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1.
Erscheinungsdatum:
01.06.2019
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Inhalt:
vor
100
Jahren
Überschrift:
Empörung im Magistrat über die „schimpflichen Friedensbedingungen″
Zwischenüberschrift:
Mai 1919: Neubestuhlung des Friedenssaals, Gassperrstunden und „Lionella, das Löwenweib″
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück
Bevor
die
städtischen
Kollegien
den
Haushaltsplan
für
1919
verabschieden,
gibt
Oberbürgermeister
Julius
Rißmüller
eine
Grundsatzerklärung
zu
den
jüngst
veröffentlichten
Friedensbedingungen
der
Entente-
Mächte
ab,
die
für
ihn
weiterhin
„
unsere
Feinde″
sind:
Er
hoffe,
„
daß
ein
Schrei
der
Empörung
durch
Deutschland
geht″
über
die
„
schimpflichen
Friedensbedingungen,
die
unsere
Feinde
Deutschland
aufzwingen
wollen″.
Er
hoffe
weiter,
„
daß
Deutschland
einig,
stark
und
entschlossen
sein
wird,
einen
Frieden
abzulehnen,
der
uns
entehren
und
herabdrücken
würde
zu
einem
Sklavenvolk″.
Um
die
drückende
Wohnungsnot
zu
lindern,
beschließen
die
Kollegien
Baukostenzuschüsse
an
fünf
private
Bauunternehmen,
die
insgesamt
24
Wohnungen
errichten
wollen.
Stadtbaurat
Friedrich
Lehmann
erläutert,
dass
das
Bauen
heute
fünf-
bis
sechsmal
so
teuer
sei
wie
vor
dem
Krieg.
Ohne
städtische
Zuschüsse
zum
Ausgleich
der
„
Überteuerungskosten″,
ergänzt
durch
solche
des
Reiches
und
des
Staates
Preußen,
würde
kein
Unternehmer
Wohnungen
bauen.
Lehmann
begrüßt
es,
dass
neben
der
Gemeinnützigen
Baugesellschaft,
mit
der
die
Stadt
schon
länger
eng
zusammenarbeite,
jetzt
auch
ein
neu
gegründeter
Beamten-
Wohnungsverein
Häuser
bauen
will.
Die
Kollegien
beschließen
einstimmig
die
Übernahme
von
zehn
Anteilsscheinen
im
Gesamtbetrag
von
8000
Mark
und
sichern
sich
einen
Platz
im
Aufsichtsrat.
Ferner
ist
die
Stadt
an
die
Militärverwaltung
herangetreten
mit
der
Bitte
um
Freigabe
von
ein
bis
zwei
Kasernen
für
Wohnungszwecke.
Bürgervorsteher
Heinrich
Groos
(SPD)
vertritt
den
Standpunkt,
dass
die
Wohnungsnot
kurzfristig
nur
durch
Rationierung
gemildert
werden
könne.
Aus
bestehenden
Häusern
sollten
leer
stehende
oder
kaum
genutzte
Räume
notfalls
auf
dem
Zwangswege
zur
Verfügung
gestellt
werden.
Weiterhin
schlägt
er
vor,
den
städtischen
Steinbruch
am
Schölerberg
zu
reaktivieren.
Mit
den
dort
gebrochenen
Steinen
könne
das
Bauen
billiger
gemacht
werden.
Dem
widerspricht
Stadtbaurat
Lehmann.
Die
städtische
Wasserversorgung
stehe
dem
entgegen.
Der
Steinbruch
war
seinerzeit
von
der
Stadt
angekauft
und
außer
Betrieb
gesetzt
worden,
um
die
Wasserleitung
zum
Hochbehälter
hindurchlegen
zu
können.
Außerdem,
so
Lehmann,
habe
die
Stadt
noch
eine
Million
Backsteine
zur
Verfügung,
die
für
die
nächste
Zeit
ausreichten.
Was
die
Wohnung-
Zwangsbewirtschaftung
angeht,
spricht
man
sich
mehrheitlich
dafür
aus
abzuwarten,
welches
Echo
der
öffentliche
Aufruf
zur
freiwilligen
Bereitstellung
von
Wohnräumen
haben
wird.
Weiteres
Thema
im
Rathaus
ist
der
Wunsch
nach
neuer
Möblierung
des
Friedenssaals,
der
nach
wie
vor
als
Ratssitzungssaal
dient.
Die
bisherige
Bestuhlung
musste
wegen
Vergrößerung
des
Bürgervorsteher-
Kollegiums
provisorisch
ergänzt
werden,
nutzt
aber
die
vorhandene
Raumfläche
schlecht
aus.
Nun
sollen
eichene
Klappstühle
und
davor
nach
Art
der
Schulbänke
45
Zentimeter
tiefe
Tischflächen
zum
Auflegen
von
Schriftstücken
beschafft
werden,
möglicherweise
in
geänderter
Anordnung:
der
Magistrat
an
einer
Langseite
und
die
Bürgervorsteher
ihm
gegenüber
in
drei
Blöcken
mit
zwei
Durchgängen.
Für
die
Beibehaltung
der
alten
Anordnung
werden
historische
Momente
geltend
gemacht,
für
die
neue
angeblich
bessere
Lichtverhältnisse.
Vor
der
endgültigen
Entscheidung
„
soll
so
etwas
wie
eine
Probesitzung
in
Szene
gesetzt
werden″.
In
den
Kleinanzeigen
des
„
Osnabrücker
Tageblatts″
spürt
man
die
Not
weiter
Bevölkerungskreise,
wenn
es
etwa
heißt:
„
Getragene
Kindersachen
für
Jungen
von
7
und
Mädchen
von
5
Jahren
gegen
Zucker
abzugeben″
– „
Gebe
Eßkartoffeln
für
kl.
Handwagen″
– „
Sechs
Pfd.
Butter
demjenigen,
der
mir
bis
zum
1.
Oktober
eine
3-
Zimm.-
Wohn.
besorgt″
oder
„
Neuer
feldgrauer
Herrenulster
(Größe
48)
gegen
Oel,
Butter
und
Mehl
abzugeben″.
Andere
Bedürfnisse
herrschen
in
den
sogenannten
besseren
Kreisen:
„
Gebildetes,
ev.
Mädchen
nicht
unter
20
J.,
das
nähen
und
die
Kinder
bei
den
Schulaufgaben
u.
Klavierüben
beaufsichtigen
kann,
zum
1.
Juni
od.
später
ges.
–
Angeb.
mit
Bild,
Zeugnisabschr.
und
Lebensl.
an
Frau
Major
Cunze,
Friedrichstr.
25″
– „
Zuverlässiges,
in
Küche
u.
Hausarbeit
erfahrenes
Mädchen
oder
Stütze
zum
1.
Aug.
gesucht.
Frau
Landgerichtsrat
Robby,
Wielandstr.
2″.
Der
Wonnemonat
lockt
zu
Veranstaltungen.
Die
„
Freie
Turnerschaft″
trifft
sich
bei
Hellbrecht
auf
dem
Klushügel
und
bietet
Schauturnen
mit
anschließendem
Ball.
Auf
dem
Platz
vor
der
Klosterkaserne
gibt
es
ein
großes
Volks-
und
Frühlingsfest,
das
mit
„
Volksbelustigungen
aller
Art″
wirbt.
Als
Höhepunkt
tritt
„
Lionella,
das
Löwenweib″
auf.
1000
Mark
werden
demjenigen
versprochen,
der
nachweist,
dass
Lionella
ein
einziges
falsches
Haar
trägt,
dass
sie
keine
lebende
weibliche
Person
ist
und
dass
die
ausliegenden
ärztlichen
Atteste
gefälscht
sind.
Auch
wichtig:
„
Der
Platz
wird
jeden
Tag
gut
gesprengt.″
Der
Tierschutzverein
lädt
zu
einem
„
Ausgang
zwecks
Beobachtung
der
Natur
zum
Bürgerpark
u.
der
Gartlage″,
Treffpunkt
am
Hasetor
am
Sonntagmorgen
um
6.30
Uhr.
Der
Turnverein
„
Jahn″
beginnt
seine
Monatsversammlung
im
Vereinslokal
„
Jägerheim″,
Johannismauer,
am
Sonntag
um
11
Uhr.
Er
bittet
„
gediente
Leute,
welche
gewillt
sind,
dem
Trommler-
und
Pfeiferkorps
beizutreten″,
sich
in
der
Versammlung
zu
melden.
Das
Kaffee
Lortzing
wartet
mit
„
Feo
Feodora,
das
schöne
Zigeunermädchen
–
Jugend!
Schönheit!
Kunst!
″
auf.
Die
Osnabrücker
Sektion
des
Alpenvereins
wendet
sich
in
einem
Appell
„
gegen
die
drohende
Verwelschung
Südtirols″,
also
die
von
der
italienischen
Regierung
geforderte
Verlegung
der
nördlichen
Grenze
Italiens
bis
an
den
Brenner.
Die
Osnabrücker
unterstützen
damit
die
Protestnote
des
„
Deutschen
und
Oesterreichischen
Alpenvereins″.
Die
Glocken
der
Marienkirche,
die
zur
Gewinnung
des
kriegswichtigen
Buntmetalls
zur
Einschmelzung
abgegeben
werden
mussten,
sind
noch
kurz
vor
dem
Waffenstillstand,
nämlich
am
24.
September
1918,
in
Thale
am
Harz
zerschlagen
worden,
berichtet
der
„
Kirchenbote″.
Zur
Einschmelzung
kam
es
hingegen
nicht
mehr.
Jetzt
kämpft
die
Mariengemeinde
darum,
wenigstens
die
Bruchstücke
zurückzuerhalten.
Man
möchte
so
schnell
wie
möglich
wieder
in
den
Besitz
eines
vollen
Geläuts
kommen.
Besonders
misslich
sind
die
Gassperrstunden
für
die
Hühnerzüchter.
Dabei
kommt
es
zeitweise
zur
Erkaltung
der
gasbetriebenen
Brutmaschinen
und
damit
zu
schlechten
Brutergebnissen.
Aus
100
eingelegten
Eiern
kommen
nur
etwa
20
bis
25
lebensfähige
Küken
zur
Welt.
„
Diese
Unrentabilität
fällt
natürlich
in
jetziger
Zeit
mit
ihrem
Eiermangel
und
den
hohen
Eierpreisen
für
die
Hühnerhalter
ganz
besonders
ins
Gewicht″,
schreibt
das
„
Tageblatt″.
Bildtext:
Der
historische
Friedenssaal
im
Rathaus
wurde
noch
bis
1932
als
Ratssitzungssaal
genutzt,
wobei
schon
im
Mai
1919
Klage
über
die
unzweckmäßige
Sitzanordnung
geführt
wurde.
Dieses
Foto
aus
dem
Jahr
1928
entstammt
dem
Archiv
des
Museumsquartiers.
Autor:
Joachim Dierks