenn dies nur einseitig der Fall ist, so daß auf der anderen der rauchfreien Seite, die Fenster offen gehalten werden können. Sobald der Zug aber seine Fahrtrichtung ändert, und das ist in gebirgigen Gegenden sehr häufig der Fall, dannfährt die Rauchsäule bald links, bald rechts am Zuge entlang und man kann nur durch unaufhörliches , abwechselndes Oeffnen und Schließen der Fenster das Eindringen von Rauch verhindern, Wenn man dies nicht tun kann oder will, oder wenn der Rauch an beiden Seiten des Zuges zu gleichen Zeit entlang zieht, dann bleibt einem nur die Wahl: bei geschlossenen Fenster zu schwitzen oder bei geöffneten Rauch und Ruß über sich ergehen zu lassen. Oeffnet man die zur Lüftung oben in den Abteilen angebrachten Schieber, dann wird die Sache noch schlimmer. Man bekommt dann den auf den Wagen aufgelagerten Staub und Ruß in den Wagen hinein. Die in besser Absicht in den Wagen angebrachten Wascheinrichtungen erfüllen nur mangelhaft ihren Zweck. Wegen der Enge des Raumes sich sie recht primitiv und besonders nach langer Fahrt selbst so durch Ruß verunreinigt, daß man sich eben gewaschenen Hände beim Schließen der Waschvorrichtung wieder einschmutzt. Zudem ermöglichen sie doch auch nur Hände und allenfalls Gesicht zu reinigen, aber auf Kleidern und Wäsche muß man den Schmutz dulden.
Nun, es gibt gewiß eine Menge Reisende, die sich aus diesem Eisenbahnschmutz nichts machen - das Reinlichkeitsgefühl und Reinigkeitsbedürfnis ist ja verschieden verteilt - aber im Interesse derjenigen, die durch allmähliche Gewöhnung nicht gleichgültig gegen derartigen Verunreinigungen geworden sind, ist doch wohl die dringende Frage berechtigt, ob diese Belästigung durch den Lokomotivrauch durchaus notwendig sind oder ob sie nicht abgestellt werden können.
Die Frage, wie bei den Hofzügen die Belästigung durch den Rauch vermieden wird, ist dahin zu beantworten, daß eine möglichst gute Kohle genommen wird und daß zur Beförderung dieser Züge nur tadellose Lokomotiven benutzt werden, aud die man die beiten Führer und die tüchtigsten Heizer stellt. Da nun obendrein auf der ersten Lokomotive gewöhnlich ein höherer Beamter auf der zweiten der Vorsteher der Betriebswerkstätte fahren müssen, so sind alle Bedingungen gegeben, um die Hofzüge nahezu rauchfrei zu befördern.
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